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Dieses Kapitel beginnt mit einer verhältnismäßig graphischen Beschreibung davon, wie es sich für Regulus in der Höhle anfühlt, zu ertrinken. Wenn jemand das nicht lesen möchte, ist das absolut in Ordnung und ihr könnt es gerne überspringen. Scrollt dafür etwa ein Drittel des Kapitels nach unten und sucht nach einem Absatz, der mit einem fett gedruckten [/] beginnt, ab da ist es unproblematisch wieder einzusteigen. Passt auf euch auf :)

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November 1979, dreizehneinhalb Jahre zuvor

Das Gift schien sich durch Regulus' Adern zu fressen und nur schemenhaft konnte er seine Umgebung wahrnehmen. Irgendwo musste Kreacher sein, er konnte ihn hören, konnte hören, wie er bat, ihm helfen zu dürfen, dass er die letzten Reste des Trankes nehmen würde, aber Regulus umgriff den Kelch fester, schabte ihn noch einmal über den Grund des Steinbeckens, fing die Flüssigkeit darin auf und führte ihn an seine Lippen. 

Grausame Bilder füllten seinen Kopf, während sich das Brennen des Trankes weiter direkt von seiner Brust aus in seinen gesamten Körper auszubreiten schien, bis es sich anfühlte als stünde er vollständig in Flammen. Es fiel ihm zunehmend schwer, die Einbildung von der Realität zu trennen, war sie doch hundertmal realer als die Alpträume, die er seit Monaten jede Nacht hatte und eigentlich auch schon davor. 

Nur mit Mühe gelang es ihm, das Medaillon am Grund des Beckens zu greifen und gegen die Fälschung auszutauschen. In seiner Vorstellung war das immer sein Moment des Triumphes gewesen, aber jetzt konnte er kaum etwas tun, außer den Horkrux aus seiner Hand gleiten zu lassen und Kreacher die Anweisung zu geben, ihn sicher aufzubewahren und zu zerstören. 

Wasser, er brauchte Wasser. Sein Hals fühlte sich trocken an, wie das Pergament, das er vorhin noch beschrieben und ins Medaillon gesteckt hatte. Das Seewasser hatte da noch muffig gerochen, aber jetzt sah es aus wie das Köstlichste, was Regulus je in die Finger bekommen hatte und er ging wie ferngesteuert in die Knie, um etwas davon mit bloßen Händen in seinen Mund zu schöpfen. 

Hinter sich hörte er Kreachers Warnrufe und Proteste, aber zu spät - eine kalte Hand schlag sich um seinen Unterarm. Dann eine zweite um sein anderes Handgelenk. Eine dritte griff nach seinem Mantel und eine vierte nach seinem Knöchel und bevor er irgendetwas hatte tun können - selbst schreien - wurde er ins Wasser gezogen. 

Sofort sog sich seine Kleidung voll, klammerte sich um ihn und das einzige, was sein vernebelter Kopf als klaren Gedanken zustande brachte, war dass es sich anfühlte wie eine Umarmung und dass er sich nicht daran erinnern konnte, wann er das letzte Mal umarmt worden war. 

Dann drang die Wahrheit zu ihm durch, als der Sauerstoff in seiner Lunge knapp wurde und seine Brust noch mehr zu brennen schien, denn jetzt war da nicht nur die Hitze des Gifts und die Eiseskälte des Sees, sondern die Tatsache, dass er Luft brauchte. Aber er war unter Wasser, er konnte nicht einatmen, seine Lungen würden sich mit Wasser füllen und er würde ertrinken. Er würde ertrinken. Er...er war gerade dabei, zu ertrinken. 

Seine Augen öffneten sich im Schock und kaum eine Sekunde später wünschte er sich, er hätte sie geschlossen gehalten, denn jetzt sah er die Inferi, die das Wasser um ihn herum füllten. Tote, leblose Körper, die irgendwie trotzdem in Bewegung waren und ihn tiefer und tiefer nach unten zogen. Er versuchte, sich zu wehren, versuchte, um sich zu schlagen, aber er hatte keine Kraft, hatte nicht genug Luft, er brauchte Sauerstoff, er brauchte -

Er atmete ein. Wasser füllte seine Lungen und in seinem Hirn legte sich endlich der Schalter um, in dem keinerlei rationale Gedanken mehr möglich waren, denn alles war rot von purer, gnadenloser Panik. 

Er holte noch einmal Luft. Mehr Wasser. Mehr Kälte, festere Griffe an seinen Füßen. 

Seine Lungen zogen sich zusammen. War es der Versuch, einzuatmen? Auszuatmen? Zu husten? Es war alles gleich, es tat weh und es tat weh und es tat weh und es sollte aufhören, aufhören, aufhören, er schnappte verzweifelt noch einmal nach Luft, die nicht kommen würde -

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