[3] 11|Mittwoch

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„Ronnie. Wach auf." Hm? „Ronniii-aa!"

„W-was ... los?", quält sich Ronja die Worte aus dem Mund und versucht irgendwie wach zu werden. Nebenbei tastet sie relativ unbeholfen nach dem Wecker. Dass sie ihn erwischt, verrät ihr nur die Ansage. Es ist erst 05:17 Uhr. Am liebsten würde sie ihrem Drang nachgehen und einfach wieder ins Land der Träume verschwinden.

„Ronnie, gut, du bist wach. Bist du doch noch, oder? Hallo? Bist du jetzt da? Oder noch da? Mensch Ronja. Antworte doch mal. Bitte?"

Seit wann ist Alice so nervig am Morgen? Prompt meldet sich ihr schlechtes Gewissen, was sie zumindest wacher werden lässt.

„Was ist denn, Al?" Nun rappelt sich Ronja langsam hoch und setzt sich im Bett aufrecht hin, um das Risiko zu minimieren, wieder einzuschlafen. Und alles ohne Café.

„Es hat geschneit!", jubelt Alice und sie klingt, als würde sie dort schwungvoll Pirouetten drehen. Kurz zucken Ronjas Mundwinkel, doch eigentlich will sie nur schlafen. Sie ist so unglaublich müde. Noch ein Stoß erinnert sie daran, dass sie wach bleiben sollte.

„Hast du mich gerade gehauen?"

„Das ... äh ... war Nika", schwindelt Alice offensichtlich. Ronja spürt den erwartungsvollen Blick, der auf ihr ruht.

„Wo ist denn die Kleine, die meint, mir überlegen zu sein?", fragt Ronja nun sich der Situation ergeben und hält ihre Arme auf.

„Hier." Und plumps hat Ronja Nika schon auf dem Arm.

„Na gut. Es ist zwar mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit noch dunkel draußen – nicht, dass mir das was ausmacht –, aber wenn du raus möchtest, dann bin ich dabei. Warte ..." Ronja hat schon gemerkt, dass Alice gerade etwas sagen wollte. „Erst einmal: Haben wir eine wasserdichte Tasche?"

„Hä?"

„Für die Unterlagen und so." Ronja beugt sich etwas vor und stupst auf Alice' Näschen.

„Ah. Ja, bestimmt. Die gab es doch sicherlich dazu."

„Und zweitens möchte ich einen Café, sonst wird Nikas erster Schneeausflug nicht so toll."

„Das habe ich mir gedacht, den habe ich schon gekocht. Du hast anscheinend noch sehr fest geschlafen."

„Ja, anscheinend."

„Tut mir leid."

„Wie bitte?" Bei den Worten muss Ronja nun grinsen. „Kannst du das noch einmal wiederholen?"

„Es. Tut. Mir. Leeeid." Alice seufzt.

„Okay. Angenommen. Ausnahmsweise." Das Grinsen verwandelt sich zu einem herzhaften Lachen.

◦◦◦◦◦◦

Da der Café seine Wirkung zeigt, ziehen sie sich warm an – Nika kommt in die Trage –, um endlich hinaus in den Schnee zu kommen. Auch Ronja freut sich; wartet sie doch schon lange auf das Ereignis. Wir, die drei – nein vier – Musketiere, poppt ihr der Gedanke unwillkürlich auf, was sie breiter lächeln lässt. Woody geht vor, wodurch sie ein Gefühl für den Boden bekommt. Glatt ist es offenbar nicht. Das bemerkt sie auch am knirschenden Geräusch, was sie bei ihren Schritten verursachen. Sie wollen jedoch kein Risiko eingehen und bewegen sich daher nur langsam vorwärts. Es muss über Nacht wirklich ordentlich geschneit haben und dieser immer noch liegen. Allmählich kommt Ronja richtig im Tag an und kann sich vollends auf ihre Freude einlassen. Schritt für Schritt schreiten sie durch die Massen von Schnee, bemerken, wie ihre Schuhe – glücklicherweise nur von außen – nass werden und spüren die Kälte, die sie jedoch willkommen heißen, um sie herum. Alice und Ronja nehmen sich automatisch gegenseitig an die Hand, was sie kurz zum Lachen bringt und Ronja einen Freudenschauer durch den Körper jagt. Als die den Eingang zum Park erreichen, kann Ronja sofort einen Unterschied ausmachen. Hier war wohl schon ein Schneeschieber oder zumindest jemand, der den Schnee schüppt. Der Gehweg ist weitestgehend geräumt worden. In diese Falle bin ich schon einmal reingetappt. Sie schickt Woody wieder etwas vor und geht ihm hinterher. Sicher ist sicher. Doch dieses Mal – die Stadt hält sich wohl dran – ist der Weg nicht rutschig. Sie wagen sich vor bis zum Teich, holen die Thermounterlagen aus der Tasche, die tatsächlich wasserfest ist und legen diese auf die Bank, um sich ohne den Po abzufrieren drauf setzen zu können.

ImpressionswinkelWhere stories live. Discover now