Remus verstand und sein Gesicht hellte sich auf. Dann deutete er den schmalen Gang zwischen Ladentür und Treppenhaus hinunter, der zur offenen Hoftür führte. 

"Luke ist hinten."

Sie schritt zügig voran und Remus folgte ihr, gespannt, aber auch ein wenig unsicher. Weder er noch Mary oder Sirius hatten wieder mit Luke über die Perspektive gesprochen, dass er ab September nach Hogwarts gehen könnte. Sie waren jedoch in mehreren Gesprächen untereinander zu dem Schluss gekommen, dass es im Grunde keine Alternative gab. 

Sicherlich, es gab keine Schulpflicht in der magischen Welt, es stand ihnen theoretisch frei, Luke zu Hause zu unterrichten oder einen Privatlehrer zu beschäftigen. Aber sie arbeiteten alle drei Vollzeit und während sie alle ihre Stärken in der Schule gehabt hatten, trauten sie sich absolut nicht zu, alles zu vermitteln, was Hogwarts unterrichtete. Es war eine Sache gewesen, nachts Muggelschulbücher zu lesen und Jerry am nächsten Tag Mathematik, Chemie und Englisch beizubringen. Das würde für Geschichte der Zauberei oder Astronomie sicherlich auch funktionieren. Aber mit Luke die praktischen Zauber der Verwandlung oder Zauberkunst zu üben, Kräuter für den Kräuterkundeunterricht zu beschaffen und Zutaten für Zaubertränke, das überschritt ihre Möglichkeiten und auch Fähigkeiten dann doch erheblich. 

Mal abgesehen davon, dass Remus sich ziemlich sicher war, dass das nicht das war, was sich Luke vorstellte. Was er wollte, war weiter in die Muggelschule zu gehen, mit Hannah und seinen anderen Freunden. In seiner problemfreien Elfjährigen-Blase, für die Remus ihm nicht einmal einen Vorwurf machen konnte, war das vollkommen unproblematisch. Dass er lernen musste, seine Magie zu kontrollieren, schien ihm sicherlich im Moment einfacher, als es war. 

Leider konnten Remus, Sirius und Mary sich die Situation nicht so einfach schönreden - Luke war nun einmal ein Zauberer. Er brauchte eine vernünftige Ausbildung in dieser Hinsicht. Und der einzige Ort, wo er die bekommen konnte, war leider Hogwarts. Wenn er wirklich nicht aufs Internat gehen wollte, wäre es sicherlich im Bereich des Machbaren, dass er jeden Tag zum Schloss flohen konnte oder ähnliches. Aber so war es natürlich nicht gedacht und Remus bezweifelte, dass es Luke gefallen würde, sich so unter allen anderen Schülern herauszustellen. Mal abgesehen dass das die Integration nicht leichter machen würde. 

Minerva und er erreichten die Hoftür, wo Lukes, Harrys und Regulus' aufgeregte Stimmen zu hören waren. 

"Nein, nein, zu mir, schieß zu mir rüber!", quiekte Luke gerade begeistert. 

"Warte, warte!", kam es von Regulus zurück, "ich hab noch nicht rausgefunden, wie ich den Ball überhaupt treten muss, damit er - oh!" 

Oh! war in der Tat eine sehr gute Zusammenfassung für den Fußball, der in hohem Bogen aus dem hinteren Teil des Gartens direkt auf sie zugeflogen kam. Remus' Augen weiteten sich schockiert, als klar wurde, dass er mit einer nicht unbeträchtlichen Geschwindigkeit direkt Kurs auf ihre Köpfe hielt. Im letzten Moment hob er die Arme schützend vor sein Gesicht. 

Ein lautes Aufprallen vom Ball auf jemanden war zu hören, aber Remus spürte nichts, also öffnete er vorsichtig die Augen und entdeckte Minerva, die ihn mehr als amüsiert betrachtete, den Fußball sicher in beiden Händen. 

"Professor!", machte Regulus entsetzt mit deutlich höherer Stimme als gewöhnlich, "Merlin, es tut mir leid, ich hatte nicht erwartet, dass er so schnell fliegen würde. Und ehrlich gesagt auch nicht in die Richtung..." 

Minerva schnaubte belustigt, legte den Ball zu ihren Füßen und gab ihm dann mit dem Fuß gerade genug Schwung, dass er zu Harry, Luke und Regulus zurück rollte. 

"Mama!", rief Luke begeistert und winkte. "Spielst du mit? Dann können wir zwei Teams machen. Dad, du auch!"

Remus schmunzelte. 

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