(8) Jetzt ist es unsere Bucht

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Ich lag jetzt schon etwas länger auf der Liege und war schon komplett trocken. Die anderen waren auch langsam etwas leiser geworden und ich war mir sicher, dass sie bald hoch kommen würden. Als ich lauter kühle Spritzer auf meinem Bauch spürte, riss ich jedoch erschrocken die Augen auf. Über mir stand ein grinsender Logan, der seine Haare ausschüttelte. „Logan! Lass das!" zischte ich und setzte mich auf. Der Badboy lachte aber natürlich nur dreckig. „Hör auf, meine Schwester zu ärgern. Am Ende haut sie wieder ab." meinte Kyle, der mit den anderen jetzt auch zu uns auf die Terrasse kam.
Ich suchte sofort nach Kati und fand sie auch gleich, wie sie sich angeregt mit Paul unterhielt. Wie gut die beiden doch zusammen passen würden, dachte ich, schob den Gedanken aber sofort wieder weg. Kati würde sich doch nie mit einem Badboy einlassen. Sie wusste genauso gut wie ich, dass dabei nur ein gebrochenes Herz herauskommen würde. „Außerdem musste ich eure Späße schon den ganzen Tag aushalten. Wenn das so weiter geht, dann muss ich dir deine Partys wohl verbieten, Bruderherz." sagte ich und stand auf, um Kyle sein Handtuch zu geben.
„Du weißt, dass ich trotzdem welche feiern würde, Mel." erklärte er und fuhr sich mit dem Handtuch durch die Haare. „Nicht, wenn ich Seria dann frei gebe und du das Haus alleine putzen musst." erklärte ich und grinste frech. „Die Jungs würden mir helfen, nicht?" meinte Kyle. „Sorry, aber wenn Mel nicht will, dass ich dir helfe, dann werd ich das durchaus akzeptieren." erklärte Paul und schnappte sich einen der Cocktails, die immer noch auf dem kleinen Tisch standen. „Da kann ich mich nur anschließen." meinte Nathan grinsend und auch die anderen drei nickten zustimmend.
„Siehst du? Ich kann euch doch von euren Späßen abhalten." sagte ich zu meinem Bruder und hielt Kati einen Cocktail hin. Sie nahm ihn und trank einen Schluck. „Dann sollten wir dich heute wohl nicht mehr ärgern. Ich wollte nämlich nochmal übermorgen Feiern. Bis Mum und Dad zurück kommen haben wir ja nur zwei Wochen." erklärte Kyle und schnappte sich auch einen Cocktail. „Gut. Dann will ich morgen aber einen Mädels-Abend mit Kati und Paul machen." sagte ich und legte meinen beiden Freunden jeweils einen Arm um die Schultern. „Ach komm schon, Mel. Wenn du das so sagst, dann fühl ich mich total entmannt." beschwerte Paul sich, grinste aber schief. „Oh. Das wird bestimmt witzig." kicherte Kati. „Und wer hat gesagt, dass du darfst?" fragte Logan, der eine Braue hochgezogen hatte und jetzt leicht skeptisch schaute. „Ich!" sagten Paul, Kati und ich, als hätten wir es abgesprochen.
Natürlich mussten da alle lachen. Nur Logan murmelte etwas unverständliches, dass sich anhörte, wie „Wenn's unbedingt sein muss.". „Du brauchst dir keine Sorgen zu machen. Ich werd nichts machen, was deine Schwester nicht will." versicherte da Paul, den Logan böse angeschaut hatte. „Das will ich doch hoffen!" sagte ich und kniff ihn leicht in die Seite. Paul zuckte kurz zusammen, dann meinte er „Das hättest du lassen sollen, Mel." Ein gemeines Grinsen erschien auf seinen Lippen und ich ahnte schlimmstes. „Paul! Nein!" versuchte ich ihn aufzuhalten, aber da hatte er mich auch schon gepackt und über seine Schulter geworfen. Ich schrie kurz auf, dann lief er mit mir ins Haus.
„Ich hab gehört, dass du Kyle in den Trainingsraum gesperrt hast. Wie wär's, wenn wir das jetzt bei dir auch mal ausprobieren?" schlug Paul lachend vor. „NEIIINN!" sagte ich und schlug auf Pauls Rücken ein. „Ist ja gut, ist ja gut. Dann sperren wir dich eben woanders ein." meinte er jetzt und lief quer durch den Vorsaal zum Treppenhaus. Ich hörte auf ihn zu schlagen, weil ich wusste, dass es ja eh nicht bringen würde. „Ich hab meine Schlüssel im Zimmer gelassen. Du könntest mich also dort einsperren." schlug ich vor und fing schon an einen Fluchtplan zu schmieden.
Leider kannte Paul mich aber zu gut und meinte „Lieber nicht. Ich hab aber noch einen Schlüssel zum einen Gästezimmer in Kyle's Stockwerk." Ich seufzte schwer, wehrte mich aber nicht wieder. Schließlich waren wir im Gästezimmer und Paul ließ mich wieder runter. Sofort versuchte ich an ihm vorbei zu schlüpfen, um zu entkommen. Natürlich kam ich nicht weit. Als ich einen Schritt aus dem Zimmer gemacht hatte, hielt Paul mich fest. „Ich bin nicht dumm, Mel. Ich kenn deine Tricks. Ich werd dich in ein paar Minuten wieder holen." flüsterte er mir grinsend ins Ohr und schaffte es dann mich im Gästezimmer einzuschließen.
„Das kriegst du zurück!" rief ich und hämmerte an die Tür. „Werden wir ja noch sehen." meinte Paul und schon war er weg. Nachdenklich lief ich im Zimmer auf und ab, um mir einen Ausweg zu suchen. Es war ziemlich heiß im Zimmer und ich öffnete kurzer Hand das Fenster. Ich zögerte kurz, dann sah ich runter. Vielleicht konnte ich ja runter springen ohne mir dabei sämtliche Knochen zu brechen. Ich schätzte kurz die Entfernung zum Boden, verwarf diese Idee dann aber. Wenn mich unten niemand auffing, würde ich mir mindestens den Knöchel verstauchen. Ich drehte noch einige weitere Runden.
Plötzlich flog aber ein Stein durchs Fenster. Erschrocken blieb ich stehen, dann ging ich langsam zum Fenster und sah wieder runter. Natürlich stand da niemand anders, als Logan. „Brauchst du Hilfe?" fragte er mit einem Grinsen, das so überhaupt nicht Badboy-Mäßig war. Ich überlegte kurz, dann entschloss ich mich, ihm einfach mal zu vertrauen. „Na gut. Denkst du, dass du mich auffangen könntest?" fragte ich und war mir sicher, dass er 'Nein' sagen würde. „Klar. Du siehst nicht besonders schwer aus und ich bin auch nicht gerade ein Wurm." überraschte er mich.
„Ein Wurm?" fragte ich belustigt. „Ja. Soll ich dir jetzt helfen, oder nicht? Es könnte jeden Moment jemand kommen." meinte Logan. Ich biss mir auf die Unterlippe, dann atmete ich tief durch und sagte „Okay, aber wenn du mich nicht fängst, dann... " „... dann bin ich ein toter Mann. Schon verstanden. Jetzt komm." unterbrach mich Logan und ich hörte ihm an, dass er langsam ungeduldig wurde. Ich atmete nochmal tief durch, dann kletterte ich auf das Fensterbrett. Mir wurde leicht schwindlig, was aber höchstwahrscheinlich an meiner verdammten Höhenangst lag.
„Bereit?" fragte ich immer noch unsicher. „Ja. Jetzt mach schon." antwortete Logan und irgendwie beruhigte mich seine Stimme etwas. Ich atmete ein letztes Mal tief durch, dann schloss ich die Augen und sprang. Einen Moment schien es, als würde die Zeit still stehen, dann spürte ich zwei starke Arme, die mich auffingen. „Hab dich." hauchte Logan mir ins Ohr, aber ich traute mich nicht, meine Augen zu öffnen. „Sicher?" fragte ich und spürte, wie meine Hände zitterten. „Ziemlich. Alles okay?" fragte Logan besorgt. „Kann sein." murmelte ich. Logan lachte rau und ich bekam sofort eine Gänsehaut. „Ich glaub, du kannst jetzt die Augen auf machen." raunte mir der Badboy zu.
Zögernd und langsamer, als in Schneckentempo, öffnete ich dann wirklich die Augen. Ich ballte die Fäuste, damit ich das Zittern etwas unter Kontrolle hatte. „So wohin jetzt? Ich bin sicher, dass du nicht sofort gefunden werden willst." meinte Logan und grinste auf mich herab. Ich wandte meinen Blick ab, um einen klaren Kopf zu behalten und dachte dann nach. „Natürlich." sagte ich zu mir selbst. „Lass mich runter." befahl ich Logan und sah ihm wieder ins Gesicht. „Bist du sicher, dass du laufen kannst? Du zitterst noch total." meinte dieser jedoch besorgt. „Ja. Jetzt mach schon, bevor Paul wieder ins Zimmer kommt." sagte ich.
Logan ließ mich jetzt tatsächlich runter und ich lief sofort über die kleine Wiese, die hier wuchs. „Also, wohin geht's?" wollte Logan wissen und folgte mir. „Die Straße runter und dann zu einer kleinen Bucht." erklärte ich und lief nach rechts, am Straßenrand entlang. „Ist das weit?" fragte der Badboy. „Wieso? Hast du etwas Angst, dass es zu anstrengend wird?" neckte ich ihn und grinste ihn über die Schulter hinweg an. „Nicht wirklich. Ich will nur nicht, dass meine kleine Schwester zu weit weg ist." erklärte Logan und ich hörte leichte Sorge in seiner Stimme.
Ich blieb stehen und musterte ihn nachdenklich. Vielleicht war Logan doch nicht so ein Arschloch, wie ich gedacht hatte. „Höchstens zehn Minuten zu Fuß. Du kannst aber auch hier bleiben. Ich bin sowieso lieber alleine." erklärte ich und lief dann wieder weiter. „Ich komm mit." sagte Logan aber und folgte mir weiter. Ich sagte dazu nichts weiter und lief etwas schneller. Wieso will er denn unbedingt mit? Am liebsten hätte ich ihn das gefragt, aber ich wollte nicht zu neugierig sein, also ließ ich es lieber.
Wir liefen schweigend die Straße entlang und irgendwann bog ich dann nach rechts ins Gebüsch ab. „Also ist die Bucht ziemlich versteckt?" fragte Logan und ich zuckte leicht zusammen, weil ich nicht damit gerechnet hatte, dass er jetzt etwas sagte. „Ähm... Ja. Ich bin eigentlich die einzige, die dort hingeht. Kyle weiß nicht einmal, dass es sie gibt." erklärte ich zögernd. „Und Paul?" wollte Logan weiter wissen. „Der auch nicht. Wie schon gesagt. Ich bin lieber alleine. Meistens verstecke ich mich dort aber auch, wenn irgendwas passiert ist." antwortete ich auch auf diese Frage und brach dann aus dem Gebüsch.
Logan lief an mir vorbei und wäre sicher die Klippe runter gestürzt, wenn ich ihn nicht rechtzeitig zurück gehalten hätte. Natürlich würde er das aber nie zugeben. „Jetzt geht's an klettern." sagte ich zu ihm und lief ein Stück am Klippenrand entlang, bevor ich die Stelle fand, an der ich auch sonst immer runter kletterte. „Und da hast du dich nicht getraut zu springen?" fragte Logan belustigt. „Naja. Hier könnte ich mich noch festhalten, aber an einer Hauswand klappt das nicht so wirklich." erklärte ich und fing an zu klettern.
Unten angekommen, lief ich erst mal zu einer kleinen Höhle, die nicht weit entfernt im Stein war. Ich hatte mir dort einige Vorräte an Klamotten, Handtücher und Wasser versteckt und nahm mir jetzt eine Flasche Wasser. „Was machst du denn?" hörte ich Logan fragen. Er kam zur Höhle und stutzte dann. „Naja. Hier kommt wirklich niemand her." erklärte ich und hielt ihm die Flasche hin, aus der ich gerade getrunken hatte. „Sollte ich mich jetzt geehrt fühlen, weil ich der erste bin, dem du das gezeigt hast?" fragte Logan wieder mit diesem süßen Grinsen, bei dem man gar nicht glauben konnte, dass er ein Badboy war.
Ich musterte ihn noch mal, dann ging ich an ihm vorbei wieder aus der Höhle heraus und meinte „Keine Ahnung, aber wenn du das jemanden zeigst, dann glaub ich, muss ich dich umbringen." Das entlockte Logan ein Lachen, bei dem ich wieder eine Gänsehaut bekam. „Ist dir kalt?" fragte er und ich spürte seinen Blick deutlich auf mir. „Nein." sagte ich nur und ging dann über den weißen Sand am Boden, zum himmelblauen Wasser. Es war mir unangenehm, dass ich immer noch so auf Logan reagierte. Ich machte einige Schritte ins Wasser, umarmte Logan mich von hinten und ich erschauderte bei seiner Berührung. „Jetzt ist es unsre Bucht." flüsterte mir der Badboy ins Ohr.
Ich konzentrierte mich und setzte dann eine genervte Maske auf. „Ich hätte dich doch bei den anderen lassen sollen." sagte ich und befreite mich aus seinen starken Armen. „Dann hätte ich dich aber verraten müssen." meinte Logan und spritzte mich voll. „Logan!" sagte ich empört, weil das Wasser hier etwas kälter war. Der Badboy lachte mich aus, aber das blieb nicht lange so, denn ich nahm etwas Schwung und spritzte zurück. Sofort verstummte sein dreckiges Lachen und er fixierte mich grinsend. Ich sah ihm an, dass er etwas vorhatte, das mir nicht gefallen würde, also ergriff ich die Flucht.
Ich wandte mich ab und sprang ins Wasser. Ich tauchte eine Ewigkeit, bevor ich zu einer kleinen Höhle im Fels kam. Man konnte die Höhle nicht sehen, wenn man am Strand war und deshalb hoffte ich, dass Logan mir nicht gefolgt war. So hatte ich wenigstens meine Ruhe. Ich setzte mich auf eine Steinplatte und lehnte mich an die Wand hinter mir. Entspannt schloss ich die Augen und genoss einen Moment einfach die Ruhe, die nur vom Plätschern des Wassers an der Wand unterbrochen wurde.
Leider blieb es aber nur bei diesem Moment, denn kurz darauf hörte ich Logan, der plötzlich neben mir saß. „Du solltest nicht versuchen, vor mir weg zu laufen." meinte er. Jetzt war ich tatsächlich genervt und schlug die Augen auf. „Tu ich nicht. Ich versuch nur, meine Ruhe zu haben." sagte ich genervt und sah Logan böse an. Ein gieriges Glitzern war wieder in seinen Augen und ich bereute es wirklich, ihn mit genommen zu haben. „Dann hättest du mich wirklich bei den anderen lassen sollen." meinte der Badboy grinsend. „Ich merk's." erklärte ich und schloss wieder die Augen.
Ich merkte, wie Logan näher zu mir heran rutschte und musste mich sehr konzentrieren, um nicht wieder aus Neugier die Augen auf zu machen. „Wieso versteckst du dich hier sooft? Was passiert denn schlimmes, wenn du deine Ruhe willst?" fragte Logan und plötzlich war seine Stimme ganz sanft und vorsichtig. „Das geht dich nichts an." murmelte ich und spürte, wie langsam Tränen in mir hoch stiegen. Nur mit großer Mühe schaffte ich es, sie zurück zu halten. „Darf ich nicht neugierig sein?" wollte Logan wissen jetzt war das Vorsichtige gewichen und an dessen Stelle Belustigung getreten.
Jetzt öffnete ich meine Augen wieder und sah zu Logan. Wenn ich mich auch nur ein paar Zentimeter bewegen würde, würde ich ihn berühren. „Doch, aber nicht darauf." antwortete ich nach längerem Überlegen. Das Sanfte war noch nicht aus Logan's Augen gewichen, aber ich wusste, dass, wenn er das bemerkte, diese gute Seite hinter einer kalten Maske verschwinden würde. „Wieso nicht darauf? Ist es so schlimm?" fragte der Badboy stirnrunzelnd. „Ja." sagte ich einfach und jetzt spürte ich doch eine Träne, die langsam meine Wange hinunter lief. Ich wollte nicht weinen. Ich wusste, wie sehr das Männer ab stieß, aber ich konnte nichts dagegen tun. Jetzt wo sich eine Träne den Weg heraus gekämpft hatte, folgten schnell weitere.
Logan schien erst etwas überrascht und ich dachte, dass er jetzt jeden Moment verschwinden würde, aber er tat es nicht. Er tat sogar das Gegenteil. Nachdem er seinen ersten Schrecken überwunden hatte, rutschte er noch näher an mich heran und zog mich in seine Arme. Ich versuchte, die Tränen wieder zurück zu halten, aber es funktionierte nicht mehr. Ich vergrub also mein Gesicht an Logan's Schulter und weinte. Der Badboy schien wie ausgewechselt und tätschelte mir den Rücken. „Schsch. Alles gut." sagte Logan immer wieder und ich spürte, wie gut mir seine Nähe tat.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hatte ich mich endlich beruhigt und wandte mich von Logan ab. Er hatte es einfach über sich ergehen lassen und ich schämte mich für meine Schwäche. „Hey. Alles wieder okay?" erkundigte sich Logan und strich mir über den Rücken. „Alles super." meinte ich und ließ mich von der Steinplatte ins tiefere Wasser rutschen. „Wollen wir wieder zu den anderen?" fragte Logan in die unbehagliche Stille. Ich nickte nur und schwamm dann Richtung Strand. Ich wusste, dass Logan locker mithalten konnte, aber er ließ sich etwas zurück fallen.

Danke an meine neue Beta-Leserin sosoM15

Catch me Badboy      #Wattsy2016 Where stories live. Discover now