Grundlagen: B. Sandersons "Gesetze" (Teil 2)

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Da sind wir wieder und auch diesmal geht es um Sandersons Gesetze. Im ersten Teil haben wir herausgefunden, dass wann immer Autoren Konflikte mit Magie lösen wollen, der Leser vorab verstehen sollte, was Magie kann und was nicht. Auf dieses Weise bleibt die Spannung erhalten und das Geschehen wirkt wie aus einem Guss - ich als Leser bin in die Lösung eingebunden und kann prinzipiell nachvollziehen, was die Protagonisten dafür riskieren oder investieren mussten. Für die Glaubwürdigkeit einer Geschichte ist das sehr wichtig.

Kommen wir nun zu Sandersons zweitem Gesetz. Es ist kurz und knackig aber nicht weniger folgenreich.

"Limitations > Powers"

oder übersetzt "Die Grenzen der Magie müssen größer sein, als ihre Möglichkeiten/als ihre Kraft".

Was bedeutet das? Magie die alles kann und in der Lage ist, jeden Konflikt zu lösen, wird langweilig und belanglos. Das bedeutet nicht, dass die Geschichte, in der Magie omnipotent scheint, schlecht ist, aber es müssen in jedem Falle andere Aspekte ins Spiel kommen, um Spannung aufrecht zu erhalten. Meist sind das starke Figuren oder ungewöhnliche Settings oder aber die magiebegabten Antagonisten sind ähnlich mächtig.

Gottgleiche Figuren können durchaus spannend konstruiert sein, wenn sie ihre Magie sparsam einsetzen. Allerdings sind es erst die Grenzen und Limitierungen, die eine Geschichte spannend machen. Als Beispiel nutzt Sanderson Superman - dieser kann fliegen, hat einen Laserblick und noch andere Superkräfte. Wirklich interessant wird er aber erst durch seinen moralischen Code und seine Schwäche gegenüber Kryptonit.

Wer weiß, was Magie kann oder vor allem nicht kann, testet ihre Grenzen aus oder lässt sich auf sie ein - beides kann dazu führen, dass Magie bestehende Konflikte katalytisch anfeuert und verschlimmert oder ganz neue Probleme schafft.

Sanderson differenziert weiterhin:

"Weaknesses, limits and costs are more interesting than powers".

(Weaknesses)

Schwächen/magische Risiken beschreibt, ob und inwieweit Magie den Charakter selbst schwächen kann. Kryptonit z.B. raubt Supermann seine Kräfte. Wer den einen Ring trägt, kann durch die Ringgeister gesehen und aufgespürt werden. Der Avatar Aang ist zugleich mächtig und verletzbar in seiner Avatarform.

Einschränkungen oder Beschränkungen sind Dinge, die Magie nicht kann, also Begrenzungen der Magie selbst.

(Costs)

Kosten beschreiben, welchen Preis jemand zu zahlen hat, der Magie nutzt.
Kosten könnte man als Nachteile beschreiben, die alle, die davon betroffen sind, in der Regel in Kauf nehmen, wenn sie zaubern möchten - den Preis aber abwägen (müssen). In der Regel sind Kosten kalkulierbar.

Kosten gibt es unglaublich viele verschiedene: weithin bekannt sind Erschöpfung/Alterung; es gibt aber auch moralische Kosten - die Grenzen von Gut und Böse verschwimmen nach jeder Magieanwendung zusehens; es gibt soziale Kosten, bei denen die Nutzung von Magie Probleme bringt (Ausschluss aus der Gesellschaft; Belegung mit Strafen etc.). Es gibt ökonomische, spirituelle (beim Gott in Ungnade fallen) und irgendwie auch Informationskosten: Im Herr der Ringe verrät Frodo jedesmal seine physische Position, wenn er die Kraft des Rings nutzt.

Beispiele:

Sanderson System der Allomantie beruht darauf, dass Zauberer Metall essen müssen, um Zaubern zu können, mit allen Folgen, die das hat.

Klassisch ist der Entzug von Lebensenergie oder das Vorhandensein komplizierter Ingredienzen, die Zaubern herausfordernd und weniger alltäglich macht. Wer Zeit in Lernen investieren muss, wenn Tränke hergestellt, Gefühle versehrt werden können oder der Verstand auf dem Spiel steht - all das sind Kosten, die dazu führen, Magie wohlbedacht und vorausschauend einzusetzen um Risiken und Gefahren bei der Anwendung zu minimieren.

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⏰ Last updated: May 17 ⏰

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