Dreiundzwanzig

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Kuroo wartete nicht einmal auf den Bus, der erst in 20 Minuten kommen würde. Den letzten hatte er nämlich verpasst. Das war wahrscheinlich der, in den du gestiegen warst.
Den ganzen Weg, bis zu dem Anwesen deiner Großeltern, war er gerannt.

Doch er hatte solche Angst dich zu verlieren, dass er nicht einmal bemerkte, wie heftig ihn das Adrenalin durchströmte. Ohne auch nur eine Pause zu machen, kam er in 45 Minuten bei deinem Zuhause an.

Außer Atem und sich auf seinen Knien abstützend, betätigte er die Klingel.

Einmal.

Zweimal.

Er klopfte wie wild gegen die Türe, bis sie ihm aufgerissen wurde.

Deine Großmutter hatte sie ihm geöffnet. Besorgt musterte sie ihn.

„Was machst du denn hier Kuroo?", fragte sie ihn irritiert. Doch sie hatte etwas in ihrem Blick, was er in diesem Moment nicht deuten konnte. Irgendetwas lief nicht wie sonst.

„Kazuko", keuchte er atemlos.
„Wo ist sie?", am Türrahmen stützend, sah er ins Hausinnere.

Der Blick deiner Großmutter wurde trüb und das sanfte Lächeln, welches sie zuvor trug, verblasste augenblicklich. Nun wirkte ihr Gesichtsausdruck, genauso wie ihre Seelenspiegel.

Besorgt.

„Sie..", fing sie an und wusste nicht wie sie es erklären sollte. Denn so ganz hatte sie es selbst noch nicht realisiert.

„Sie ist nicht mehr da."

„W-Wie.. wo ist sie denn?", mit großen Augen, blickte Kuroo zur älteren Dame und in seinem Kopf drehte es sich unentwegt.

„Sie hat so eilig ihre Sachen gepackt.. sie wollte zurück nach Miyagi. Den Rest, sollen wir ihr zu schicken.. Sie meinte sie wird erst mal bei Freunden bleiben, bis ihre Mutter ihr das Alleinleben erlaubt.."

Deine Großmutter schien deprimiert. Sie hatte gehofft, dass du dich hier wohlfühlst und diesen Ort ebenfalls als dein Zuhause ansahst. Was hatte sie falsch gemacht? So viele Fragen schwebten ihr durch den Kopf. Du konntest deinen Blick nicht einmal anheben, als du an ihr vorbeiliefst..

Kuroo brach zusammen. Verkümmert hielt er sich seine Hände vors Gesicht und fing bitterlich an zu weinen. Kurz überfordert, wurde der Blick deiner Großmutter sanfter. Behutsam strich sie ihm über den Rücken und fragte ob er rein möchte. Er schüttelte den Kopf und entschuldigte sich für die Unannehmlichkeiten.

Schluchzend wischte er sich immer wieder die Tränen aus den Augen, während er seinen Heimweg ansteuerte. Er hatte es so richtig verkackt. Bem ersten Mädchen, in das er sich wirklich verliebt hatte. Frustriert raufte er sich das Haar. Wieso war er so bescheuert und hatte dieser Wette überhaupt zugestimmt.

Du warst weg. Du bist einfach abgehauen. Konnte er es dir verübeln? Nein, definitiv nicht.

Zu Hause angekommen, streifte er sich die Schuhe ab und wollte einfach nur noch in seinem Bett liegen. Sein bester Freund saß bereits auf diesem und hielt seine PSP in der Hand. Als er das verheulte Gesicht, die geschwollenen Augen und das Wimmern in seiner Stimme vernahm. Legte er diese zur Seite und musterte seinen Freund.

„Hat sie Schluss gemacht?", fragte er gerade heraus. Doch ein Funken Mitleid war zu hören.

Kuroo schüttelte heftig den Kopf.

„Dazu ist es gar nicht gekommen..", nuschelte er. Fragend hob Kenma eine Augenbraue an.

„S-Sie ist weg..", wieder brach er in Tränen aus und der Setter zuckte kurz zusammen. Er hatte ihn noch nie weinen sehen. Egal ob sie ein Spiel verloren hatten oder er sich mit seinem Vater gestritten hatte. Niemals hatte Kuroo vor ihm geweint.
„S-Sie ist einfach weg..", wiederholte er sich immer und immer wieder und schlug dabei heftig gegen seine Wand. Seine Knöchel waren bereits wund und dennoch hörte er nicht auf. Er wollte den Schmerz, den er in seiner Brust verspürte, mit einem anderen überdecken.

Kozume's Augenbrauen zogen sich zusammen, als sein Handy aufblinkte. Er schrieb eigentlich nur mit Kuroo und dir. Und da es Erster nicht sein konnte, hatte er die Vermutung, dass du es warst.

»Es tut mir leid, dass ich mich nicht von dir verabschieden konnte. Doch ich sitze gerade im Shinkansen Richtung Sendai. Mit meinen Eltern bin ich noch am diskutieren, dass sie mich wieder an meiner alten Schule einschreiben. Danke, für deine Freundschaft Kenma. Man sieht sich vielleicht mal wieder «

Kozume weitete kurz seine Augen. Nun war ihm der Ernst der Lage erstmals bewusst. Du würdest wohl nicht mehr zurückkommen.. Er wollte sich nicht ausdenken, was dies mit seinem besten Freund anstellen würde. Doch einerseits konnte er dich verstehen. Du warst verletzt.

Kuroo bemerkte selbstverständlich, den sich wandelnden Blick seines Freundes. Erst besorgt, dann schon beinahe wütend.

„Du hast es ja mal richtig verkackt, Kuro!", ein genervtes Seufzen verließ seine Lippen.

„Ich weiß.."

Er hatte ihn gewarnt. Oft genug. Doch er dachte jedes Mal, dass er das schon irgendwie hinbekommen würde. Der Setter hatte schon früh genug bemerkt, dass Kuroo ehrliche, aufrichtige Gefühle entwickelt hatte.

„Schreib ihr doch", schlug Kozume vor. Kuroo hatte zig mal versucht dich zu erreichen, doch jedes Mal ging nur die Mailbox dran. Doch geschrieben hatte er dir nicht. Er wollte es dir persönlich erklären.

Schnell zog er sein Handy heraus und ging auf euren Chat.

»Kazuko.. bitte sag mir wo du bist..«
»Ich kann es dir erklären..«

»Es gibt nichts zu erklären, Kuroo! Es war alles bloß ein Spiel.. und ich war der Verlierer.«
»Du kannst ihnen mitteilen, dass du mich wie vereinbart abserviert hast. Sag ihnen, dass ich mich Hals über Kopf in dich verliebt hatte.. und du somit deine scheiß Wette gewonnen hast. Herzlichen Glückwunsch!«

Dieser Kontakt hat sie blockiert.

Kuroo's Augen weiteten sich. Du hast ihn eiskalt blockiert. Er konnte dich nicht mehr erreichen. Es war aus. Er hatte dich wirklich verloren. Ohne sich überhaupt erklären zu können.. du gabst ihm keine Chance dazu.

Bet - Kuroo & OCWhere stories live. Discover now