Remus musterte ihn von oben bis unten.

"Klingt nach einer coolen Idee", urteilte er. "Mit einem ziemlich schrägen und wenig durchdachten Konzept." Er schmunzelte. "Ich meine, ich unterstütze es voll und ganz, aus dem Haus was Sinnvolles zu machen, aber Merlin, Reg, überleg dir ein vernünftiges Konzept, sonst fährt das Ganze schneller gegen die Wand, als du toujour pur sagen kannst."

Regulus verzog das Gesicht.

"Bitte versuch nie wieder, in meiner Gegenwart französisch zu sprechen", maulte er. Remus grinste.

"Ich verspreche es, wenn du mir dafür versprichst, dir einen Plan zu machen. Ich helf dir gerne, Mary sicher auch. Wir haben uns damals sehr intensiv damit beschäftigt, was man bei so einem Start-up alles beachten muss, als wir den Laden aufgemacht haben."

"Start-up klingt, als würde ich damit Geld verdienen wollen", brummte Regulus unzufrieden. Remus zuckte mit den Schultern.

"Du musst es ja nicht für Profit machen", sagte er. "Aber irgendeine Idee solltest du dir schon überlegen, wie du nicht Jahr für Jahr in den roten Zahlen landest. Das Black-Vermögen ist auch nicht unerschöpflich."

Regulus verzog das Gesicht.

"Da hat man eine coole, nette Idee, die ganz einfach klingt und auf einmal muss man sich mit Business beschäftigen", jammerte er. Remus lachte leise in sich hinein und klopfte ihm auf die Schulter. Gelegentlich vergaß er gerne, dass Regulus im Grunde genommen immer noch achtzehn war. Vermutlich gehörte es zum Erwachsenwerden dazu, dass man früher oder später merkte, dass gute Ideen immer einen langen Schwanz an Papierkram hinter sich her zogen.

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Der Morgen des 1. Septembers war chaotisch wie letztes und vorletztes Jahr, nur schlimmer, weil diesmal nicht nur Harry einen gepackten Koffer idealerweise vollständigen Inhalts haben sollte, sondern auch Luke und Remus.

Alle drei liefen am frühen Morgen wie aufgescheuchte Hühner durch die Wohnung und sammelten noch die letzten Sachen zusammen.

Nicht hilfreich waren die Kartons von Jerry und Jhalak, die, inzwischen tatsächlich ein Paar (Remus machte sich eine gedankliche Notiz, Triv eine Tafel Schokolade zu schicken), ebenfalls zum September ihre neue Wohnung in Little Whinging beziehen würden und über die letzte Woche schon einmal Sachen hergebracht hatten, die jetzt im Treppenhaus standen, bis sie heute die Schlüssel für ihre Wohnung bekommen würden.

Beide hatten angeboten, herzukommen und bei der Vorbereitung auf Hogwarts zu helfen, waren allerdings schnell wieder abgewimmelt worden. Remus, Sirius und Mary waren sich alle einig, dass mehr Personen im Haus nicht dazu geführt hätten, dass das Packen schneller geht.

Zumindest hatte Sirius Remus überredet, nicht mit den Kindern zusammen mit dem Zug zu fahren, sondern heute Abend nach Hogsmeade zu apparieren, wie es für Lehrer üblich war. Unter normalen Umständen hätte Remus sich eine so weite Strecke zum Apparieren am Tag nach der Vollmondnacht nie im Leben zugetraut. Aber Regulus' Trank hatte Wunder gewirkt. Er war immer noch erschöpft von der Verwandlung, sicher, aber zumindest hatte er sich als Wolf zusammenrollen und schlafen können und war nicht zusätzlich auch noch vollkommen umnächtigt. Aus London zurück würde er vermutlich trotzdem noch ein Nickerchen machen und Sirius hatte angeboten, dass er ihn, wenn Remus sich selbst nicht zutraute, zu apparieren, per Seit-an-Seit-Apparieren nach Hogwarts bringen würde.

Natürlich wussten sie beide, dass es Sirius vor allem um zwei Dinge ging: erstens, Remus noch ein paar Stunden länger zu Hause zu haben. Und zweitens, die gemeinsame Eltern-Erfahrung zu haben, sein Kind am Bahnhof King's Cross zu verabschieden. Sicher, das hatten sie auch mit Harry schon gemacht und Harry war in allen Dingen, die zählten, ihr Kind genau wie Luke. Aber am Ende war er eben nicht das Baby, für das sie sich im Sommer 1981 gemeinsam entschieden hatten. Und Luke war der jüngste im Haus, seine Abfahrt bedeutete die größte Veränderung für sie alle. Remus konnte gut nachvollziehen, dass Sirius diesen Moment nicht nur mit Mary, sondern auch mit ihm teilen wollte.

Der Buchladen im LigusterwegWhere stories live. Discover now