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Mary hatte noch nie einen Hauselfen gesehen, aber irgendwie hatte sie sie sich größer vorgestellt. Und nicht ganz so...hässlich. Und nicht ganz so nackt. Zugegeben, sie hatte sich immer irgendwelche Wichtel vorgestellt, wie sie in den Weihnachtsbüchern aus ihrer Kindheit gezeichnet gewesen waren. 

Vielleicht war es merkwürdig, dass sie sieben Jahre in Hogwarts gewesen war und nie einen Elfen zu Gesicht bekommen hatte, aber die kleinen Wesen waren wirklich gut darin, unauffällig zu sein und Mary hatte nie das Bedürfnis gehabt, die Küchen zu besuchen, also war sie ihnen nie begegnet. 

Der Elf, Kreacher, sah ziemlich verwahrlost aus, wenn sie ehrlich war. Alles, was er trug, war ein Lendenschurz, der wirklich dringend mal einer Wäsche bedurfte. Seine Haut war faltig und seine Augen blutunterlaufen und wässrig blau - entweder er war uralt oder er hatte seit Jahren nicht das Tageslicht gesehen oder vielleicht auch beides. 

Vermutlich hätte Mary Mitleid mit dem kleinen Kerl gehabt, wäre nicht das erste, was er sagte, gespickt mit Schimpfwörtern und Beleidigungen gegen sie alle gewesen. 

Sehr zu ihrer Erleichterung spürte sie, wie sich Remus neben ihr aufrichtete und seine Hand beruhigend auf Lukes Schulter legte, der immer noch aussah, als wäre er in einer guten Mischung verängstigt und neugierig. Dank Sirius' dämlichen Genen vermutete Mary, dass der Neugier-Teil von Minute zu Minute größer wurde. 

"Hallo, Kreacher", sagte Remus distanziert, aber höflich und erinnerte Mary daran, dass er tagtäglich mit Kunden zu tun hatte. "Wir sind mit formeller Einladung hier." Er zögerte kurz, dann ergänzte er: "Aber wir benötigen keine Hilfe."

Kreachers Augen weiteten sich, vermutlich vor Entsetzen, dass Remus es tatsächlich wagte, ihn anzusprechen. 

"Ein Werwolf im Haus meiner Herrin und erlaubt sich, sich aufzuspielen?", krakeelte er. "Oh, was ist nur aus diesem Ort geworden. Schande, Schande über die Halbblüter und Blutsverräter!"

Er griff nach einem Schürhaken vom Kamin und hob ihn drohend in die Luft. Ehe Mary jedoch entscheiden konnte, ob es eine leere oder eine definitiv gefüllte Drohung war, schwang die Tür zur Bibliothek auf und Sirius kam hereingestürzt, ein Buch unter den Arm geklemmt, Harry an der anderen. 

"Kreacher, stopp!" 

Der Elf erstarrte wie eingefroren, aber seine Augen blitzten böse. Mary hatte davon gelesen, dass die Herren von Hauselfen absolute Macht über sie hatten, aber es in Aktion zu sehen, war mehr als gruselig - auch wenn besagter Hauself gerade anscheinend tatsächlich kurz davor gewesen war, mit einem Schürhaken auf sie loszugehen. 

"Der Blutsverräter ist zurückgekehrt, obwohl ihn hier niemand mehr sehen will", schnorrte der abfällig. "Jetzt glaubt er, Befehle erteilen zu können, nein, nein, Befehle nur von der Herrin!"

Sirius sah ihn mit einem Blick an, in dem mehr Abscheu lag, als Mary es an ihm jemals gesehen oder auch nur erwartet hätte. 

"Ich bin der Erbe der Blacks, mir gehört dieses Haus und du wirst tun, was ich dir sage", blaffte er. Harry war sichtlich beunruhigt von dem extremen Stimmungsumschwung seines Paten und er versuchte unauffällig, ein Stück Abstand zwischen sie zu bringen. Mary nahm ihm die Entscheidung ab und zog ihn ein Stück von Sirius weg, näher an sich heran, genau wie Luke. 

"Kreacher wird alles tun, was der Blutsverräter sagt", knurrte der Elf, "aber nur, weil er der ehrwürdigen Familie Black treu ergeben ist, nur deshalb." 

Sirius' Kiefer verspannte sich noch mehr, dann nickte er kaum merklich und der Zauber, der ihn festhielt, fiel von Kreacher ab. 

"Leg den Haken weg", befahl Sirius kalt. "Wenn du einer Person aus meiner Familie auch nur ein Haar krümmst, wirst du dir wünschen, dass ich dir Kleidung gegeben hätte." 

Der Buchladen im LigusterwegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt