Regulus gab einen unzufriedenen Grunzlaut von sich. 

"Ich weiß einfach selbst nicht, was ich will", brummte er schlecht gelaunt. "Will ich jedes Mal, wenn ich das Haus betrete, von meinen Vorfahren beäugt und von meiner Mutter kritisiert werden? Nein, definitiv nicht. Aber auf der anderen Seite...ist das hier das Haus der Familie Black. Ich hab das Gefühl, es ist ihr Haus genau wie es meins ist. Es wäre falsch, ihnen diesen Platz hier zu nehmen." Er seufzte tief. "Ich wünschte, sie wären einfach Muggelportraits. Dann könnten sie bleiben und an all die Leute erinnern, die hier mal gelebt haben, ob sie nun gute Menschen waren oder nicht. Aber dann würde es sich zumindest nicht mehr so anfühlen, als würden sie immer noch jeden meiner Schritte überwachen." 

Remus wunderte sich wiederholt darüber, wie es Regulus überhaupt möglich war, in diesem Haus zu leben, ohne ständig von Geistern der Vergangenheit verfolgt zu werden. Er hatte vielleicht nicht offen gegen seine Eltern rebelliert und ihren Hass auf sich gezogen, aber er hatte über Jahre unter ihrem Druck, ihren Erwartungen und ihrer Erziehung allgemein gelebt. 

"In der Winkelgasse gibt es doch einige Portraitmaler", sagte Mary jetzt. "Hast du mal überlegt, einen von ihnen zu fragen, ob es möglich ist, das im Nachhinein zu ändern?"

Remus konnte nicht anders, als ein wenig beeindruckt die Miene zu verziehen. Sofort musterte Sirius ihn irritiert, aber er schüttelte nur den Kopf und stieg wortlos weiter die Treppe hinauf, jetzt zum obersten Stock. 

"Meinst du, das geht?", fragte Regulus unten überrascht. "Wäre das nicht...moralisch verwerflich? Sie einfach so zum schweigen zu bringen? Das wäre ja, als würde ich sie...naja, töten, irgendwie?" 

Mary seufzte leise und etwas mitleidig. 

"Regulus, sie sind doch schon tot", erinnerte sie ihn. "Das, was da auf den Portraits ist, sind Schatten, nichts mehr. Und wenn du diese Schatten nicht in deinem Leben haben möchtest, dann ist das mehr als in Ordnung." 

Remus war sehr neugierig, was Regulus darauf antworten würde, aber sie erreichten den vierten Stock und die Zimmertür, die er vor einer Weile schon einmal gesehen hatte. Sirius drehte den Türknauf und drückte sie auf, bevor er eine einladende Handbewegung machte. 

"Mi casa es su casa", erklärte er, dramatisch wie eh und je. Remus grinste, dann gab er ein wenig wehmütig das Lauschen nach unten auf und folgte seinem Mann in sein Jugendzimmer. 

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"Ok, sind alle bereit?"

Zwei Stunden später hatten sie noch einmal das ganze Haus durchkämmt und alles in den Salon gebracht, was ihnen irgendwie unheimlich war. Viele Regale und Vitrinen waren jetzt gespenstisch leer, aber Regulus hatte schon gesagt, dass sich da entweder ein Ersatz finden würde oder er sie einfach auch noch entsorgen könnte und mehr Platz für andere Dinge hätte. 

"Was denn für Dinge?", hatte Sirius gefragt. Regulus hatte ihn hochmütig angeschaut. 

"Nun, ich würde ganz sicher nicht dieses komplette Haus aufräumen, wenn ich nicht irgendeine Art Plan hätte, was ich damit anstellen will", hatte er geantwortet, allerdings nicht weiter erläutert, was genau diese "Art Plan" beinhaltete. 

"So bereit, wie man sein kann, denke ich", antwortete Mary und dem konnte Remus nur zustimmen. Wie bereit war man wohl je, wenn es darum ging, die drei hoffentlich letzten Horkruxe von Voldemort zu zerstören? 

"Meint ihr eigentlich, er merkt das?", fragte Mary leise, während Regulus seinen Zauberstab hob und sich sichtlich konzentrierte, bevor er begann, leise die Beschwörungsformeln für das Dämonenfeuer zu murmeln. 

"Ich hoffe es", antwortete Sirius bitter. "Ich hoffe, es tut weh." 

Remus schluckte. Intuitiv hätte er eher gesagt "ich hoffe nicht", aber irgendwie konnte er Sirius' Haltung nachvollziehen. 

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