2. Koffer - oft ein schlechtes Zeichen

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☀️

Die Sonne scheint in Itachis Gesicht, als er am Morgen in seinem Zimmer aufwacht.
Er erinnert sich daran, dass er gestern noch dabei zusah, wie sie unterging.

Sofort springt Shisui in seine Gedanken. Wie er ging. Mit dem Kopf zum Boden und den Händen in den Hosentaschen.

Aber was sollte er denn auch tun?

Ihm sagen, dass er ihn liebt? Itachi heiratet demnächst doch eh jemand anderen, der nicht Shisui ist. Bei dem Gedanken verknotet sein Magen.

Niemals in seinem Leben könnte er eine andere Person auch nur ansatzweise so sehr lieben, wie er Shisui liebt.

Ihm ist bewusst, dass sie kein Paar sein dürfen. Das wäre kein guter Ruf für den Clan und sein Vater würde wahrscheinlich Amok laufen.

Aber was wäre, wenn? Was wäre, wenn sie darauf scheißen würden und einfach ein glückliches Paar wären?
Dann könnten sie so viele Sonnenuntergänge genießen, ohne die Angst, dass Izumi jeden Moment auftaucht.

Hoffnung blüht in Itachi.

Wenn Shisui der Richtige für ihn ist - woran er mehr glaubt als alles andere -, werden sie zueinander finden. So ist das immer. In jedem Film. Der Richtige würde dich niemals verlassen. Oder?

Doch was wäre dann mit Izumi? Sie wäre ein Klotz am Bein. Sie würde ihr perfektes Kartenhaus mit nur einem Pusten zerstören.

Er seufzt.

Hoffentlich hat Shisui sich wenigstens ein gutes Kuchenrezept rausgesucht. Eines, was nicht halb vergiftet ist, um Izumi auf unauffällige Art und Weise aus dem Weg zu räumen.

Mit gebremsten Schritten läuft er in die Küche, wo ihn schon sein Schicksal erwartet.

»Guten Morgen, Itachi-Kun«, säuselt sie zuckersüß zu ihm.

Paranoid reibt er sich seine Augen, in der Hoffnung, es sei nur eine Einbindung, doch da steht sie wirklich. Izumi. Mit ... Koffern?

»Hallo, Izumi«, begrüßt Itachi sie nun nach kurzen Minuten.

»Hallöchen, mein liebster Lieblingscousin. Wie hast du geschlafen? Ich habe das Kochbuch mit dabe-« Abrupt stoppt Shisui in seinem Satz. »Izumi? Wozu die ganzen Koffer?«, fragt er mit gehobener Braue und klammert das Buch an seine Brust.

»Hat Fugaku-Sama es euch noch gar nicht erzählt?«, will Izumi nun stechend wissen.

So ekelerregend.

»Was denn?«, bellt Shisui schon fast.

Diese Tussi kann einen doch nur aufregen. Nicht mal seit fünf Minuten steht sie hier und macht schon die Hoffnung der Jungs, endlich mal ihre Zweisamkeit auszukosten, zu nichte.

»Fugaku-Sama fand es vernünftig, wenn ich zu euch ziehe. Dann können wir uns noch besser kennenlernen, Itachi-Kun. Wenn du willst, kannst du gerne auf der Couch schlafen. Oder bei mir.«

»Ich bin mir sicher, Mikoto hat noch eine alte Luftmatratze für dich, Izumi. Wenn du Glück hast, ist sie noch nicht von Mäusen angeknabbert oder hat diverse Flecken«, kontert Shisui, der es nicht in Ordnung findet, wie die Prinzessin hereinspaziert und denkt, alles tanzt nach ihrer Nase.

»Halt die Klappe, Shisui! Ich rede nicht mit dir«, keift die Uchiha mit verengten Augen zu dem Lockenkopf. »Aber um spätestens zwanzig Uhr liegst du im Bett, Itachi. Ich brauche meinen Schlaf und eine Brust, an die ich mich kuscheln kann. Du weißt, mir wird schnell kalt«, glubscht sie mit ihren braunen Augen.

Auch für Itachi, der eigentlich voll und ganz nach Regeln strebt, wird das hier zu viel. Unglaubwürdig starrt er das Uchiha Mädchen an.

»Regeln sind dazu da, um gebrochen zu werden«, grinst der ältere Uchiha schelmisch.

Und bevor Izumi noch was dagegen protestieren kann, kommen auch schon Mr. und Mrs. Uchiha in die Küche.

»Oh, schönen guten Tag, Herr und Frau Uchiha«, begrüßt Izumi die beiden Älteren des Hauses und tut auf perfekte Schwiegertochter.

»Hallo, Izumi«, lächelt Mikoto ihr zu.

Fugaku reicht ihr die Hand, welche sie ihm freundlich entgegen nimmt.

»Itachi, wärst du so lieb und hilfst Izumi mit den Koffern? Ihr könnt sie in dein Zimmer stellen«, befiehlt Fugaku monoton.

»Sicher, Vater«, meint Itachi seelenruhig, obwohl er damit nicht einverstanden ist.

»Hallo, Shisui. Was machst du denn schon so früh hier?«, fragt Mikoto neugierig und blickt auf das Buch. »Wolltest du einen Kuchen backen?«, runzelt sie die Stirn und schmunzelt hinter ihrem zarten Handrücken.

Sie weiß ganz genau, dass der Uchiha der schlechteste Koch ist.

Shisui schaut hinab zum Buch.
»Oh ... Nein. Itachi bat mich, mit ihm einen Kuchen für die Hochzeit auszusuchen, Tante Mikoto. Und wenn ich backen lernen wollen würde, dann bei dir. Dein Kuchen ist der beste in ganz Konoha«, strahlt der Lockenkopf mit seinen Augen.

»Du bist ein süßer Junge, Shisui. Deine Eltern wären sicher stolz auf dich, wenn sie wüssten, was für ein toller Kerl du geworden bist.«

Warmherzig sieht sie in seine schwarzen Augen, die zu schimmern beginnen. Dann umarmt Mikoto ihn kurz mit ganz viel Liebe, ehe sie ihn loslässt.

»Ja. Ja, das wären sie bestimmt«, lacht er und kratzt sich vor Nervosität am Nacken.

Wenn die nur wüssten, dass er seinen Cousin seit einem halben Jahr zu Sonnenuntergängen verführt, Itachi schon fast zum Fremdgehen anstiftet und den ein oder anderen flirty Spruch gibt, würden sie das ganze sicher nicht mehr so locker sehen.

Aber was soll er denn machen?
Seinem Herz sagen, es soll Itachi nicht mehr lieben und ihn einfach vergessen? Ihn fallen lassen? Liegenlassen?

Nein. Niemals. Sie kamen doch noch gar nicht dazu, ihr Für-immer auszukosten. Warum einfach aufgeben? Itachi ist und bleibt seine große Liebe.

Den Teufel wird er tun und das einfach wegwerfen. Egal, wie chancenlos die Situation erscheint. Alles passiert mit der Zeit. Und das ist auch gut so. Alles kommt und geht zur richtigen Zeit.

Also wird auch irgendwann ihr Für-immer kommen. Sie müssen sich nur noch etwas gedulden und anstrengen. Dann werden sie mit der Liebe des anderen belohnt und können glücklich zusammen leben.
Für immer.

»Okay, dann komm, Itachi!«, singt das Mädchen, greift nach der Hand des Besagten und schleift ihn hinter sich her.

»Gut, dann komme ich wohl nachher nochmal wieder!«, ruft Shisui nach, stellt sich auf Zehenspitzen und versucht verzweifelt, ihnen nachzusehen.

Itachi schafft es, seinem Cousin noch schnell einen Blick zu zuwerfen, der sagt:
es tut mir leid.

Shisuis Herz fällt zu Boden und zerschmettert. Doch er weiß, dass Itachi das Ganze auch nicht will. Er ist ihm nicht böse. Er ist ihm nie böse. Außer, wenn er sein Essen nicht mag.

Gut, er kann nicht kochen, doch eines weiß er ... Für Itachi würde er alles tun, um ihn am Ende zufrieden und glücklich zu sehen.

Für Itachi würde er sogar stundenlanges Kochen lernen.

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~L
1063 Wörter

Sunset Where stories live. Discover now