Teil 9

18 4 5
                                    

Victor sprang die Treppen runter, nahm gleich mehrere auf einmal. Ich musste mich beeilen, ihn einzuholen. Als er am Absatz landete, verrutschte sein Shirt und entblößte eine Tätowierung zwischen seinem Hals und seiner rechten Schulter. „Victor, was hast du da für eine Tätowierung?", fragte ich neugierig, weil ich die Form erkannt hatte. „Ein Halbmond", bestätigte er meine Vermutung. „Weißt du, ich versuche jede Nacht wach zu bleiben, um die große Herrin der Bestien zu sehen." Victor grinste provozierend, als ich mich verschluckte. Großzügig klopfte er mir auf den Rücken, bis ich wieder Luft bekam. „Danke", keuchte ich. „Aber gerne doch", meinte er. „Und, hast du sie schonmal gesehen?", verfolgte ich das eigentliche Thema weiter. „Nein, bisher noch nicht. Aber ich denke, du könntest mir einiges über sie erzählen." Ich riss die Augen auf, auch weil ich sah, dass die Sonne langsam unterging. „Victor, ich muss los. Es ist dringend", erklärte ich angespannt und flitzte hoch in meine Wohnung. So schnell hatte ich bisher noch nie meine übliche Kleidung angelegt: schwarzes Shirt, schwarze Leggins und mein Umhang. In nicht mal 3 Minuten stand ich vor der Haustür, wo Victor immer noch stand und wartete. Interessiert betrachte er mich. „Hast du noch was vor heute? Vielleicht heute Nacht?", fragte er. „Ähm..." Victor nickte. „Ich komme mit." Bei diesen Worten fand ich endlich meine Stimme wieder.

„Nein!" Ich trat einen Schritt zurück, wohl wissend, dass meine Zeit ablief. Überrascht blinzelte Victor, dann neigte er den Kopf. „Ganz wie du willst. Ich sehe dich morgen, ..." „Mia", sagte ich schnell und rannte davon. Was ich nicht wusste, Victor folgte mir unauffällig.

Ich betrat das Schlossgelände und bemerkte erleichtert, dass überall Wachposten standen. Lykaon erwartete mich am Eingang des großen Saals. „Wir haben alle Wachposten im Gelände und im Schloss verstärkt, Herrin. Bisher keine Eindringlinge." „Das ist gut. Weil ich habe heute jemanden kennengelernt, der mich verfolgen könnte. Er verehrt mich sozusagen. Wenn er hier auftauchen..." Ich brach ab, als Lykaon die Ohren spitzte. „Was ist das los?", knurrte er. „Finden wir es heraus." Damit liefen wir raus zum Eingangstor, wo sich eine Gruppe Bestien versammelt hatte. Wortlos drängte ich mich in die Mitte der Gruppe und erstarrte vor Schreck.

Herrin der BestienWo Geschichten leben. Entdecke jetzt