»Schicksal ist das, was wir nicht ändern wollen. Wenn es sein muss, spinne ich die Schicksalsfäden neu«, meinte das Mädchen trotzig.

Slotti kam herangeflogen: »Mambo Mama, was ist mit dir?

Mambo Mama! Tanney! Hilfe!«

Der Rus wirbelte so dicht und der Wind wurde zum Sturm.

Er wirbelte den Schlafsand auf. Der fand seinen Weg in die kleinste Ritze und in die Augenlider.

»Kann nicht sehen, Slotti!«

»Wir müssen sie wegbringen!« Die Motten hämmerten auf den leblosen Körper der Dschaymalla ein.

»Sie ist zu schwer, kannst du nicht zaubern?«, fragte Tanney.

»Ich habe vergessen, wie das geht«, hustete die arme Motte.

Währenddessen flogen die Nachtmahre durch den Sturm. Ihre ledrigen Flügel trotzten dem Wind. Ungeheuer mit Tentakeln und Krallen durchkreuzten das Wasser der Tränensee und Dschaymalla schlief weiter.

Was sie nicht wusste: Auf der anderen Seite, des Tartos, schlief ihr Gegenspieler, Zesiel, der Herr und Hüter der dunklen Seite, ebenso. Auch ihm war es nicht recht, dass hier die Ordnung der Zwischenwelten durcheinander geriet.

Allerdings zog hier jemand ganz anderes die Fäden.



3 - Ungnade


Bis dato hatte ich keine Angst gehabt, denn ich war gerannt. Nun stand ich mit klopfendem Herzen am Stalltor. Die Pferde waren seltsam unruhig und wieherten aufgebracht. Ich erkannte Nestors Prusten. Er war ein prächtiger, gecheckter Hengst und ich roch ihn bereits. Vorsichtig spähte ich um die Ecke. Ich hörte den Stallknecht rumbrüllen und kichern. Die Münze lag schwer in meiner Hosentasche. Ich war zu spät, das stand fest. Sued würde mich schlagen, das stand auch fest. Aber die Münze hatte ich und vielleicht konnte ich sie behalten. Womöglich sollte ich sie verschlucken.

Ich könnte wirklich meine Schwester mit ihr freikaufen. Sie war sicher einiges wert.

Oder ich könnte Torres Kumpel bestechen. Das wäre es doch.

Das Metall schien mir in meiner Hand recht heiß und auch die Ohrringe meiner Eltern wirkten wärmer.

Ein Flüstern war in meinem Ohr.

So etwas wie: »Sandro, beeile dich, tu es schnell!«

Dann ein Schrei, der Schrei eines Knaben.

Ich dachte: »Was zum Tartos macht der Scheißkerl?« Ich trat aus der Deckung und lief dem nächsten Kreischen nach.

Der riesige, dicke Sued war über etwas, das im Stroh lag, gebeugt.

Es war braun wie ein Straßenköter und zusammengekauert.

»Dich werd ich lehren!«

Als ob der Blödmann irgendjemand je etwas gelehrt hätte.

Ich beschloss etwas zu tun, von dem ich jetzt schon wusste, dass ich es bereuen würde. In dem Moment schlug das Arschloch zu. Eine Kinderstimme heulte. Sued lachte. Er ließ sich Zeit. Da drehte der Junge sein Gesicht. Und in diesem Moment tat ich es. Ich lehnte im Rahmen der Pferdebox. Ich wusste, ich würde sterben.

Aber was sollte es?

Ich räusperte mich laut. Zäh drehte Sued seinen hässlichen Kopf. Es wunderte mich ohnehin, dass er ihn drehen konnte, weil er zwar jede Menge Speckrollen, aber keinen Hals besaß.

Der Schlaf der EwigenWhere stories live. Discover now