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Remus hätte wirklich damit rechnen müssen, dass ein einziger Moment alle Spannungen zwischen seinem Mann und ihrem Sohn lösen würde. So funktionierte Jules. Er mochte Jerry in dem Moment, in dem er ihn in seinen Haaren herumziehen ließ, er mochte Minerva in dem Moment, in dem sie sagte, dass es nicht wehgetan hatte, als er sie am Schwanz gezogen hatte und er mochte Sirius, anscheinend, in dem Moment, in dem sie gemeinsam die Küche mit einem 8-Gramm-Tütchen Vanillezucker eingeschneit hatten. 

Das war nicht falsch zu verstehen: Remus fand es absolut großartig, dass der Knoten zwischen den beiden geplatzt war. Jetzt wandelte sich ihr Familienleben langsam zu dem, was er sich von Anfang an erträumt hatte, angefangen bei: 

"Oof." 

Remus blinzelte verschlafen und versuchte, sich zu orientieren. 

Bis eben gerade hatte er entspannt im Traum seine Gedichtband-Kollektion sortiert (danach, ob der Autor mit einem geraden oder ungeraden Buchstaben begann - eben hatte das noch wirklich großen Sinn ergeben!), dann war etwas Schweres auf ihn drauf gefallen. Selbiges Etwas bewegte sich jetzt sehr aktiv über das Bett, dessen Matratze sich als Antwort darauf entsprechend eindellte und ausbeulte, was Remus endgültig aus seiner Buchsortierwelt herausholte. Sein Gehör holte jetzt auch langsam auf und schließlich bekam er auch mit, dass das für - er blinzelte noch einmal - 5:23 Uhr viel zu aktive Wesen sein Getobe auch noch mit eifrigen Rufen begleitete: 

"Dad! Dad! Dad! Dad!"

Sirius grunzte erneut wenig begeistert und versuchte, sich tiefer in den Kissen zu vergraben, was Remus nun doch zum Grinsen brachte. 

"Jules, was machst du hier?", fragte er und gähnte. Jules - rittlinks auf dem Deckenberg, unter dem irgendwo Sirius lag - drehte sich strahlend zu ihm um. 

"Es hat geschneit!" 

Remus sah aus dem Fenster. Es war stockdunkel, aber tatsächlich war im Licht der Straßenlaternen deutlich eine feine, weiße Schicht über den Dächern und Autos zu sehen. Er gähnte noch einmal, aber dann konnte er ein seliges Lächeln nicht verhindern. Es waren noch drei Tage bis Weihnachten und jetzt lag Schnee. Gut, in aller Frühe von seinem Fünfjährigen deshalb geweckt zu werden wäre jetzt vielleicht nicht nötig gewesen, aber wirklich böse konnte er Jules nicht sein. 

"Warum wacht Dad nicht auf?", fragte der jetzt unzufrieden. "Will er keinen Schnee sehen?" 

Remus wusste, dass Sirius den Schnee sehr wohl sehen wollte. Zu einer späteren Uhrzeit. Aber sie waren Rumtreiber und an diesem Morgen fühlte er sich definitiv nicht als liebender Ehemann Remus, sondern als bester Freund Moony und ein bester Freund Moony sagte in dieser Situation: 

"Doch, auf jeden Fall. Wahrscheinlich schläft er nur tief. Du solltest ihn weiter anstupsen, bis er aufwacht."

Jules strahlte und ging wieder dazu über, auf Sirius...Hüfte? Remus konnte es unter den gigantischen Mengen an Decken nicht wirklich ausmachen...herumzuturnen und zu versuchen, zwischen den Kissen Sirius' Gesicht zu finden. Mit einem diebischen Grinsen steckte er jetzt selbst seine Hand mit hinein und tastete, ob er etwas finden konnte. Es dauerte nicht lange, da umfasste eine Hand seinen Finger und Sirius' Gesicht tauchte zwischen dem Bettzeug auf. 

"Moony, ich hoffe, dir bringt der Weihnachtsmann kein einziges Geschenk und Minnie schaut dich in Zukunft nur noch mit ihrem Blick an und alles, was du jemals essen kannst, schmeckt so als hätten Lily und ich es gekocht", brummte er schlecht gelaunt. Dann drehte er sein Gesicht zu Jules. "Kind, was hab ich dir getan?" 

Jules schien sich überhaupt nicht an seiner Morgenmuffeligkeit zu stören und strahlte wieder übers ganze Gesicht. 

"Es hat geschneit!", wiederholte er noch einmal, nicht minder begeistert. "Und es sind Ferien!" 

Der Buchladen im LigusterwegWo Geschichten leben. Entdecke jetzt