Kapitel 3 /Moon

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Erst Stunden später, als es schon längst Nachmittags war, hörte Moon Schritte im Haus. Sie widerstand dem Drang, sofort aufzuspringen und in Richtung der Schritte zu laufen. Stattdessen griff sie die geöffneten Bücher und schob sie voller Panik unter ihre Matratze, als sie die Schritte im Flur hörte. Sie hatte es gerade noch rechtzeitig geschafft.

Greyback öffnete ihre Tür, ohne anzuklopfen. Moon stand neben ihrem Bett, zwischen Schreibtisch und Bett, als er eintrat und sie mit seinen gelben Augen anstarrte. Ihr wurde ganz kalt. Sein Blick war noch emotionsloser, als sie es jemals für möglich gehalten hatte.

‚Das soll ich dir geben.', grollte Greyback und warf ihr etwas Rotes vor die Füße, ‚Mit Grüßen vom dunklen Lord.'

Moon wusste nicht, was sie sagen sollte, also bückte sie sich ganz langsam, ohne Greyback aus den Augen zu lassen und hob das Bündel hoch, das sich als Kleid herausstellte.

Greyback ging, ohne ein weiteres Wort, aus ihrem Zimmer.

Erst, als er weg war, bemerkte Moon, dass sie die Luft angehalten hatte. Sie holte tief Luft, um ihrer schmerzenden Lunge Sauerstoff zu beschaffen.

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Nach einer Weile, in der sie keinerlei Bewegung im Haus wahrgenommen hatte, entschloss sie sich dazu, sich für eine Weile wieder auf ihr Bett zu setzen, und sich das Tagebuch genauer anzusehen, das sie Draco entwendet hatte.

Sie öffnete das Buch auf der ersten Seite und las die Zeilen, die Draco geschrieben hatte. ‚Tagebuch von Draco Lucius Malfoy' stand dort, genau wie beim letzten Mal.

Moon blätterte um. Die Seiten waren leer. Ihre Hand strich über die Seiten, auf denen sicher eine Menge stand, und stellte sich vor, wie Draco beim Schreiben ausgesehen hatte. Sie dachte an seine Hand, die die Feder so geschickt hielt und an seine angestrengt fokussierten Augen, wie er da saß, ganz eingenommen von seinen eigenen Worten. Moon sah auf die Seiten und es kam ihr so vor, als würde sie etwas sehen.

Sie sah weg und wieder hin. Wieder überkam sie das Gefühl, dort etwas lesen zu können. Dann hielt sie das Buch hoch und in Richtung des Fensters. Sie wollte überprüfen, ob sie so besser sehen konnte, was sie dort erahnen konnte. Doch die Seiten blieben weiß.

Sie überlegte gerade, ob sie das Tagebuch selbst als eine Art Notizbuch nutzen konnte, natürlich nur auf der letzten Seite, um nicht Draco's Mühe zunichte zu machen. Als sie das Geräusch wieder hörte, das sie schon am Morgen vernommen hatte.

Moon sah von Draco's Tagebuch nach oben,  direkt aus dem Fenster und dachte, sie würde halluzinieren.

Sie hatte das Geräusch wieder gehört, dass sie am Morgen schon wahrgenommen hatte.

Da draußen waren Menschen, nur ein paar Meter vom Haus entfernt!

Sie stand so schnell auf, dass ihr Stuhl umkippte und ihre Tasse umfiel. Der Tee ergoss sich über ihr Kleid, und trotzdem war es ihr egal.

Sie rannte.

Sie rannte, das Tagebuch mit den leeren Seiten ließ sie offen auf dem Bett liegen, stürzte fast die Treppen hinab, und riss die Eingangstür auf.

Sie rutschte auf dem Eis aus, das sich auf den Stufen vor der Tür gebildet hatte, rappelte sich auf und lief weiter.

Einen Schritt vor dem Bannzauber blieb sie stehen.

Dann schrie sie.

Sie klopfte wie wild gegen die unsichtbare Wand, die der Zauber darstellte und schrie nach Hilfe.

Die Menschen auf der anderen Seite sahen nicht einmal zu ihr herüber.

Sie weinte und schrie, ihre Fäuste wurden schon ganz taub, so fest hämmerte sie gegen die Wand.

Selenophile. [Draco Malfoy] GERMANWo Geschichten leben. Entdecke jetzt