Scheiß Studium und gute Bücher

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Mit 20 fing ich an, Literaturwissenschaften an der Bonner Universität zu studieren. Sie müssen wissen, dass ich leidenschaftlich gern lese. Die Bücher waren und sind immer meine einzigen Freunde gewesen, die mich niemals im Stich ließen. In diese einzigartigen Fantasiewelten konnte ich flüchten, und genoss somit eine Art von Freiheit, die mir daheim fremd war. Ein Stück Zuhause. Sie sehen nun, dass wir als Familie sozusagen das Gegenteil der Cosby-Family waren. Wir waren weiß, mein Vater war nicht witzig und es herrschte eine Null-Toleranz-Regel. Die einzige Liebe, die ich zu Hause empfing, war die pervertierte Liebe, die mir vom eigenen Drecksvater aufgezwungen wurde. Kommen wir lieber wieder zu meinen Büchern. Zu meinen Lieblingslektüren zählen seit meiner frühesten Kindheit die Märchen der Brüder Grimm oder von Hans Christian Andersen. Ich lese auch Gruselromane und schaue leidenschaftlich gerne Horrorfilme, da ich auch selbst in dieser Richtung gern schreibe. Zu meinen Lieblingsautoren zählen Stephen King, Jack Ketchum, Arthur Conan Doyle, Michael McDowell und einige weitere berühmte Vertreter der Horror-Belletristik. Diese besonderen Schriftsteller sind hervorragende Sprachkünstler und sowas von verdammt gut. Es sind echt geistreiche Geschichten dabei. Dahinter steckt immer ein kluger Kopf. Leider konnte ich mich nicht genauso in die Klassiker der Literatur hineinträumen, wie es die Universität erwartete. Die Werke von Twain, Dickens, Kafka, Dürrenmatt, Schiller, Lessing, Goethe und wie sie sonst alle heißen mögen, verdarben mir die Freude am Studium. Und so beschloss ich letztendlich mein Studium abzubrechen, um selbst zu schreiben. Die Geschichte ist voller erfolgreicher Schriftsteller und auch Schriftstellerinnen, die alle auch ohne einen verfickten Hochschulabschluss die Karriereleiter emporgestiegen sind. Das Talent, so war ich fest überzeugt, wird mit in die Wiege gelegt. Eine chinesische Weisheit besagt, dass jeder noch so lange Weg mit dem ersten Schritt beginnt, und mein erster Schritt (leider zum Abgrund hin) begann mit dem Abbruch des Studiums. Die Vorstellung, mit dem Schreiben von Romanen und Kurzgeschichten Geld zu verdienen, hatte mich voll und ganz in seinen Bann gezogen. Und so beschloss ich letztendlich, mich meiner Bestimmung zu widmen. Ich träumte, dass ich schnell Ruhm, Anerkennung und Reichtum erlangen würde. Ich vertiefte mich in Tagträume: Jedes Buch, das ich fleißig schrieb, wurde ein Bestseller. Berühmte Regisseure rissen sich um meine Bücher, um sie verfilmen zu dürfen. In den Hollywoodfilmen (und auch in den Bollywoodfilmen)mimten berühmte Stars die Hauptakteure meiner Werke. Mit meinen Büchern und Erzählungen erreichte ich schnell Kultstatus. Kurz: Ich wurde reich und berühmt und alle Welt schaute zu mir auf. – Die verfickte Realität sah jedoch ganz anders aus. 

WerbezombieWhere stories live. Discover now