[26] 3|Freitag

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Mit einem furchtbar schlechten Gewissen wacht Ronja an diesem Morgen auf. Sie hat Elmar gar nicht mehr gefragt, wie er in seinen neuen Alltag gefunden hat. Hat das etwas mit den vielen Feiertagen zu tun? Und dass sie sich so viel momentan getroffen haben? Spricht mensch dann nicht eigentlich noch mehr darüber? Obwohl ... ein wenig darüber unterhalten haben sie sich schon. Aber ... sie hätte schon noch ein wenig mehr nachhaken können. Sie kramt in jedem Winkel ihres Gedächtnisses nach, was er so erzählt haben könnte. Er schreibt immer mal wieder. Er geht nach wie vor mittags zum Hafen, auch unabhängig davon, ob er sich mit jemanden von ihnen trifft. Er freut sich darauf, wenn es wieder etwas wärmer wird und er mit Joe auf die Luca kann. Von der ambulanten Betreuung gibt es auch einen offenen Treff, den er aufsuchen kann. Sie bieten Gruppen an, mitunter eine Kreativgruppe. Er wollte vor allem an dieser teilnehmen, weil er auch die Kunstgruppe im Betreuten Wohnen gut fand. Über die Feiertage fanden diese Gruppen jedoch nicht statt. Sie nimmt sich vor, nachher Elmar unbedingt zu fragen. Abgesehen davon versucht sie sich in Erinnerung zu holen, wie er auf sie gewirkt hat. Glücklich und zufrieden? Doch schon. Sie kann sich zumindest dadurch etwas beruhigen und lässt sich wieder etwas in die Matratze sinken.

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„Bye meine Kleine. Bis heute Abend, Ronnie", verabschiedet sich Alice von ihnen beiden.

„Bis heute Abend und viel Spaß bei der Arbeit. Grüß Pat von mir."

„Mach ich. Und dir viel Erfolg bei Michel!"

Ronja arbeitet ab morgen wieder, Alice jedoch ab heute. Ab nächster Woche wird sie schon wieder zwei Tage die Woche arbeiten. Was sie total versäumt haben, ist, mit Michel zu sprechen, ob er dienstags regelmäßig als Babysitter einspringen kann. Erst dachten sie noch, dass sie jede Menge Zeit haben, um das mit ihm zu bequatschen, doch nun ist Dienstag gar nicht mehr so lange hin. Ihre Elternzeit ist fast vorüber, daher geht sie ab kommender Woche wieder mehr arbeiten. Bald dann schon wieder ihre drei Arbeitstage. Beim Frühstück haben sie vereinbart, dass Ronja heute nach dem Treffen mit Elmar am Hafen zum Le Petit geht und Michel fragt.

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Vollkommen ohne Sicherheitsnetz macht Ronja sich mit Nika fertig zum Losgehen. Nicht gänzlich ohne, sie hat ihre Antwort parat – für den Fall der Fälle. Aber es ist keine Alice zu Hause, die sie auffangen kann. Was soll schon passieren? Was soll er schon machen können? Eben – Sie fühlt sich gut.

Auf dem Weg zum Hafen ruft sie sich zunächst die Antwort in Erinnerung, die sie Tim erwidern wollen würde, falls er ihr dumm kommen würde. Dann möchte sie jedoch lieber an den Gedanken an Elmar festhalten, um nicht wieder zu vergessen, was sie ihn fragen wollte.

„Hallo Ronja", ruft Elmar ihr zu. Er scheint schon ein bisschen auf sie zu warten, dabei glaubt sie nicht zu spät zu sein.

„Hey Elmar. Wartest du schon lange?"

„Du bist nicht zu spät."

„Also warst du zu früh?"

„Ich war mit meinem Weg viel früher fertig als sonst."

„Wo gehst du denn mittlerweile lang?"

„Ich gehe die linke Seite neuerdings mit entlang. Die, die ich damals noch nicht alleine gegangen bin. Aber da meine Wohnung nun auf der Seite liegt, gehört es irgendwie zu meiner Route."

„Ah. Ich verstehe. Macht Sinn."

„Echt?"

„Ja, für mich schon. Weißt du, was mir heute aufgefallen ist?"

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