Siebenundzwanzig

201 7 2
                                    

Erschrocken weitetest du deine Augen. Warst du so leicht zu durchschauen? Nein.

Ein kleines Lächeln zuckte an deinen Mundwinkeln. Das warst du nicht. Doch er konnte dich lesen, wie ein offenes Buch.

Ein leichtes Lächeln setzte sich auf deine Lippen, doch deine Augen konnte es nicht erreichen. Es wirkte traurig.

„Mir geht es nicht gut.. zufrieden?", fragtest du ihn. Und seine erste Miene wich in eine die vollgepackt mit Mitleid zu sein schien. Du wolltest aber nicht, dass man dich bemitleidete. Du warst ja selbst Schuld. Zu naiv, um die wahren Absichten eines Mannes zu erkennen. Zu geblendet von Komplimenten, die man dir machte.

„Willst du darüber reden?"

Nach deiner Ankunft und dem Gespräch mit deinen beiden Freunden bei dir zu Hause, hattet ihr kein einziges Mal mehr darüber geredet. Auf deinen Wunsch hin selbstverständlich.
Würde es denn helfen, wenn du mit jemanden darüber reden würdest? Du hattest ihnen gesagt, was vorgefallen war. Doch wie du dich fühltest.. und immer noch fühlst, das verschwiegst du. Denken konnten sie es sich jedoch.

„Vielleicht an einem anderen Ort", gabst du leiser zurück und Oikawa verstand. Schnell hattet ihr eure Getränke leer getrunken und er zog dich an deinem Handgelenk mit sich mit.

Nach einer Weile kamt ihr an einem kleinen Fluss, außerhalb der Stadt an. Ziemlich nah an der Aoba Jōsai. Es war eurer Lieblingsort, wohlgemerkt. Nach der Schule hattet ihr hier eure meiste Zeit verbracht. Gemeinsam und auch alleine. Jeder einzelne von euch.
Es war ruhig, man konnte dem Lauf des Flusses entspannt zusehen. Niemand störte einen dabei und man konnte seine Gedanken in Ruhe sortieren. Der perfekte Ort.

Gemeinsam hattet ihr euch auf einen Baumstumpf gesetzt, der wie zum Sitzen geschaffen war.

„Also, was willst du von mir hören, Tōru?", verbittert lachtest du auf. Ehrlich gesagt lag es dir nicht so, über deine Gefühle zu sprechen. Vor allem nicht über negative. Da wart ihr euch ähnlich. Keiner von euch Dreien redete gerne über sein Leid. Ihr wusstet es einfach und konntet euch beistehen, ohne viele Worte.

So wie du wusstest, dass es Iwaizumi zu schaffen machte, dass seine Eltern dem Studium in Kalifornien im Weg standen. Oder dass Oikawa so viele Selbstzweifel hatte, wie kein anderer..
Du kanntest sie alle. Die Ängste und Schwächen deiner Freunde. Ohne dass sie es dir sagen mussten. Sie wussten, wie sehr es dich belastete, dass deine Eltern kaum zu Hause waren und du dich nicht wichtig genug fühltest auch wenn du versuchtest es nie nach außen zu tragen.
Doch manche Sachen wussten sie eben nicht. Zum Beispiel, wie es dir nach einer Trennung ging. Natürlich warst du traurig, das war ja das Normalste was es gab. Doch wie ging es dir wirklich.. tief in dir drinnen.

„Was geht dir durch den Kopf.. wenn du an ihn denkst? Denkst du du bist nicht gut genug?"

Erschrocken schlucktest du den Kloß herunter, der sich bereits gebildet hatte.
Wieso musste er auch direkt ins Schwarze treffen.

Verdammter Oikawa.

Wie gerufen traten die Tränen in deine Augen und schnell versuchtest du sie wegzublinzeln. Seinen Blick hattest du gemieden. Doch er hinderte dich daran wegzusehen. An deinem Kinn zog er dein Gesicht so hin, dass du ihm in die Augen sehen konntest.

Verständnis.

War alles, was du in seinen brauen Iriden sehen konntest. Erbarmungslos lief dir die salzige Flüssigkeit über die Wangen und ein Schluchzen entrann deiner Kehle.
Du hattest dich an Oikawa's Brust geschmiegt und weintest bitterlich. Das einzige was er gerade tun konnte, war dir behutsam über den Rücken zu streicheln und dich zu besänftigen. Er versuchte es zumindest.

Vorsichtig löst du dich aus seiner warmen Umarmung und sahst ihn mit deinen rot getränkten Augen an. Dein Anblick zerbrach ihm das Herz. Wie konnte man dir nur so viel Leid zufügen. Wütend presste er seine Zähne zusammen, doch zwang sich zur Selbstbeherrschung.

„E-Ehrlich gesagt.. fühle ich mich widerlich. E-Ekelhaft.. und würde mir am liebsten die Haut vom Körper schrubben. Der Gedanke, dass ich benutzt worden bin, wie ein Spielzeug.. tut nicht nur weh.. es zerreißt mich regelrecht..", dein Schluchzen hattest du etwas besser unter Kontrolle, dennoch war es präsent.

„W-Wieso.. wieso macht man das ständig mit mir. Stimmt etwas nicht mit mir? Wenn es so ist, dann sag es mir Tōru..", kurz drücktest du dein Gesicht erneut in seine Brust. Doch bevor er dir antworten konnte, fingst du wieder an.

Du schämtest dich so sehr, dass du dein Gesicht immer noch in seiner Brust vergrubst.

„T-Tōru.. ich hab mit ihm geschlafen.."

Du konntest den schnellen Herzschlag deines besten Freundes deutlich hören. Er hatte nach deinen Worten drastisch zugenommen.

„Und danach hab ich erfahren.. dass es nur ein Spiel war. Eine Wette. Alles nur gespielt.. die ganzen Gefühle. Die Nähe. Die.. L-Liebe.."
Denn das war es, was ihr getan hattet. Ihr hattet euch geliebt, ohne euch zurückzuhalten. Deine Brust zog sich schmerzhaft zusammen und wieder überkam dich die Übelkeit, wenn du daran dachtest dass alles gelogen war.

„Wenn ich daran zurückdenke.. wird mir schlecht.. ich ekel mich vor mir selbst. Dass ich so naiv war.. ihm geglaubt habe.. mich auf ihn eingelassen habe..", gabst du schlussendlich zu.

„Das musst du nicht!"

Du sahst auf und konntest in die brauen Augen Oikawa's sehen. Frust und Wut.. dennoch genug Empathie und Herz, waren zu erkennen.

„Du hast dich nun mal in ihn verliebt.. da lässt sich nichts machen", langsam tätschelte er dir den Kopf.

„Und mit dir stimmt alles! Wenn mit jemanden etwas nicht stimmt, dann mit den Kerlen die nicht mal erkennen, was für eine tolle Frau sie vor sich haben! Du bist atemberaubend und unheimlich liebenswert. Wirklich Iwa-chan und ich fragen uns ständig, welcher Kerl es überhaupt wert wäre, an deiner Seite sein zu dürfen", kurz drückte er deinen Kopf wieder an seine Brust. Du ließt seine Worte kurz sacken und ein kleines Lächeln schlich sich auf deine Lippen.

„Danke, Tōru!"

Bet - Kuroo & OCWhere stories live. Discover now