Kapitel 9

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Zcerjiana beobachtete das Schauspiel vor sich, ohne die Miene zu verziehen. Entweder ihr war Avnas Gefühlsausbruch gleichgültig oder sie besaß ein besseres Pokerface als Arden. Die Inspektorin hielt den Blick stur gerade ausgerichtet, während wir durch die hüfthohen Wiesen pflügten.

Um weitere Stichflammen zu vermeiden, folgte ich ihrem Beispiel und packte meine Frustration mit Avnas Verhalten in einen langen Seufzer anstatt in Worte.

„Kannst du mir sagen, was genau dein Problem mit mir ist – am besten, bevor du einen Waldbrand auslöst?"

Avna hob die schwieligen Hände an die Schläfen, um sie zu reiben.

„Du musst etwas missverstanden haben", fügte ich hinzu.

„Ich verstehe rein gar nichts, Erys. Die ganze Zeit über dachte ich, du würdest dir was mit Arden suchen nach deinem Abschluss. Was ruhiges, so weit weg von deiner Familie wie nur irgendwie möglich. Nie im Leben hätt' ich gedacht, dass du in die Gemeinschaft zurückkehrst."

Mir schwante Übles, während ich versuchte, mich an meinen Abschied von Avna zu erinnern. Es war alles abgespeichert: Die langen Gespräche mit Arden über meine Rückkehr, die stressigen letzten Tage zwischen halb-gepackten Koffern und ausstehenden Kursabgaben, der letzte Abend in einer lokalen Bar, an dem ich Avna erzählen hatte wollen ...

Shit.

„Ah ... da war was."

„Ja. Da war was." Avna wurde von einer Dampfwolke umgeben, deren sengender Hitze ich sorgfältig auswich. „Du hast dich einfach davongeschlichen, ohne mir zu sagen, dass du in die Gemeinschaft zurückgehst. Oder wieso."

Darum ging es also. Mein Ärger löste sich augenblicklich in Luft auf. „Ich hätte es dir sagen sollen."

Avna warf mir einen genervten Blick zu, als wollte sie sagen: Auch schon draufgekommen?

„Also ich habe ihr ja gesagt, dass sie kein Geheimnis aus ihrem kleinen Plan machen soll", mischte sich Cassia mit Unschuldsmiene ein.

Das ist gerade nicht der richtige Zeitpunkt, um Pluspunkte zu sammeln, dachte ich genervt. Nach außen hin ignorierte ich Cassias Kommentar und wandte mich wieder Avna zu.

„In dieser Bar, da hatte ich vor mit dir zu reden, aber dann sind Lysanders Freunde dazugekommen. Es war ... einfach nicht der richtige Zeitpunkt", begann ich eine Ausrede vorzubringen. Nach einem Blick in Avnas misstrauische Miene beschloss ich jedoch, ehrlich zu ihr zu sein. Ich hatte sie lange genug im Dunkeln gelassen. „Ich hatte auch Angst vor deiner Reaktion. Davor, was du von mir denken würdest."

„Schlimmer als das, was ich in den letzten Wochen von dir gedacht hab, hätt's nicht sein können", grummelte Avna, bevor sich ihr Gesicht langsam aufhellte. Nun da ihr Zorn verraucht war, kühlte auch die Luft um sie herum ab.

„Du musst doch wissen, dass ich die Grimlores nie unterstützen würde."

Avnas zweifelnder Blick machte deutlich, dass es ihr an Gewissheit mangelte. Ich ballte unbewusst die Hände zu Fäusten. Das alles erinnerte mich an den Mord im Gewächshaus der Akademie, der mir beinahe zum Verhängnis geworden war. Schon damals hatte Avna lieber Abstand genommen, als mir den Rücken zu stärken.

Doch seit dieser Nacht war viel Zeit verstrichen und die Erkenntnis, dass sich nichts an unserem Verhältnis geändert hatte, fühlte sich wie eine kalte Dusche an.

„Du dachtest also, ich wäre zu Zephael 2.0 mutiert?"

Die Feueralbin verpasste mir einen kräftigen Schlag auf den Rücken, bevor sie laut auflachte.

Die Gemeinschaft der Nachtalben - Band IITempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang