Grundlagen: B. Sandersons "Gesetze" (Teil 1)

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Brandon Sanderson kennen einige von euch bestimmt. Er schreibt vornehmlich im Bereich High Fantasy, ist ziemlich erfolgreich und liebt Magie. Dieser Essay handelt von seinen drei „Gesetzen" der Magie - ihr findet sie alle (auf Englisch) auf seiner Webseite nebst Begleittexten die erläutern, was es mit diesen Regeln auf sich hat (oder was passieren kann, wenn man sie ignoriert).Seine Ausführungen zu dem Thema haben ziemlich viel Wirbel gemacht und in einschlägigen Foren werden sie regelmäßig zitiert. Am bekanntesten (und eingängigsten) ist seine Unterteilung der Magiesysteme in harte und weiche. Ist diese sprachliche Konvention nur Sprachmagie oder steckt da wirklich was hinter? Wir werden sehen.

Wichtig:

Nein, ihr müsst diese Gesetze nicht kennen, um eine gute Geschichte zu schreiben.

Nein, nicht alle folgen seinen Ausführungen oder verteidigen sie. Nicht wenige halten gerade von der Unterteilung der Systeme (geregelte/ungeregelte - s.u.) nichts - sie sei zu starr und unflexibel. Die brillante N. K. Jemisin z.B. hat auf ihrer Webseite eine Konversation mit Fans und anderen Autoren online, in der es um die Frage geht: „But, but, but - WHY does magic have to make sense?" - unbedingt lesenswert, bringt aber etwas Zeit mit.

Nein, Sanderson ist nicht nur ein cleverer Geschäftsmann (das ist er in der Tat! ) der es versteht, seinen Namen über seine Literatur hinaus im Lesergedächtnis zu verankern (harte und weiche Magiesysteme klingt unglaublich hirnschmeichelnd, nicht wahr? - zumal klingen seine „Gesetze der Magie" stark nach Asimovs „Gesetze der Robotik" - es sind übrigens jeweils drei). Er weiß, was er tut und er weiß, wie Geschichten funktionieren, ob High Fantasy oder nicht.

Es lohnt sich, ihm zuzuhören (übrigens gibt es auf Youtube Aufzeichnungen seiner Vorlesungen für Creative Writing-Kurse - kann ich auch nur empfehlen, die sind wirklich gut).Nein, seine Bücher mag ich nicht. Zumindest die meisten. xD

Auch wichtig:

Wenn ihr noch nicht so viel Schreiberfahrung habt oder merkt, dass Magie in eurer Welt nicht so funktioniert wie sie soll oder ihr an einem Magiesystem arbeitet, das größer und größer wird ohne die Qualität der Geschichte, in die es eingebettet ist zu verbessern - dann kann es absolut sinnvoll sein diese Gesetze zu kennen. Magie ist eben nicht nur flashy und bunt sondern sie ist ein erzählerisches Werkzeug, das man auch falsch benutzen kann.

Sanderson Hinweise zeigen euch Fallstricke und Herausforderungen auf und erleichtern es herauszufinden, wie es euch gelingen kann, eine magievolle und zauberhafte aber auch spannende Geschichte zu Papier zu bringen.

Wichtig:

Die Gesetze sagen euch nicht, wie ihr euer Magiesystem bauen sollt, sondern sie zeigen, was ihr beachten solltet, wenn ihr über Magie schreibt. Streng genommen bräuchtet ihr also zuerst euer Magiesystem und könnt dann mit Hilfe dieser Gesetze evaluieren, welche Rolle es für eure Geschichte spielen kann.

Also dann. Mal schauen, von was das erste Gesetz handelt.

„An author's ability to solve conflict with magic is directly proportional to how well the reader understands said magic."

(Ich übersetze das etwas frei mit: „Die Fähigkeit eines Autors, Konflikte mit Magie zu lösen, ist direkt proportional zum Verständnis des Lesers eben dieser Magie."

> oder, noch freier: Je besser der Leser ein Magiesystem versteht, desto eher kann es dazu herhalten, Konflikte zu lösen.")

Aus diesem Gesetz kann man zwei Grund- oder Vorannahmen über die Gestaltung von Geschichten herauslesen. Zum einen gibt es keine Geschichte ohne Konflikte und zum anderen hat Magie immer mit Konflikten zu tun, zu deren Lösung sie beitragen kann (oder eben (noch) nicht). Zentral ist hier nicht mit was für einem Konflikt wir es zu tun haben oder wie die Magie funktioniert. Beim ersten Gesetz geht es darum, was der/die Leser*in über die Magie zu einem bestimmten Zeitpunkt weiß, um daraus darauf schließen zu können, welche Handlungsmöglichkeiten wahrscheinlich sind oder nicht. Daraus entsteht die Spannung.

Die Farben der MagieWhere stories live. Discover now