Schwächen

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Schwächen sind Menschlich und nur schwer zu verbergen. Doch nur wer deine Schwächen kennt, kann sie akzeptieren und dich wirklich lieben!


"Es ist als würde er vom Tod verfolgt werden! Jeder stirbt ihm weg!" Billy schluckt. "Vor drei Jahren, sind zwei seiner Freunde bei einem Autounfall ums leben gekommen, er hat sich Schuldig gefühlt und dann hat er den Schmerz mit Drogen unterdrückt und dann ist unser Vater gestorben und dann wollte er die Drogen nicht mehr. Er hat mit unseren Großeltern gesprochen und die meinten es wäre besser ihn dann auch von den Verführungen komplett los zu reißen!" "Dich hat niemand gefragt?" frage ich und unterdrücke ein schluchzen. Ich hätte nie gedacht, das Kellin so viel durchmachen musste! Das heißt, ich bin nicht gut für ihn! Ich würde all diese trauer nur wieder auslösen und dann würde er vielleicht wieder Drogen nehmen! Vielleicht hatte er das auch diese Nacht schon getan, weil er meinen Rücken gesehen hatte. Dann wäre es meine Schuld! Alles ist meine Schuld! Ich bin schlecht! 

"Franky? Ist alles in Ordnung?" fragt Billy besorgt und legt mir eine Hand auf die Schulter. "Er hat keine Drogen genommen, ganz sicher!" lächelt er. 

Ich mache mir Sorgen, unendlich große Sorgen um Kellin.  "Es ist schon seit Monaten clean!" sagt Billy leise.

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In der Schule kann ich an nichts denken, außer an Kellin. An Drogen und daran, das sich diese für mich so perfekte Junge für den Tod zweier Freunde verantwortlich machte. Ich erkenne, das Kellin jemanden braucht, der ihn schützt und nicht ich, so wie er es auf diesem Blatt stehen hatte! Ich bin nicht gut für ihn! Er braucht jemanden, der gut für ihn ist! Das bin nicht ich! 

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Das Haus ist leer, es ist sechs Uhr Abends, mein Zimmer ist Dunkel und ich bin so wütend. Ich weiß nicht weshalb, vielleicht weil ich dache, mein leben könnte wirklich gut werden! Vielleicht, weil ich so egoistisch war zu glauben, ich hätte jemanden verdient, der mir gut tut! Aber wenn ich der Person nicht gut tue, dann muss ich mich fern halten! 

Meine Gedanken drehen sich, verknoten sich wie in letzter Zeit viel zu oft. Ich kaue auf meinem Lippenpiercing herum und werfe plötzlich die Blätter, die auf meinem Schreibtisch liegen durch das ganze Zimmer. Ich weiß nicht wieso, aber ich raste einfach aus. Ich habe alles so satt! Ich habe mein leben so satt! 

Ich werfe Stifte gegen die Wände und meinen Laptop auf den Boden, meine Bücher gegen die Tür und Cds gegen das Fenster. Erst als es klingelt kann ich aufhören. 

Ich will nicht zur Tür gehen, doch als es Sturm klingelt, stürme ich die Treppe herunter und öffne die Tür. "Kellin?" meine Stirn ist gerunzelt und meine Stimme kann nicht überraschter klingen. Er sieht mich mit glasigen Augen an, auch wenn ich noch nie jemanden gesehen habe, der auf Drogen war, so kann ich ihm genau ansehen, das er Stoned ist. 

Er dreht sich zur Seite und ich kann nur noch ein würgen hören. Mir wird schlecht und am liebsten würde ich mich  gleich in den Schirmständer neben der Tür übergeben, aber ich habe, wieder einmal nichts im Magen, also ist das unmöglich!

Kellin lehnt sich gegen den Türrahmen, ich kann sehen, das einer der Nachbarn von gegenüber aus dem Fenster sieht und uns kritisch beobachtet. "Komm rein!" murmle ich und ziehe ihn in das Haus, um den neugierigen Blick zu entkommen. Denn diese Frau, die uns beobachtete, von ihrem Fenster aus, sie ist eine Tratschtante und ich habe keine Lust, das meine Mutter morgen zu mir kommt und sagt -Was war denn da los?- oder so was. 

"Kellin, bist du Stoned?" frage ich mit harschem Ton und führe ihn zu dem unteren Badezimmer. "St... Stoned? Ich würde doch nie..." er unterbricht sich, wohl nicht freiwillig, denn er erbricht direkt auf den Fußboden, nur ein paar Meter von der Toilette entfernt. Danke! Wenn Klaus das sieht, wird er wieder wütend! 

Du solltest ihn raus schmeißen! Er wird dir nur ärger einbringen und außerdem, bist du nicht gut für ihn! 

"Ich ... ich ... wie kannst du nur so perfekt sein? Wieso kommt so ein Engel wie du, ausgerechnet zu mir?" Er sinkt zu Boden und lehnt mit dem Rücken an der Wand, ihm gegenüber die gelbe Gäste Toilette. 

"Du bist total zugetrönt!" ich lache, obwohl ich keinen Grund zum lachen finden kann. "Warst du gestern in Phili? Hast du dir letzte Nacht Drogen besorgt?" Tränen steigen in meine Augen und ich weiß nicht einmal wieso. "Ich will dein Retter sein! Dein Superheld! Ich will derjenige sein, dem du alles erzählst. Ich will derjenige sein, der dir gut tut! Aber ich werde dich nur weiter in die Klinge laufen lassen!"  "Komm, du solltest hoch in mein Zimmer, ich will nicht das dich hier jemand sieht!" sage ich zu ihm und er setzt sich in Bewegung. Er verschwindet und ich wische den Boden, hoffe niemand kommt früher nachhause, denn ich habe keine Lust auf Fragen!

Denn im Moment habe ich keine Antworten, auf keine einzige Fragen! Nicht einmal auf meine eigenen kann ich Antworten finden! Wie zum Beispiel auf die Frage -Warum ist Kellin hier?- oder -Wie werde ich ihn wieder los?-.

Als der Boden gewischt und sauber ist, gehe ich langsam die Treppe hinauf. Die Treppenstufen schnuren leise, leiser als sonst. Ich gehe in mein Zimmer, wo ich einen nur in Boxershort gekleideten Kellin vorfinde. Ich mache das Licht an und da steht dieser Junge, halb nackt, umgeben von Chaos. "Hat hier ein Krieg stattgefunden?" fragt er und dreht sich im kreis. "Warum drehst du dich?" Ich schließe die Tür hinter mir. "Nicht ich drehe mich, das Chaos in deinem Zimmer dreht sich!" meint er und klingt super konzentriert. Dann turkelt er nach hinten und fällt mit ausgestreckten Armen Rückwärts auf mein Bett. "Ich enttäusche dich!" flüstert er leise, während ich ausschau nach seinen Kleidern halte.  "Wo sind deine Klamotten?" frage ich. "Bei dem Spiegel, der die Farbe ändert!" er deutet auf meinen, ganz gewöhnlichen Spiegel. Da liegen seine Klamotten, auf einem Haufen und mitten auf ein paar Cds. "Du hast mich nicht enttäuscht!" sage ich dann und setzte mich neben ihn. Es ist eine Lüge! Er hat mich sogar sehr enttäuscht, er schien so perfekt, so Heldenhaft und jetzt wirkt er nur noch schwach und kaputt. Er wirkt so menschlich! Aber das ist nicht das Problem! Das Problem ist, das er mich für ein Hündchen hält, das Hilfe braucht, aber er selbst sieht sich als einen Sensenmann! 

Er setzt sich auf und zieht mich näher an sich heran. Er küsst mich, steckt mir seine Zunge in den Hals, ich drücke ihn von mir. Er ist nicht bei klarem verstand! Das bemerke ich auch, weil er gerade einen ziemlichen Ständer bekommt. Ich stehe auf, laufe hin und her. "Komm her!" bettelt er. "Kell! Du bist Stoned... Ich bin richtig, genau hier! Ein paar Zentimeter von dir entfernt!" lache ich nervös. "Ich kann dich nicht in Worten beschreiben und ich kann dich nicht .. nicht zeichnen!" brummt er und sieht traurig zu Boden. "Du zeichnest?" "ich hatte ein Stipendium. ... Ich bin ein schlechter Mensch!" schluchzt er, ich kann nichts anderes tun, als den Kopf zu schütteln! Er ist kein schlechter Mensch! Das einzige wofür er sich entschuldigen müsste, wäre dafür das er menschlich ist und dafür kann man sich nun wirklich nicht entschuldigen!

Ich setzte mich wieder neben ihn und lege seinen Kopf auf meine Schulter. "Du bist kein Schlechter Mensch!" sage ich leise und er kippt nach hinten. "Kellin?" frage ich und hoffe, das er nicht gerade gestorben ist. Ich klettere über den Jungen, der sicher doppelt so breit ist als ich und berühre seine nackte Brust. Ich will seinen Herzschlag finden und da ist er, sehr langsam, aber er ist da. Erleichtert atme ich aus und jemand greift nach meiner Hand. Ich halte die Luft an, muss an Klaus denken,  bis ich bemerke das es nur Kellin ist. "Wenn du Sex willst, musst du es nur sagen!" grinst er und dann fallen seine Augen wieder zu und dieses mal ist er eingeschlafen, denn ein leises Schnarchen ertönt von dem hübschen Jungen. 

Seufzend stehe ich wieder auf und decke ihn mütterlich zu. Was soll ich nur machen wenn Klaus kommt? Oder besser, was wird Klaus machen, wenn er kommt und Kellin hier liegen sieht? 


Licht in der DunkelheitWhere stories live. Discover now