Teil 27

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„Hey, Mia. Hast du irgendwas von Leony gehört?" Victor trat mit traurigem Blick neben mich. Ich blickte auf und starrte in den Spiegel. „Nein. Nichts." Victor seufzte. „Das hatte ich vermutet. Wir kennen auch niemanden, der etwas darüber wüsste." Ich schwieg und dachte mit aufflammender Wut daran, dass Nyx mich gezwungen hatte, Leony ihr zu überlassen. Ich atmete tief durch. „Victor, es gibt jemanden, der etwas weiß. Ich musste versprechen, dass ich sie nie erwähne, aber..." Victor brachte mich zum Schweigen. „Dann rede nicht darüber." „Ich...es geht um Leony." Diese Worte ließen Victor erstarren. 

„Sag es." 

Ich drehte mich um und schaute Victor in die Augen. „Hast du dich nie gefragt, von wem ich meine Kräfte habe?" Victor schüttelte den Kopf. „Ich habe angenommen, dass das angeboren war", meinte er. „Wenn das so einfach wäre. Nein, Nyx hat mir ihren Segen gegeben." „Nyx? Wer ist das?", fragte Victor. Ich verzog das Gesicht. „Sie ist die Göttin der Nacht. Sie hat mein Schicksal vorhergesehen und mir das gegeben, was ich dafür brauchte. Nur leider gab es ein paar unangenehme Zwischenfälle, die für Nyx nicht in mein Schicksal gehören", erzählte ich verbittert. „Was für Zwischenfälle?", hakte Victor zögernd nach. „Felix. Du. Leony." Victor zuckte zusammen. „Was hat sie mit Leony gemacht?" Ich schluchzte auf. „Leony muss ihren eigenen Weg finden. Als Opfergabe für die Göttin", flüsterte ich. Victor blinzelte fassungslos. „Im Ernst? Du solltest unsere Tochter opfern?" Ungläubig starrte er mich an, als ich kaum merklich nickte. Victor zog mich in eine feste und zugleich tröstende Umarmung. „Wenn das alles nicht vorhergesehen war, sollten wir nicht weiter trauern. Nyx wird schon wissen, was sie macht", flüsterte er in meine Haare. Ich nickte und ließ meinem Kummer und meinen Tränen freien Lauf.

Nachdem ich mich ausgeheult hatte und mich von Victor löste, war sein T-Shirt tränennass. „Tut mir leid", sagte ich leise und wandte mich ab. „Lisa..." Victors Stimme verklang. Wortlos drängte ich mich an ihm vorbei und setzte mich in die Küche an den Esstisch, um mit meinen Gedanken allein zu sein.

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„Teile die Patrouillen und die Wachposten ein. Ich brauche Zeit für mich", wies ich Victor an und verließ den Großen Saal. Lykaon folgte mir unauffällig bis auf meinen Lieblingsaussichtsturm.

Herrin der BestienWhere stories live. Discover now