"Ich gebe heute Abend eine Runde Getränke aus, wenn Henry jetzt einen Home Run macht und dadurch wieder die Merci Regel eintritt. Weil dann haben wir wieder nochmal vier Punkte zusätzlich - dann beenden die zu einhundert Prozent das Spiel. Die Gegner liegen so weit hinten, das ist echt schon... krass."

"Meintet ihr nicht, die seien voll krass drauf?" Tate blickte blinzelnd auf das Spielfeld.

"Sind sie sonst auch", antworte Venice. "Wir haben sonst immer gegen sie verloren, aber heute scheint es echt gut zu laufen."

"Ich weiß ja, woran es liegt."

Bei diesem Satz schauten wir alle zu Charon, der mich nun breit angrinste.

"Und woran nun?", hakte Tate nach.

"Ach... wenn ich mich recht erinnere, dann hatte unser Easton beim letzten Basespiel den besten Home Run aller Zeiten gemacht", ein schwerer Arm legte sich um meine Schultern. "Und jetzt kenne ich den Grund auch." Vielsagend schaute er zu mir herunter.

Ich setzte zum Protestieren an. "Quatsch, Charon, das kann doch nicht dein Ernst sein-"

"Psst", machte dieser nun. "Es geht los." Den Arm noch immer um meinen Schultern, blickte er wieder nach vorn auf das Feld und ich tat es ihm nach, machte mir aber eine Notiz im Hinterkopf, diesen von ihm aufgestellten Fakt dringend noch zu diskutieren.

Gefühlt hielten die meisten den Atem an, als Easton sich nun in Position stellte. Wieder wirkte er völlig locker und gefasst. Sein Blick war schnurstracks auf den Pitcher gerichtet.

Dieser ließ sich etwas Zeit - ganz genau, als würde er wissen, dass dieser Ball alles verändern könnte.

Dann holte er Schwung und warf ihn endlich.

Und wenn ich schon dachte, dass der Ball vom letzten Spiel sehr tief geschmissen wurde, dann hatte ich mich geirrt. Dieser war eindeutig tiefer und ich sah schon, wie der Schiedsrichter mit empörter Miene zu seiner Trillerpfeife greifen wollte, da schwang Easton den Schläger vor dem erstaunten Gesicht des Schiedsrichters mit voller Entschlossenheit.

Ein Klong ertönte.

Erst war ich verwirrt, da ich den Ball nicht gleich sah. Dann wurde mir auch bewusst, warum. Easton hat mit so einem Wumms auf das Ding raufgepfeffert, dass der Ball schon weiter weg geflogen ist, als ich damit gerechnet hätte.

Mit rasender Geschwindigkeit schoss der Ball über das Spielfeld - und es blieb außer Frage, wer einen Home Run erzielt hatte.

Begeistert sprangen wir auf, um johlend mit der Menge mitzuklatschen, die genauso aus dem Häusschen war wie wir.

"HOOOOMEEE RUUUN", krähte der Stadionsprecher völlig außer sich vor Freude in sein Mikrofon. "Ein Homerun von Easton..."

Und dieses Mal stimmte ich mit ein.

"HENRY!", brüllten wir im Chor zurück.

Der Stadionsprecher kündigte nun wie erwartet an, dass das Spiel aufgrund der Merci Regel beendet ist und als der Schiedsrichter den Pfiff ertönen ließ, ging ein Ameisengetummel des Himmels auf dem Spielfeld los.

Alle wollten sie zu ihm.

Zu Easton, dem Helden des heutigen Tages.

"Ich glaube langsam wirklich, dass die mit Medizinbällen trainieren", sagte Charon neben mir.

"Meinst du?" Ich stand auf und war verwundert, dass Charon keine Anstalten machte, ebenfalls mit aufzustehen. "Warum stehst du nicht auf? Willst du dieses Mal nicht auf das Feld zu ihm?"

Charon schüttelte grinsend den Kopf. "Nöö, das ist dieses Mal nicht nötig."

Hä?

Verwundert legte ich den Kopf schief. "Weil?"

Ohne mir zu antworten, zeigte Charon nach vorn, worauf ich seiner Geste folgte - und mitten aus der Menge lief Easton auf uns zu, ließ einfach all seine Fans hinter sich, die sich nun den anderen Spielern widmeten, und schwang sich über Metallabsperrung.

Jemand schob mich in seine Richtung. Ich vermutete ganz stark, dass es Charon war. "Nun geh schon hin."

Das ließ ich mir nicht zweimal sagen.

Total bescheuert breit grinsend raste ich auf ihn zu - direkt in seine Arme und es war mir völlig egal, dass er total durchgeschwitzt war.

Es war mein Easton und ich war so glücklich darüber, dass er sein Spiel gut gemacht hatte - und dass er zu mir gekommen ist.

Dass er auch zeigte, wie viel ich ihm bedeutete.

"Was ist mit den anderen? Die wundern sich doch bestimmt, warum du von ihnen weggegangen bist", raunte ich ihm ins Ohr und drückte mich näher an ihn.

Lachend strich er mir über den Rücken und vergrub seine linke Hand in meine Haare. "Ich wollte eben nur von... von meiner Freundin hören, wie meine Fertigkeiten gewesen sind. Letztes Mal blieb das ja aus."

Von seiner Freundin?

Das trieb mir die Röte auf die Wangen. Kopfschüttelnd rückte ich von ihm ab und guckte zu ihm hoch. "Du bist echt unglaublich."

Nun grinste er breit. "Ja... also ja mit dem Statement kann ich echt etwas anfangen. Danke dir."

Ich wusste nicht, woher dieses Selbstbewusstsein kam, doch als wir uns immer und immer tiefer in die Augen blickten, überwand ich den wenigen Abstand zu ihm - und küsste ihn tief und innig.

Glücklich über ihn, die johlenden Stimmen der anderen hinter uns hörend und voller Freude.




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