»Für Dschaymalla, wo du auch bist, Mambo Mama!« Das Pulver und seine Gedanken gaben der kleinen Motte unendliche Kraft und es war, als ob der Wind innehielte und die Zeit stillstände. Nur einen kurzen Moment, den in welchem die Motte senkrecht wie ein Torpedo anstieg und der, in dem das Ungeheuer sprang. Erundielle und sein Gefolge stutzten: »Waaaaassss?«

Diesmal schnappten die Zähne des Wassermonsters nicht ins Leere. Sein Maul war so groß, dass es gleich zwei von Slottis Angreifern mit sich riss. Ein Dritter verlor die Kontrolle und landete auf dem Wasser. Noch bevor er sich auch nur berappelte, schäumte das Wasser unter ihm und fort war er.

Es gibt eine Tatsache, die man über Monster wissen muss. So groß und furchteinflößend sie auch scheinen mögen. Es gibt immer noch ein Größeres.

Slotti stieg auf und beobachtete zufrieden die Szene:

»Bis dann, ihr Übermächtigen!«




      Verwandlung



Zurück in der Wirklichkeit, die für mich nichts zählte, weil sie, gelinde gesagt, beschissen war, stand ich immer noch press an der Wand. Ich spürte den Druck von Coyotes Finger. Langsam kamen meine Gedanken zurück, als müssten sie sich durch zähen Nebel kämpfen. Wir waren am Arsch, auch wenn die Wachen erst einmal fort wären. Sued war tot und das war noch nicht das Schlimmste. Das Schlimmste war Muna...sie war fort. Und ich hatte nix getan, um sie zu schützen. Ich dachte an ihren Kuss und wie ich sie berührt hatte.

Ach, was sollte es? Allein deswegen, weil ich nur einen meiner Finger an sie gelegt hatte, würde Nezar mich häuten und mir meinen eigenen Pimmel zum Abendessen servieren.

Ich war mein Leben lang ein Sklave gewesen und normalerweise durfte ich so eine wie sie nicht mal von der Seite anschauen, ohne ausgepeitscht zu werden.

»Komm, lass gehen!«, wisperte Coyote.

»Ich kann mich nicht bewegen«, gab ich zu. Alles an mir war steif und da ich gerade an Muna gedacht hatte, würde ich nicht lügen, wenn ich wirklich von allem sprach.

Ich bewegte meine Finger und Zehen und versuchte so wieder Gefühl in meinen Körper zu bringen. Allmählich kroch ich hinter dem Schrank vor und stolperte erst mal über zwei Kissen und legte mich flach.

Die hatten echt ganze Arbeit geleistet, alles lag unterst oberst. Ich landete mit dem Gesicht auf einem duftenden Tuch und hob es auf.

Es war eine Art Schleier. Ich spähte hindurch und sah eingetretene Schranktüren, eine hing schief in den Angeln, umgeworfene Schemel. Überall lagen Röcke und Blusen, auf ihnen verstreute Scherben von Parfumflaschen. In der Ecke hing ein Spiegel, der nun ein Netz von Rissen aufwies. Vor ihm stand eine Kerze auf dem Schminktisch. Sie brannte gerade noch so. Ich ging hin und drückte sie zwischen den Fingern aus. Da fiel mein Blick auf mein Gesicht im Spiegel.

Dunkle Locken, etwas zu lang, ein markantes Gesicht, erster Bartwuchs und meine eigenen schwarzen Augen funkelten mich an. Die Ohrringe meiner Eltern. Der Körper noch etwas zu dünn, aber durchaus mit dem Potential mal ein richtiger Mann zu werden. Ich atmete aus und musste beinahe lachen. Denn eines wurde mir gerade klar: Dieser Zigeuner im Glas würde niemals erwachsen werden.

Da müsste schon ein Wunder geschehen. Und Wunder, mal ehrlich, geschahen nicht für solche wie mich oder Coyote. Für Muna vielleicht...und für ihresgleichen.

Der Schlaf der EwigenWhere stories live. Discover now