[25] 2|Donnerstag

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„Wollen wir das jetzt noch einmal durchgehen?", hakt Alice nach. „Bitte? Vielleicht bringt es ja was. Mir würdest du schon einen Gefallen damit tun und gestern meintest du doch, dass es eine gute Idee wäre ..."

„Okay. Gut." Wenn es sein muss ... Eigentlich ist sie ja auch dafür, hat nur momentan überhaupt keinen Nerv dazu, sich Gedanken darüber zu machen. Andererseits ... Wann wird sie das je haben?

„Okay. Für den Fall der Fälle und wir hoffen natürlich, dass der nicht eintritt. Stellen wir uns vor – so schwer es uns fällt –, dass Tim noch mal auf dich zukommt und irgendetwas wahrscheinlich Bescheuertes zu dir sagt, was kannst du dann antworten, ohne dich schlecht zu fühlen? Und wichtig: Was kannst du sagen, ohne einerseits schlechte Gedanken zu bekommen, aber andererseits auch so, dass du mit gutem oder zumindest besserem Gefühl weitergehen kannst?"

„Alice ... Ganz ehrlich? Keine Ahnung."

„Ronja, komm schon."

„Ich meine das ehrlich. Ich verstehe es jetzt. Also, was du mal meintest und warum du dich so klein gefühlt hast bei ihm. Diese Begabung hat er wohl."

„Falsch", entgegnet Al prompt.

„Was? Also wie meinst du das?"

„Denk mal nach."

„Kommst du mir jetzt mit meinem eigenen Kack?"

„Ja natürlich und das ist kein Kack!"

„Ich habe die Macht über den Einfluss, den er auf mich ausübt. Ja, ich weiß", rattert Ronja wie auswendig gelernt runter.

„Und, was kannst du also dann tun, damit es besser für dich ist? Es geht nicht darum, dass es rosawolkig ist, sondern besser", fährt Al unbeirrt fort.

„Ich dachte, du willst mir helfen?!"

„Tu ich doch à la Ronja."

„So hart bin ich? Ich kann ja ganz schön fies sein ..."

„Nicht ablenken, auch wenn da was Wahres dran ist."

„Die Polizei rufen?"

„Zum Beispiel. Oder du drohst ihm damit. Ich finde es auch richtig gut, was du beim letzten Mal gesagt hast! Doch das war wahrscheinlich aus dem Bauch heraus und nicht bewusst gewählt, aber du hast es halt raus. Doch – so wie du es mir mal erklärt hast –, wenn wir etwas bewusst sagen, fühlen wir uns auch wohler damit."

„Ja, das stimmt." Ronja geht noch einmal in sich. „Okay, dann weiß ich, denke ich, was ich sagen werde."

„Und was?"

„In Ordnung. Also ER kommt da jetzt irgendwie auf mich zu und quasselt irgendeinen Kack ... Bla bla bla. Dann sage ich, dass er mich in Ruhe lassen soll oder ich zur Polizei gehen werde, um eine einstweilige Verfügung erwirken zu lassen, weil er mich belästigt."

„Das klingt richtig gut und ist auch nicht abwegig."

„Ob ich das wirklich so herausbekomme, ist noch mal eine andere Frage, aber ja, mit der Antwort wäre ich, glaube ich, ganz zufrieden. Dennoch wäre ich wahrscheinlich ganz schön aufgewühlt danach."

„Ganz schön aufgewühlt ist aber ein Fortschritt zu mehreren Panikattacken oder nicht?"

„Hast du auch recht."

Bevor Alice noch etwas dazu sagen kann, zieht Ronja Al zu sich heran und legt ihre auf Alice' Lippen. Das ist doch viel schöner als das andere.

Nachdem sie sich von Alice löst, fragt sie sie, ob sie sich nun auf den Weg zu Joe machen darf.

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