schlaflose Nächte

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Kannst du Nachts nicht schlafen hat das immer einen Grund. Du bist zu tief in Gedanken versunken, du bist Hungrig, du hast Depressionen, oder jemand anderes hält dich vom Schlafen ab. Oder alles auf einmal.


Ich liege in meinem Bett, kann die Türe hören und hoffe es ist nur ein Traum. "Nein!" sage ich leise, als er sich neben mich legt und seine Hand auf meinen Arm legt. "Du warst doch schon hier!" Ich realisiere erst das ich weine, als ich meine Tränen an meinen Lippen schmecken kann. "Du warst weg, ohne etwas zu sagen! Du musst bestraft werden!" flüstert er in mein Ohr und ich kaue auf meinem Lippenpiercing herum. 

Etwas ist anders, dieses mal spüre ich den Schmerz, die trauer, den Hass und die Scham. Ich fühle jede verdammte Emotion! Und ich weiß woher es kommt! Es liegt an ihm, an Kellin, an diesem Kerl, der mein Interesse geweckt hat!

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Ich sitze in der Cafeteria, betrachte mal wieder die verschiedenen Gruppen, da setzt sich jemand neben mich. "Billy!" sage ich leise. "Willst du nach der Schule wieder zu uns kommen, nach der Schule?" fragt er mit breitem grinsen auf den Lippen. "Warum willst du mit mir befreundet sein?" frage ich und mustere den Jungen, ich weiß nicht wieso, aber irgendwie werde ich ein wenig eifersüchtig. Er ist so unschuldig, so rein und sauber und perfekt. "Du scheinst nett zu sein!" antwortet er, ohne überhaupt darüber nachzudenken.  "Du denkst ich bin nett?" "Ich denke du bist ein guter Freund, du hattest nur noch niemanden, der das gesehen hat!" er legt seinen Kopf schief und lächelt. Vielleicht ist es nicht so schlecht einen Freund zu haben. Das könnte Menschen davon überzeugen, das ich normal bin und kein verletztes Hündchen, natürlich rede ich nur von Kellin, denn für andere Menschen bin ich meist unsichtbar. 

"OKay!" ich schlucke. "Ich weiß ja wo euer Haus ist, ich komme dann heute Mittag wenn das okay ist, ich meine ich muss nicht kommen. Ich kann auch zuhause bleiben..." "Gegen drei?" unterbricht er mich, ich nicke. Meine Mutter arbeitet heute ab halb drei, also ist es besser wenn ich eine weile weg bin, es wäre ja möglich, das Klaus, wenn er früher von seiner Arbeit im Krankenhaus kommt, wieder jemanden zum quälen braucht und er kann mich kaum bestrafen, wenn ich Freunde habe, die ich besuche, oder? 

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Ich verlasse mit meiner Mutter das Haus. -Ich habe Freunde, Mum, ich gehe zu einem Freund- Hatte ich gesagt und sie war wirklich erleichtert, das ich ihr gesagt hatte, ich habe Freunde. Ich lief langsam, schließlich sagte ich, ich komme gegen drei und wenn ich zu früh auftauche, könnte das merkwürdig sein. 

Ich laufe so langsam das ich eine halbe Stunde brauche, also eine halbe Stunde zu früh. Ich klingle und befürchte, gleich wieder weg geschickt zu werden, schließlich bin ich zu früh. "Franky!" es ist nicht Billy der die Tür aufmacht, es ist Kellin und als ich ihn sehe läuft mir ein Eiskalter Schauer über den Rücken. Ich sehe zu Boden, es ist mir peinlich, was letzte Nacht geschehen war. "Ist Billy da?" frage ich so leise, das ich mich frage ob ich es wirklich ausgesprochen, oder nur Gedacht hatte. "Er ist noch etwas erledigen, hat gesagt du kommst später!" Ich will mich schon umdrehen und wieder gehen, da hält er mich an meinem Handgelenk fest. "Du kannst hier drinnen auf ihn warten!" lacht er. "Tut mir leid wegen gestern!" sagte er dann, als ich das große Haus betrete. Ihm tat es leid? Es sollte mir leid tun!

"Mir tut es leid!" flüstere ich, wende meinen Blick nicht vom Boden. Er legt seinen Zeige Finger unter mein Kinn und zwingt mich so ihn anzusehen. "Was bringt dich dazu dich zu entschuldigen?" fragt er, ein leises lachen entweicht seiner Kehle, er sieht mir direkt in die Augen und ich habe das Gefühl, als könnte er meine Erinnerungen sehen und meine Gedanken lesen. "Ich war unfreundlich!" murmle ich, habe das Gefühl meine Stimme zu verlieren. "Ich habe dich bedrängt mit mir zu reden, aber du hattest recht, wir kennen und nicht einmal." er holt tief Luft. "Aber ich würde dich gerne kennen lernen!" "Ich bin kein Hündchen!" meine Stimme hört sich fremd an und weit entfernt. "Das weiß ich! Ich will dich einfach kennen lernen, ich will dich nicht nur retten! Verstehst du?" Nein! Ich verstand gar nichts! Weder, wieso er so nett zu mir war, noch weshalb ich mich gerade fühlte als würde ich schmelzen. 

Sein Gesicht kommt meinem näher und unsere Lippen berühren sich. Ich fühle mich wie Butter, als wäre alles perfekt und als wäre mein Happy End zum greifen nahe. Doch so ist es nicht! 

Das ist Falsch!

Ich drücke ihn von mir und fange hart an zu Atmen, Tränen rennen über meine Wangen und ich weiß nicht einmal weshalb. "Ich ... ich" ich schüttle den Kopf. "Dein erster Kuss?" fragt er mit einem verschmitztem lächeln. "Ich ... ich.." stottere ich und sehe auf meine Schuhspitzen. "Ich bin nicht Schwul!" sage ich laut, sehe ihn an und trete einen Schritt zurück. "Hat sich nicht so angefühlt, als wolltest du es nicht!" Er sieht zu Boden. "Es ist nicht so, das ich es nicht wollte!  Es ... es .... Es ist nur falsch!" murmle ich. "Was ist daran falsch?" fragt er und sieht mich an, seine Augen sind Mintgrün und setzten meinen gesamten Körper in flammen. 

Ich denke an meinen Stiefvater und was er mir früher gesagt hatte und ich dachte daran, wie ich mich gerade fühlte. Das konnte nicht falsch sein, oder? 

Meine Gedanken vermischen sich, reden durcheinander und presse wieder meine Hände gegen die Ohern, als würde das Helfen. Ich spüre Hände, die meine von den Ohren nehmen. "Es ist nichts falsch daran!" flüstert er. Das widerspricht allem, was ich weiß! 

Ich weiß es ist falsch, wenn dein Stiefvater Nachts in dein Bett kommt, ich weiß es ist falsch sein leben beenden zu wollen, aber ist es wirklich falsch so zu sein? So zu fühlen?

Ich strecke meine Hände nach Kellin aus, berühre sein Gesicht, seine glatte Haut und Küsse seine Lippen. Seine Lippen schmecken nach Zigaretten rauch und Energy Getränken. Seine Zunge bittet um Einlass und ich Gebete ihm Einlass. Ein Feuerwerk durchzuckt meinen gesamten Körper und doch ruft eine Stimme in meinem Kopf ich soll aufhören. 

Selbst wenn es nicht falsch ist, heißt das nicht, das du es verdienst! Du verdienst kein Happy End! 

Ich nehme meine Lippen von seinen und ich schluchze, weil ich weiß, ich verdiene es nicht! Ich verdiene ihn nicht! Außerdem kennt er mich nicht! 

Würde er dich kennen, würde er dich nicht küssen! Er würde verschwinden! Dich zurück lassen! Außerd, wer würde dich schon wollen? Er ist sicher nicht wirklich an dir interessiert, für ihn bist du ein Hündchen, das man retten muss und dann wieder sich selbst überlässt, wenn man es satt hat! 

Er wischt mit seinen Daumen über meine Wangen und damit die Tränen fort, die sich dort ihren weg nach unten bahnten. "Es ist nicht falsch!" wiederholt er. "Aber ich bin falsch!" murmle ich und ich will wieder weg laufen. Ich will laufen, bis ich nicht mehr kann, bis ich zusammen breche und sterbe! 

"Ich brauche Luft!" sage ich so schnell, das ich meine eigenen Worte kaum verstehen kann. Ich stürme aus dem Haus, als wäre ich auf der Flucht. Ich atme die frische Luft ein, als würde ich das erste mal Atmen.

Licht in der DunkelheitDonde viven las historias. Descúbrelo ahora