Kapitel 14

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Verlassen stand ich auf der Lichtung, umgeben von Familien und Freundesgruppen. Seit meiner Rückkehr hatte sich mein Status gebessert, aber in diesem Moment kam ich mir wieder wie mein 16-jähriges Ich vor. Allein unter Fremden.

Ich schreckte erst aus meiner Beklemmung auf, als sich zwei Arme von hinten um meine Mitte schlangen.

„Wie kommt es, dass du allein hier rumstehst?", fragte eine vertraute Stimme an meinem Ohr.

Meine Mundwinkel zuckten.. „Mein Freund beschäftigt sich lieber damit, Daten zu sammeln, als mich auf eine Party zu begleiten."

„Klingt nach einem miesen Typen."

„Mhm."

„Du solltest ihn vergessen und mit mir was trinken."

Mein Blick fiel auf die mitgenommenen Säume an den Ärmeln des Leinenhemds, das Arden sich ausgeborgt hatte, und ich begann sie aufzukrempeln.

Er hob die Arme an, um mir zu helfen.

„Ich habe Gosa bei dir gesehen. Konntest du mit ihr schon über den Kreis reden?", fragte er leise.

„Dafür ist es zu früh. Die Solskins werden sich nur auf meine Seite schlagen, wenn sie sich nicht mehr vor den Konsequenzen fürchten." Ich lächelte bei der Erinnerung an unser Gespräch. „Aber es gibt Hoffnung. Sie hat mich vor Valencia gewarnt."

Es war kein großer Sieg, aber immerhin respektierte mich mit Gosa ein Mitglied des Kreises genug, um nicht hinter meinem Rücken vorzugehen.

Arden berichtete mir gerade von seiner ereignislosen Suche nach Hinweisen darauf, was Caellis mit dem Ramsch in der alten Alchemistenkiste – zumindest nannten Cassia und ich sie so, Yven hatte verstimmt gewirkt – anstellen wollte, als ich aus dem Augenwinkel etwas Weißes aufblitzen sah.

Der weiße Lichtblitz führte mich zu einem Kleid aus Satin. Der schneeweiße Stoff schmiegte sich eng an den Körper seiner Trägerin. In seinem Schein wirkten die goldblonden Locken von Valencia Grimlore kalt und farblos. Die Nachtalbin war nicht an der Stelle des Walds aufgetaucht, durch die mich und viele andere der ausgetretene Fußpfad auf die Lichtung geführt hatte. Ihr Weg musste sie aus der Richtung der Bergkette durch die lichte Bewaldung entlang des Weihers geführt haben.

Doch sie war nicht allein aus dem Wald gebrochen. Caellis Grimlore und ihr weinroter Umhang hielten sich im Schatten der Tochter auf, als wollte sie ihr die Show nicht stehlen. Der junge Mann hingegen, auf dessen Unterarm Caellis Hand lag, teilte diese Zurückhaltung nicht. Mühelos zog er die Blicke aller Umstehenden auf sich.

Mit großen Augen beobachtete ich, wie Zcerjianas Schreiber Seth mit vorgerecktem Kinn über die Lichtung grinste. Seine Bewegungen strahlten ein Selbstbewusstsein aus, das schwer vorzutäuschen war. Er fühlte sich wohl in seiner Haut – ungeachtet der Frau, die er eskortierte.

Und rein optisch war daran nichts falsch. Von den Schnürschuhen bis zum Leinenhemd hätte der Lichtalb einem Modemagazin entsprungen sein können. Doch mit seiner Anwesenheit hatte ich nicht gerechnet. Natürlich hatte der Kreis kein Verbot gegen die Teilnahme der Lichtalben an der Wache ausgesprochen, aber man hatte auch keine Einladungen verteilt.

Ich musste nicht zweimal raten, wer Seth über die Zusammenkunft informiert hatte. Nicht, wenn sich seine Finger um Caellis Arm wie Efeu um einen Baum gewunden hatten.

Aufgeregt schlug ich gegen Ardens Oberarm, um ihn auf die Neuankömmlinge aufmerksam zu machen.

Wusstest du, dass Seth kommen würde?"

„Nein. Noch dazu sind sie spät dran", stellte er sachlich fest.

Ich verengte die Augen beim Anblick des herausgeputzten Lichtalben an Caellis Seite.

Die Gemeinschaft der Nachtalben - Band IIWaar verhalen tot leven komen. Ontdek het nu