Confrontation

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Aurora sitzt neben mir als ich den Wagen in die Einfahrt lenke. Wir haben Stunden damit verbracht über das hier zu diskutieren und letztlich hat sie verstanden wieso es geschehen muss. Bevor ich aussteige sehe ich noch einmal zu ihr rüber. "Alles klar?" frage ich und greife nach ihrer Hand um einen Kuss darauf zu hauchen. "Wenn du es nicht mehr aushälst fahren wir sofort. Du musst es nur sagen."

Elegant steigt sie aus, glättet imaginäre Falten aus ihrem Bleistiftrock und fummelt an ihrer Bluse herum, ehe sie mich ansieht. Auf den ersten Blick wirkt sie wie eine Angestellte einer versnobbten Firma - auf den zweiten jedoch genauso, wie sie wirklich ist. Ein knallharter Verhandlungspartner der nicht davor zurück schreckt, sich die Hände schmutzig zu machen.

Gemeinsam erklimmen wir die Stufen des Hauses.

Mit einem Aufschrei lockt ihre Mutter die gesamte Sippschaft an die Tür. Alle wollen einen Blick auf den oder diejenige erhaschen, die für diesen Schrei verantwortlich ist. Aurora's Vater eilt herbei und erstarrt in der Bewegung. "Aurora? Oh mein Gott." flüstert er, während Aurora's Mutter bereits weint. Dieses geheuchelte Schauspiel kotzt mich am meisten an. "Vater, Mutter. Wir müssen reden." sagt sie geradeheraus und zieht mich mit ins innere.

Natürlich muss ich nicht sagen wer ich bin denn Aurora's Vater weiß es. Er sieht mich misstrauisch an und blickt dann auf die Hand seiner Tochter herab, die völlig entspannt auf meinem Oberschenkel ruht. Keiner der anwesenden weiß was als nächstes kommt. "Ihr seht aus als hättet ihr einen Geist gesehen." faucht Aurora schließlich. "Oder ist es eher der Tatsache geschuldet das ihr damit gerechnet habt das ich längst tot sei?"

Aurora's Mutter kann nicht an sich halten und weint erneut, doch diesmal schluchzt sie. Anders jedoch ihr Vater, der ruhelos auf und ab marschiert und sich schließlich zu seiner Tochter dreht. "Wenn du hier bist bedeutet das nur das es noch nicht vorbei ist. Dario wird..." murmelt er, doch Aurora schneidet ihm mit ihrer Unterbrechung sofort die Eier ab - leider nicht wortwörtlich. "Dario ist tot. Ich lebe. Und das nur weil der vermeintliche Feind mehr als einmal dafür gesorgt hat das es so bleibt. Ja, richtig gehört. Ezio ist der Grund wieso ich überhaupt noch atme. Nicht du Vater, oder sonst wer von dieser beschissenen Familie. Ihr habt mich dem Monster ausgeliefert das mich töten wollte. Und niemand von euch hat auch nur einen Muskel bewegt um daran etwas zu ändern."

Aurora's Vater ringt mit Worten.
Um das ganze etwas abkürzen zu können greife ich in die Innentasche meines Jacketts. Der Brief der dann zum Vorschein kommt zieht die Aufmerksamkeit von Aurora's Vater auf sich.

Er landet auf dem kleinen Tisch vor mir, bleibt verschlossen, unberührt.

Vater, Mutter und Tochter diskutieren und am Ende ist es immer dasselbe. Ich sitze dazwischen wie ein Zuschauer, ein ungewollter Gast im Hause des Feindes, der sich an den Tränen vermeintlich fürsorglicher Eltern labt. Wäre ich an der Stelle von Aurora's Vater gewesen, hätte Dario keine Chance bekommen auch nur falsch zu zucken, aber wir sind nicht alle vom gleichen Schlag...

"Er hat immer bekommen was er wollte. Und alle hatten Angst! Ich hatte auch Angst, Aurora! Was hätte ich tun sollen? Dario hat die Geschäfte geleitet wie kein zweiter und er hatte immer recht mit dem was er sagte oder tat!" bellt Aurora's Vater um so zu rechtfertigen das er seine Tochter vor den sexuellen Übergriffen nicht geschützt hat. Er ist wahrlich ein Mann ohne Eier. Als ich bemerke das Aurora immer ruhiger wird und langsam den Tränen nahe ist stehe ich auf.

Showtime.

"Eigentlich müsste ich sie und ihre ganze Sippe dafür brennen lassen, was geschehen ist. Sie haben das mit zu verantworten, weil sie keinen verf*ckten Finger krumm gemacht haben um ihn aufzuhalten. ABER..." lasse ich absichtlich eine kleine Pause in meiner Hassrede, "Glücklicherweise ist Aurora stark genug und keinem Kampf ausgewichen. Sie hat diesem Bastard und Untermenschen sogar noch das Sterbesakrament zuteil kommen lassen nachdem ich ihn tagelang gefoltert habe. Er hat seine Strafe für das was er Aurora aber auch meiner Schwester angetan hat bekommen. Und jetzt, bevor das ganze hier noch weiter ausartet in Ausreden und Schuldzuweisungen... Nehmen Sie, was ich mitgebracht habe und fahren Sie zur Hölle."

Ich deute auf den Brief der noch immer verschlossen da liegt, greife aber gleichzeitig nach Aurora's Hand. "Sie können es prüfen lassen aber das wird nicht nötig sein. Meine Anwälte haben alles relevante geklärt. Das, wonach Sie so gedürstet haben gehört nun Ihnen. Dafür nehme ich ihre Tochter mit. Vielleicht verstehen sie es jetzt noch nicht, aber früher oder später werden sie merken das dieses Tauschgeschäft lohnenswerter für mich, als für sie war."

Nicht nur Aurora's Eltern sondern auch sie selbst... Alle schauen geschockt, doch Aurora's Vater verrät sein Geheuchle noch einmal deutlich als er gierig nach dem Brief greift. Für mich heißt es aber zeitgleich das wir hier fertig sind. Also nehme ich Aurora's Hand und verlasse mit ihr dieses Haus, in das niemand von uns beiden je zurück kehren wird.

Ein paar Wochen später ist alles geregelt. Das Anwesen meiner Familie bleibt in meinem Besitz, allein schon wegen den Mausoleum. Trotzdem habe ich entschieden dort nicht mehr zu wohnen.

Ich steuere die Vyper entspannt und von der Sonne geküsst Richtung Insel, weil Aurora unbedingt zur Hütte möchte. Es ist ein heiliger Platz - jetzt mehr denn je - aber auch für Aurora ist es etwas besonderes. Voll bepackt mit Lebensmitteln und anderen Utensilien kommt sie an Deck. Sie hat sogar ein paar Samen besorgt, die sie im Garten vergraben will. Sie ist gewillt alles wieder erblühen zu lassen.

Mit offenem Hemd und locker sitzender Sonnenbrille genieße ich den Wind der mir entgegen weht, spüre Aurora's Arme die sich um mich legen. Sie streicht über meine Haut, was mir eine Gänsehaut beschert. "Wir sind gleich da!" rufe ich laut genug damit sie mich hört.

Kurz nachdem die Vyper angebunden ist springe ich auf die Insel. Der Sand ist warm unter meinen Füßen. Ich drehe mich herum, helfe Aurora herunter und schon marschiert sie los ; eine Frau mit einem Plan sollte man nicht aufhalten. Ich lächle.

Sie wütet durch die Hütte, summt dabei und immer wenn ich versuche sie zu betreten wirft sie mich raus, sagt, ich würde alles wieder durcheinander bringen. Also genieße ich die Sonne während sie sich abmüht alles wohnlich zu gestalten.

Zwei Stunden später darf ich endlich rein. Alles ist auf Hochglanz geputzt und die Küche erstrahlt in neuem Glanz. Es brutzelt bereits etwas in der Pfanne, doch vielmehr lockt mich Aurora's Erscheinung. Mit gerade einmal einem Höschen bekleidet steht sie an der Tür zum Schlafzimmer. Das Essen ist schnell vergessen...

Die Tür zum Schlafzimmer öffnet sich und ich erstarre. Das Zimmer ist komplett dunkelrot gestrichen und wird von einem riesigen Bett mit schwarzen Laken beherrscht. Ich erkenne sogar ein Kreuz an der Wand, was mich an das Anwesen ihrer Tante erinnert. "Warte... Was... Wie hast du das gemacht? Das kannst du unmöglich allein geschafft haben." murre ich und lasse mich tiefer hinein ziehen. Aurora grinst frech als sie mein Hemd von den Schultern schiebt. "Ich hatte ein klein wenig Hilfe während wir alles geregelt hatten. Aber es ist mein Geschenk an dich." erklärt sie. Fragend sehe ich sie an. "Du hast etwas für dich wichtiges aufgegeben, nur wegen mir. Der Platz hat dir was bedeutet aber du hast ihn ohne mit der Wimper zu zucken hergegeben. Du hast so viel für mich getan und ich weiß das ich dir das niemals zurück zahlen kann, aber... Ich kann dir jeden Tag aufs neue zeigen, das ich bereit bin alles für dich zutun."

Als ihr Höschen schließlich zu Boden gleitet ist alles andere vergessen. In diesem Moment will ich sie bloß spüren, mich tief in ihr vergraben und hören wie sie darum bettelt kommen zu dürfen.

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