Remake

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Ich befinde mich in einem hochgewölbten engen gotischen Zimmer. Ich sitze unruhig an einem Pult. Vor mir liegt ein Buch, es ist Kierkegaard über Mozarts Don Juan. Da spüre ich eine eisige Kälte kommen, als ob im winterwarmen Zimmer ein Fenster aufginge. Oh Mann, es wird kühl. Ein Dackel springt in den Raum und rennt wild hin und her. Ein altmodischer Ofen steht in der Zimmerecke, dahinter versteckt sich der Köter. Ich versuche noch auszumachen, wo ich mich befinde, da fängt der Dackel an zu knurren. Dieses Knurren nervt mich und ich möchte den Hund verjagen, doch er fängt an zu mutieren. Er wächst und seine Gestalt verändert sich. Ich bekomme es mit der Angst zu tun. Der Ofen bebt und ein seltsamer Nebel umhüllt die Zimmerecke. Aus dem Nebel tritt eine mysteriöse Gestalt. Plötzlich wird mir alles klar. Ich bin in einem Klassiker, den ich in der Uni lesen musste.

„Wer bist du?", frage ich ihn.

Er schaut mich grinsend an und antwortet: „Formuliere es anders. Es fehlt mir die künstlerische Ästhetik."

Ich beschließe mitzuspielen. „Wie nennst du dich?'", setze ich erneut an. Ihm scheint das Spiel zu gefallen.

„Eigentlich kennst du meine Antwort und doch will ich gerne der Theatralik die Gunst erweisen und stelle mich höflichst vor. Ich bin ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und das Gute schafft. Damit soll es nicht sein Ende haben. Höre: Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht; denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zu Grunde geht. Drum besser wär's, dass nichts entstünde. So ist denn alles, was Ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, mein eigentliches Element." „Ist das nicht etwas zu goethisch?"

„Stimmt, mein Freund. Ich bin eine Idee, die seinem Genie entsprang, doch mich gab es schon vor ihm."

„Müsste es kein Pudel sein, um den Meister wörtlich zu ehren?"

Der Schuft grinst. „Und ich dachte, du hast nichts von deinem Studium mitbekommen. Aber bedenke, auch ein Dackel ist ein deutscher Hund! Hund ist Hund und deutsch die Hauptsache."

„Ich glaube aber nicht, dass ein Pudel deutsch ist", entgegne ich ihm.

„Wenn der Köter in Deutschland geboren ist und gerne deutsch sein möchte, so ist es ein deutscher Pudel mit Migrationshintergrund. Problem gelöst."

„Woher kommt diese Kälte? Von dir verströmt es! Wieso bist du so kalt?", frage ich vor Kälte zitternd.

Er darauf: „Es tut mir leid, dir hierin nicht gefällig sein zu können. Ich bin nun einmal so kalt. Wie sollte ich's sonst auch aushalten und es wohnlich finden, dort wo ich wohne?"

„What the Fuck you mean?"

„Sprich nur deutsch! Ich versteh es. Ist gerad recht meine Lieblingssprache. Manchmal versteh ich überhaupt nur deutsch."

„Ist dies wieder etwas goethisches?"

„Nein, jetzt liegst du falsch. Es ist der Mann, der schwule Mann, der aus mir spricht. Aber immer noch ein Genie, dieser Mann. Aber lassen wir diese bekannten Phrasen, sonst wirst du Probleme mit den Urheberrechten haben. Ich spreche jetzt zu dir, ohne die Hilfe meiner berühmten Paten."

„Was möchtest du von mir?"

„So mag ich das, schnell und direkt. Kommen wir zum Geschäftlichen, ich mag dich mehr als den neuen Heinrich Faust. Du bist eher wie der Adrian Leverkühn. Euch beide verbindet die Sehnsucht nach Ruhm, nicht aber das Streben nach Wissen. Euch beiden fehlt zudem das Gewissen, das ist ein fruchtbarer Boden für mich und meinesgleichen. So wie ich den alten Dr. Johann Fausten und den Tonsetzer Adrian Leverkühn holte, so werde ich dich holen."

„Du bist ein Täuscher, ein Lügner und ein unzuverlässiger Zeitgenosse. Lass mich in Ruhe!"

„Keine Angst, deine Muschi will ich heute noch nicht lecken. Doch bald wirst du mir Gesellschaft leisten. Wir haben einen Pakt."

WerbezombieWhere stories live. Discover now