[10] 18|Mittwoch

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„Du hast eine Nachricht bekommen, Ronnie", ruft Al ihr über den Flur vom Wohnzimmer aus zu, als sie gerade das Badezimmer verlässt.

„Okay. Danke?" Schmunzelnd über diesen Berichtsservice schlendert sie ... Hm, wo habe ich das Handy hingelegt?

„Es liegt hier ...", trällert Alice. „Also falls du es nicht wusstest." Hellseherin.

Demnach begibt sie sich ins Wohnzimmer, wobei ihr einfällt, dass sie es gestern auf dem Schreibtisch liegen lassen hat.


Oskar
»Ich bin wieder da, heute können
wir also Team machen. LG«


Und ich bin völlig fertig, aber okay ... Nicht genau das, aber den letzten Teil sinngemäß sendet sie ihm als Antwort zurück. Doch heute wird bestimmt ein guter Tag, zumindest einer voller Ablenkungen. Alice wird mit Nika zum Yoga gehen. Heute startet endlich der Kurs. Viele Mütter der Schwangerschaftsgymnastikgruppe haben sich gemeinsam bei einer Mutter-Kind-Yogagruppe angemeldet und wollen sich weiterhin gemeinsam einmal die Woche sportlich betätigen. Und sie selbst hat – nach der Runde gleich mit Woody – ihre Arbeit und danach geht es zu »wörterrausch« mit Elmar. Da ist sie schon sehr gespannt, ob er etwas vorlesen wird. Sie wird alles interessant finden, was aus seiner Mine geschrieben sein wird. Da ist sie sich sicher.

Ronja dreht sich um, um in die Richtung zu sprechen, in der sie Al vermutet. Dabei bemerkt sie erst, wie tief sie gerade in ihren Gedanken war.

„Soll ich Nika mit auf den Spaziergang nehmen?", flüstert Ronja die Frage, weil sie nicht sicher ist, ob Al gerade in ihrem Ritual ist und sie sie gerade stören könnte. Und wenn, wenigstens nur leise.

„Nein lieber nicht. Habe sie gerade ins Bettchen gelegt."

Selbst das hat sie wohl nicht bemerkt. „Okay. Dann bis gleich." Leise zieht sie die Tür zum Wohnzimmer hinter sich zu.

Alice scheint gerade auch sehr in Gedanken zu sein. Das vertagt sie auf später, da Al ihr das eventuell auch selbst noch erzählen mag. Dann macht sie sich mit Woody auf den Weg. Eher unruhig – wie das restliche Getümmel draußen – bewegt sie sich heute durch die Böen und den gefühlt sandigen Boden und kann sich kaum auf die Umwelt konzentrieren. Eher froh darüber, dass sie erst später die große Runde machen, dreht sie wieder um.

◦◦◦◦◦◦

Okay. Entgegen ihrer Hoffnung wird sie nicht von einer wohligen Ruhe umfasst, als sie die Tür zur Wohnung öffnet. Ist das der Weihnachtsblues? Das war doch sonst eher ihrs. Langsam und bedacht entkleidet sie sich, hängt ihren Mantel und die Leine an die dafür vorgesehenen Haken und schiebt ihre Schuhe an den Rand.

Den unruhigen Geräuschen nach befindet sich Al im Schlafzimmer. Immerhin konnte sie sich offenbar an ihren Rückzugsort niederlassen. Die Klänge kann sie noch nicht ganz zuordnen, sie sind zu wild durcheinander. Irgendetwas raschelt. Gleichzeitig grummelt und seufzt es – Wahrscheinlich Al. Dazu tippelt sie irgendwo gegen. Zu viel auf einmal. Woody bewegt sich auch nicht weiter als Ronja selbst. Die Tür zum Schlafraum ist anscheinend nur angelehnt, dennoch klopft sie sachte dagegen. Sie ahnt nämlich, dass es Al noch nicht aufgefallen ist, dass sie zurück sind.

„Hey ... Äh. Alles in Ordnung?", fragt Ronja vorsichtig.

„Oh", kommt es lediglich von Alice.

„Störe ich dich? Ich kann dich auch alleine lassen, wollte nur mal fragen."

„Ich bin nur minimal verzweifelt von ... mir selbst ..." Ein lautes Seufzen. „Und weiß nicht, was ich machen soll. Nee, quatsch, ob ich das wirklich machen soll ..." Irgendetwas fällt leicht zu Boden. Doch um was es hier gerade grundsätzlich geht, weiß Ronja weiterhin nicht. 

ImpressionswinkelWhere stories live. Discover now