Kapitel 7

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Während ich meinen Mantel an einen Haken im Eingangsbereich hängte, versuchte ich erfolglos die Ereignisse der letzten Stunden zu verarbeiten. Das war das erste Mal, dass ich einen Lichtalben Fuß auf unser Land setzten gesehen hatte – eine Handlung, die von den Verträgen eindeutig verboten worden war, außer es handelte sich um Nachforschungen in Hinblick auf einen Verstoß.

Meine Augen folgten Arden, der sich langsam durch mein neues Wohnzimmer bewegte. Der innere Kreis würde sich die Inspektion der Fremden sicher nicht gefallen lassen, ohne ihnen Probleme zu bereiten.

„Gemütlich hast du's hier."

Das sarkastische Fazit des Sturmalben entlockte mir trotz der festgefahrenen Situation ein Lächeln.

„Ich nehme an, dir hat jemand beim Einrichten geholfen?", fügte er hinzu. Eine rein rhetorische Frage. Wir wussten beide, dass diese Einrichtung in etwa so gut zu mir passte wie Zahnpasta zu Kaffee.

„Ich hatte noch gar keine Zeit etwas zu ändern", erwiderte ich, den Blick noch immer auf seinen Rücken gerichtet. Ardens Anwesenheit in den Gemäuern der Gemeinschaft wirkte surreal auf mich. „Möchtest du vielleicht ... etwas trinken? Hast du Hunger? Ich habe keine Ahnung wie lange du schon unterwegs bist."

„Irgendwo zwischen Flug eins und sechs habe ich aufgehört zu zählen." Endlich drehte er sich zu mir um, und das warme Grinsen, das ich in den letzten Wochen vermisst hatte, weckte mich aus meiner Starre.

Mit großen Schritten lief ich auf Arden zu, um ihm meine Arme um den Hals zu werfen.

„Verdammt, ich habe keine Ahnung wie du immer im richtigen Augenblick auftauchen kannst ... oder wohl eher im falschen diesmal", nuschelte ich, das Gesicht in seiner Halsbeuge vergraben.

Arden hob die Hände an meinen Rücken, um mich in eine feste Umarmung zu schließen. Sein vertrauter Geruch trug dazu bei, dass ich mich zu entspannen begann, aber vergessen konnte ich die Ankunft der Lichtalben nicht.

Es kam nicht jeden Tag vor, dass mein Großvater die Fassung verlor. Wenn er wütend war, wurde er für gewöhnlich herrisch und kalt, doch heute hatte seine aufbrausende Ader Überhand genommen. Das konnte kein gutes Zeichen sein.

Arden, der meine Beunruhigung spüren konnte, strich mir sanft übers Haar.

„Ich bin bestimmt eine Ewigkeit bei den Trainingsgründen der Schar umhergeirrt, bis ich Avna gefunden habe." Er lachte bei der Erinnerung leise auf. „Sie hätten mich ohne ihre Bürgschaft nicht mitgenommen, weil ich nicht beweisen konnte, dass wir zusammengehören. Alles, weil du keine Fotos machen möchtest."

Die große Frau hat erwähnt, ihn befragt zu haben, erinnerte ich mich mit einem Mal. Mit einem Anflug von Nervosität trat ich zurück, um ihn sorgfältig mustern zu können.

Noch bevor ich meine schlimmsten Vermutungen über seine Behandlung durch die Schar ansprechen konnte, schüttelte Arden bereits den Kopf. Vermutlich hatte er meine Sorgen genauso deutlich gehört wie ich selbst.

„Nachdem geklärt war, weshalb ich mich der Inspektion anschließen möchte, waren sie nicht unhöflich", sagte er diplomatisch, überzeugte mich damit aber nicht. Nur die Zeit würde zeigen, ob die Inspektorin tatsächlich vertrauenswürdig war – oder ob wir es mit einer Lichtalben-Version des Inneren Kreises zu tun hatten.

„Solange sie keinen Grund dazu haben dir zu misstrauen, sind sie bestimmt charmanter."

Mit einem kleinen Seufzen sah ich aus dem Fenster, das auf den Hauptplatz und den alten Baum hinausführte, der seit jeher das Zentrum markierte. Die Wege lagen verlassen in der Dunkelheit.

„Wieso bist du überhaupt gekommen? Ich habe dir doch erklärt, dass ..."

Arden unterbrach mich, wie zur Verteidigung die Hände hebend. „... dass ich als Lichtalb in der Gemeinschaft nichts ausrichten könnte. Aber Zuhause rumsitzen, während ich Gerüchte über die Inspektion gehört habe, konnte ich auch nicht."

Die Gemeinschaft der Nachtalben - Band IIWhere stories live. Discover now