Tertius Teil 3

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Die Zeit stand still, Dschaymalla, war in Trance und grauenhafte Wesen schwammen durch das Tränenmeer. Fremdartige Kreaturen wie eckige, kantige Tintenfische und andere mit Schwanzspitzen so scharf wie Schwerter waren es.

Ihre Zähne nadelspitz, ihre Mäuler geifernd, ihre Seelen schwarz wie die Asche, die den Himmel verdunkelte, versammelten sie sich – gezogen von einer unerklärbaren Macht, die fernen Gestade Nodis zu erklimmen.

Es war ein Angriff der besonderen Art und Dschaymalla konnte nicht helfen, denn sie erinnerte sich und sie weinte. Ihre Tränen landeten auf dem Sand und sie rollten, wie an einem unsichtbaren Band gezogen ins Meer.

Vor unendlich langer Zeit war es gewesen, ihr Vater Shazan, hatte sie gerufen und ein Fremder saß im Zelt und trank dunklen Tee mit ihm.

»Dschaymalla, es wird Zeit!«

»Zeit für was, Vater?«

Der Fremde stand auf und kam ihr no. Silberne Fäden durchzogen seinen Bart und seine Augen blitzten sie an. Er hatte etwas Gieriges in den Augen. Das Mädchen wich in den Schatten der Zeltwand aus.

»Sie wird doch rein sein?« Er streckte seine Finger nach ihr aus. Seine Nägel waren zu lang und Dschaymalla dachte an einen Raubvogel.

»Wo denkst du hin, Fadi? Es ist meine einzige Tochter.

Ich verbürge mich dafür.«

»Nun Shazan, sie scheint mir doch nicht richtig reif für die Ehe.

So gib mir fünfzig Kamele als Brautgabe!«

Sprachs und ging zurück auf seinen Platz.

»Was tut ihr da? Bin ich ein Kamel oder ein Pferd? Wollt ihr mich

an den nächsten Hergelaufenen verschachern? Ich bin nicht unfrei!«

Der Fremde nippte am Tee und blitzte sie an: »Wer ist schon frei?«

Ihr Vater schob sie zu dem reich verzierten Tischchen, er drückte sie auf ein Sitzkissen.

»Ich geb dir dreißig, Fadi!«

»Vierzig?« Ihr Vater zögerte nur kurz, dann schlug er ein. Dschaymalla sah die Geste nicht, denn sie war weit fort. Sie hatte so eine Gabe aus ihrem Körper herauszutreten. Dann sah sie alles von außen und meist war ihre verstorbene Mutter da und legte ihr die Hand auf die Schulter.

»Mutter, wie können diese Widerlinge über mich entscheiden wie über ein Stück Vieh? Ich kann das nicht. Ich möchte Sildur heiraten. Kannst du das nicht verstehen?«

»Ich kann dich verstehen, aber dein Vater kann es nicht. Er ist mitunter ein grausamer Mann. Wenn du das mit Sildur weiterführst, dann bringst du dich und ihn in große Gefahr. Du würdest nur bestraft werden, wahrscheinlich mit einer öffentlichen Demütigung. Ihn aber würde dein Vater töten.«

»Ich liebe ihn aber, Mutter!«

»Die Liebe, mein Kind ist ein weites Feld auf dem viele verschiedene Blumen blühn. Lass Sildur gehen! Er ist ein Sklave und was soll eine Fürstentochter auf der Flucht mit ihm? Außerdem«,

fügte Mayra, Dschaymallas Mutter, hinzu, »dein Vater ist niemand, der aufgibt.«

»Ich auch nicht, Mutter!«

»Vielleicht ist es Schicksal, dass du diesen Fadi ehelichst.

Wir sind keine Weltenlenker. Schicksal ist das, was wir nicht ändern können.«

Der Schlaf der Ewigenحيث تعيش القصص. اكتشف الآن