[5] 13|Freitag

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Einen Nachteil hat es, wenn sie nicht frisch kochen und stattdessen bestellen. Und die Verpackungen nicht direkt entsorgt werden. Am nächsten Tag riecht es in der Wohnung nach dem Essen. Während Alice es sich mit ihrem Tee im Wohnzimmer gemütlich macht, trinkt Ronja in der – nach gebratenen Nudeln – riechenden Küche ihren Café. Ein Geruch, auf den sie am Morgen verzichten könnte.

Doch schon bald werden sie sich gemeinsam aufmachen. In Gedanken an Elmar, der das aber sicherlich heute gut schaffen wird, wartet Ronja auf Alice. Daher nutzt sie die Gelegenheit, schnappt sich die Essensboxen von gestern, wirft diese in den Müll und stellt die Tüte an den Eingang.

Kurz darauf hört sie, wie Alice sich in ihre Richtung bewegt und hebt sich erneut aus ihrem Stuhl.

„Al, es ist doch alles in Ordnung zwischen uns oder?", fragt Ronja, ohne dass sie vorher über diese Worte nachgedacht hatte, aus dem Bauch heraus.

„Wie kommst du denn darauf?"

„Ich weiß nicht. Nur manchmal habe ich das Gefühl, dass da etwas ist ... Ich kann es nicht besser erklären."

„Ronnie, ich liebe dich. Wir können ja, wenn ..."

„Ach, tut mir leid, Al. Momentan bin ich manchmal etwas durch den Wind. Komm, wir müssen los."

„Sicher?"

„Ja. Außerdem möchte ich nicht schuld an einer Standpauke von Pat sein", sagt Ronja belustigt. „Wirklich", bekräftigt sie noch einmal.

„Okay." Alice zieht Ronja dennoch in eine Umarmung und küsst sie auf die Wange, was Ronja direkt etwas von den seltsamen Gefühlen nehmen kann.

Der Weg zum motley's ist angenehm – das Glatteis hat wohl nur einen Tag gehalten –, zu frisch ist es aber noch ein wenig. Bei Michel setzen wir uns also gleich hinein. Es fühlt sich an, als würden sowohl Alice als auch Ronja in der Stille verharren wollen, um daran festhalten zu können, dass alles in Ordnung ist. Aber wahrscheinlich ist es das ja auch?! Ronja schüttelt über ihre komischen Gedanken den Kopf. Vor der Tür, durch die Alice gleich zum Arbeiten verschwindet, verabschieden sich die beiden und Ronja setzt ihren Weg mit Nika und Woody im Schlepptau zum Le Petit fort. Erneut – denn das hatte sie bereits letzten Freitag erlebt – beschleicht sie ein merkwürdiges Gefühl. Als wäre jemand in ihrer Nähe. Doch sie kann keine besonderen Geräusche ausmachen. Leichter Wind, dessen Pfeifen sie hören kann sowie das Rascheln von Blättern, die es bis zum Wintereinbruch geschafft haben, welche der Wind mit sich trägt. Ab und zu erklingen Auto- oder andere Alltagsgeräusche. Aber sonst?! Nichts, was nicht ungewöhnlich wäre.

◦◦◦◦◦◦

Mit dem Aufschwingen der Eingangstür strömt ihr direkt der unverkennbare – und einmalige sowie zum liebhabende – Duft entgegen. Einen Bruchteil der Sekunde verharrt sie auf der Schwelle, um das Aroma in sich aufnehmen zu können. Zu lange nicht hier gewesen. Unmittelbar fühlt sie sich leichter und unbeschwerter.

„Ronja? Ronja. Wie schön dich zu sehen", wird sie herzlich begrüßt, woraufhin sie ihre Augen wieder öffnet.

„Hey Michel", erwidert sie dem Herannahenden.

„Muss ja ganz schön ungewohnt für dich sein, hier drinnen zu sein oder?"

„Ha ha. Das erste Mal ist es nun auch nicht."

„Und für die kleine Maus ist es sicher besser." Sogleich wendet er sich auch zu ihr und würde sie am liebsten direkt auf den Arm nehmen.

„Exactement, Michel."

ImpressionswinkelWhere stories live. Discover now