Teil 20

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EIN JAHR SPÄTER

„Mamaaa!" Ich seufzte. Ein Kind zu haben war anstrengender, als ich gedacht hatte. Dennoch war es auch irgendwie schön. Leony tappte wankend ins Wohnzimmer. „Was ist denn, Schatz?" Leony streckte mir ihre kleine Hand entgegen. Kleine Blutrinnsale flossen aus mehreren Kratzern. Loki hatte wohl die Krallen ausgefahren beim Spielen. „Na komm. So schlimm sieht es doch nicht aus, meine Kleine." Ich wusch das Blut unter dem Wasserhahn ab und klebte ein Pflaster auf Leony's Finger. Loki strich schnurrend um meine Beine und bettelte um eine Streicheleinheit. Leony blinzelte und kraulte Loki hinter den Ohren. „Sei vorsichtig, dass er dich nicht wieder kratzt", warnte ich und blickte auf die Uhr. Victor sollte langsam wieder hier sein, er wollte nur einkaufen gehen. Wie aufs Stichwort hörte ich die Haustür ins Schloss fallen. Leony vergaß Loki und rannte in den Flur. „Na hallo, Leony! Was hast du denn an deiner Hand gemacht?" „Loki macht aua", quietschte Leony begeistert. Victor lachte. „Loki hat dich gekratzt? Hast du ihn geärgert?" Leony hüpfte wieder ins Wohnzimmer, Victor hielt ihre Hand. „Victor? Bleib bitte heute Nacht hier, ich gehe allein", sagte ich und blickte ihm fest in die Augen. Victor blinzelte überrascht. „Das ist das erste Mal seit anderhalb Jahren. Bist du sicher?" „Ich bin immer noch ihre Herrin. Und deine übrigens auch", fügte ich etwas schärfer hinzu. Victor hielt meinem Blick stand. „Das weiß ich. Trotzdem bin ich um deine Sicherheit besorgt. Felix ist noch nicht geschlagen und ich wette, er weiß, dass du nicht da warst." „Ich bin dir dankbar, dass du dir Sorgen machst, aber wenn ich mich nicht bald im Schloss blicken lasse, könnten die Bestien vergessen, wer ihre Herrin ist." Victor neigte ergeben den Kopf. „Na gut."

„Herrin?" Ich wirbelte bei der tiefen, klangvollen Stimme herum und blickte Lykaon an. Er musterte mich interessiert. „Lykaon", begrüßte ich meinen Leutnant. „Ihr seid wieder da", knurrte er und neigte den Kopf vor mir. „Ich wollte mal wieder vorbeischauen." Cabaro trottete zu uns. „Ich freue mich, euch zu sehen, Herrin", brummte die Löwenbestie. Ich schaute mich um.  „Hat Felix sich hier blicken lassen, seit ich nicht da war?" Cabaro schüttelte den Kopf. „Nein, Herrin." „Gut", meinte ich zufrieden.

Herrin der BestienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt