4.Kapitel ~Auf Wiedersehen~ ✔️

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,,Du verstehst auch keinen Spaß", äußert mein Dad und schenkt mir einen kurzen Blick durch den Rückspiegel.

,,Das war kein Spaß, sondern lebensgefährlich!", entgegne ich übertrieben. Ich habe das Gefühl diesen Gestank wie ein Parfüm an meinem Körper kleben zu haben. Umso mehr freue ich mich auf eine heiße Dusche. In Kalifornien wäre das kaum vorstellbar. Dort sind es aktuell 32 Grad und über jede kalte Dusche würde man sich freuen während hier in Kaikoura Höchsttemperaturen von maximal 20 Grad im September zu erwarten sind.

,,Wir sind da!", quiekt meine Mom in eben diesem Moment und scheint meine Aussage von zuvor einfach zu überhören. Wir haben es noch früh am Morgen, aber die Silhouette des relativ großen Gebäudes vor uns lässt sich gut erkennen. Sekunden nachdem wir halten steige ich aus dem Auto und sauge die kühle Luft in meine Lungen ein. Mein Herzschlag beschleunigt sich kaum merklich. Ich bin tatsächlich auf Neuseeland. Ein wahr gewordener Traum, wenn auch wegen eines eher unerfreulicheren Umstandes.

,,Es liegt zwar nicht zentral in Kaikoura, aber du magst ja sowieso die Natur", höre ich meinen Dad sagen, der hinter mir auftaucht. In jeder Hand jeweils ein Koffer. ,,Es ist perfekt."
Meine Mundwinkel zucken leicht nach oben. Rund um unser neues Heim erstreckt sich ein weites Kornfeld. In weiteren hundert Metern Entfernung eine Berglandschaft hinter der bereits die ersten Sonnenstrahlen hervorblitzen.

Er drückt mir als stille Antwort darauf einen Kuss auf den Scheitel und zieht die Koffer hinter sich zur Haustür her. Eine kleine Treppe führt hinauf auf die helle Holzterasse, auf der eine Hollywoodschaukel und zwei weitere Stühle mit Tisch stehen. Derweil hat meine Mutter bereits die Tür geöffnet und winkt uns zu sich.
,,Eure Zimmer sind die Treppe rauf auf der linken Seite. Deins ist das vordere Mia."
Noch bevor ich reagieren kann stürmt Adam an mir vorbei hinauf in sein Zimmer. Kopfschüttelnd folge ich ihm, als mein Vater mich kurz aufhält: ,,Die Koffer packen wir später erst aus. Du kannst dich also ruhig noch etwas schlafen legen, wenn du müde bist."

,,Alles klar", entgegne ich flüchtig und mache mich nach oben in mein Zimmer. Eine einzelne Diele knarrt unter meinen Fußsohlen als ich den einigermaßen großen Raum betrete. Geradeaus steht ein Bett, direkt unter dem Fenster. Daneben ein Schreibtisch, Kleiderschrank sowie Schminktischchen und ebenso ein kreisrunder cremefarbener Teppich lassen den Raum recht einladend wirken.

Erleichtert atme ich aus. Meine Tasche schmeiße ich an das Ende meines Bettes und binde meine Haare zu einem hohen Pferdeschwanz. Wie soll ich denn jetzt bitte schlafen, wenn direkt vor unserem Haus eine atemberaubende Landschaft auf mich wartet?

,,Ich sehe mich hier mal etwas um!", rufe ich meinen Eltern zu, die gerade den letzten Koffer aus dem Wagen hieven und winke ihnen hektisch zu. ,,Mia, wo willst du hin?!", schreit meine Mutter leicht panisch und macht ein paar Schritte auf mich zu.

Seufzend lasse ich die Schultern hängen. War ja klar, dass ich hier nicht so einfach wegkomme. Zum Glück gibt es da noch Dad. ,,Geh aber nicht zu weit. Und nimm dein Handy mit."
Mom wirft ihm einen gereizten Blick zu. Ihre Reaktion spricht Bände. Wenn es nach ihr ginge, dürfte ich nirgendswo mehr alleine hin, nur weil es jederzeit sein könnte, dass ich durch diesen blöden Tumor in meinem Kopf ohnmächtig werde.

,,Dankeee." Ehe noch jemand seine Meinung ändern kann, habe ich auch schon fast den Feldweg rechts neben unserem Haus erreicht. In meiner Jogginghose und einem viel zu weiten braunen Pullover renne ich los, sobald meine Eltern außer Sichtweite sind. Eigentlich hat mir der Arzt verboten mich übermäßig anzustrengen, aber was er nicht weiß macht ihn nicht heiß. Meine Mom treibt mein Leichtsinn schon beinahe in den Wahnsinn, doch ich will leben. So wie zuvor. Ist doch egal, ob mich der Tod bereits heute oder erst in ein paar Monaten holt. Fakt ist; irgendwann wird er seine langen, knochigen Finger nach mir ausstrecken. Das wird weder mein Arzt, noch meine Eltern oder sonst irgendjemand verhindern können.

Ich lege den Kopf so weit es die Schmerzen zulassen in den Nacken und bewundere beim laufen den kristallklaren Morgenhimmel. Er leuchtet in den schönsten lila und rot Tönen und für einen Moment vergesse ich den ganzen Stress der letzten Wochen. Leider ist auch dies nur von kurzer Dauer. Ich achte nicht darauf, wo ich hintrete und rutsche ungehindert auf etwas unangenehm riechenden aus. Es riecht nicht nur unangenehm, nein es stinkt. Gerade noch so kann ich den Sturz mit meinem linken Ellenbogen etwas abfedern.

Völlig perplex reiße ich die Augen auf und verziehe angewidert das Gesicht: ,,Verdammt!". Ja, ich, Mia Charlotte Green habe es geschafft in voller Länge auf frischen Pferdeäpfeln auszurutschen. Sowas kann auch wieder nur mir passieren. Wütend auf mich selbst, versuche ich umständlich aus der Scheiße aufzustehen, als plötzlich jemand nach meinen Unterarmen greift und mich sanft auf die Beine zieht.

,,Warte ich helfe dir. Das tut mir wirklich leid. Leo hat gestern wohl etwas zu viel gefressen", höre ich die angenehm tiefe Stimme meines unbekannten Retters sagen. Eine leichte Belustigung darin kann er allerdings nicht verbergen. ,,Danke, es geht schon", erwidere ich mit hochrotem Kopf und blicke meinem Helfer zum ersten Mal richtig in die Augen. Himmel Herr Gott. Boden mach dich auf, flehe ich innerlich. Er lächelt mich breit an und mustert mich durch seine grün-braunen Augen. Auf seinem Kopf thront ein etwas abgewetzter, schwarzer Cowboy Hut.

,,Bist du dir sicher?", fragt er noch einmal grinsend nach. Meine Wangen fangen an zu glühen. Bevor ich völlig den Verstand verlieren kann, wende ich meinen Blick ab und mache gleich ein paar Schritte von ihm weg.

,,Wer ist Leo? Dein Hund?". Momentan bringt mein Gehirn nur diese wenigen Worte zustande. Es ist nur ein Mann Mia. Ein Mensch, der nebenbei wirklich attraktiv ist. Er presst seine vollen Lippen aufeinander und unterdrückt ein weiteres Grinsen: ,,Das ist mein Pferd", er schnalzt mit der Zunge und um einen, neben dem Feldweg stehenden Baum kommt ein schwarzer Hengst getrabt.

,,Na klar ein Pferd, was auch sonst." Innerlich schlage ich mir die Handfläche gegen meinen Kopf. Ein Hund kann wohl kaum Pferdeäpfel kacken.
Der griechische Gott vor mir stößt ein kehliges Lachen aus. Am besten ich sage für heute nichts mehr. ,,Du bist neu hier oder?".

,,Ist das so offensichtlich?", stelle ich die Gegenfrage und lege den Kopf schief.
,,Naja. Wir kennen uns hier eigentlich alle. Du wärst mir mit Sicherheit aufgefallen."
Meine Augen weiten sich kaum merklich. Was soll das denn heißen?
,,Versteh' das jetzt bitte nicht falsch, du, ich meine du bist-", er räuspert sich.
Mein Herz geht gleich ein paar Takte schneller.

,,Mia", unterbreche ich ihn.

Nervös strecke ich ihm meine Hand entgegen und ignoriere den immer unerträglicher werdenden Geruch nach Scheiße.

,,Tim", erwidert er erleichtert und greift nach meiner Hand. Ein wohliger Schauer überkommt mich, als ich seinen festen Griff spüren kann. Die leicht raue Haut an meiner. Es ist schon beinahe erschreckend, wie vertraut sich diese Berührung anfühlt.

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Was sagt ihr zu Mias' und Tims' ersten Begegnung?🙈

Soulpath - forever yours [LAUFEND]Onde histórias criam vida. Descubra agora