Kapitel 3 /Moon

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Moon erwachte aus einem unruhigen Schlaf. Es war schon Morgen geworden, denn draußen wurde es mittlerweile hell.

Sie hatte von Draco geträumt. Die Tatsache, dass sie nicht bei ihm sein konnte, machte sie fast verrückt. Er war immer präsent in ihren Gedanken, war immer in ihrem Hinterkopf. Seine Stimme kommentierte alles, was sie tat. Auch wenn er nicht hier war.

Mit zittrigen Fingern griff sie nach der Bettdecke, die sie nicht wirklich warm hielt und zog sie sich bis zum Kinn. Ihr Atem war in der Luft sichtbar, als sie aushauchte, so kalt war es.

Nach einer Weile, in der sie doch nur zitternd und kalt im Bett lag, beschloss Moon, dass sie Amanda fragen wollte, ob es in dem alten Haus noch irgendwo Bücher gab. Sie wollte von diesem Ort entkommen.

Immer noch zitternd stand sie auf und richtete das Kleid, das sie am Abend zuvor angezogen und in dem sie für diese Nacht geschlafen hatte. Dann zog sie die Schuhe an, die wie aus dem Nichts über Nacht neben ihrem Bett aufgetaucht waren..

Als Moon an die Tür klopfte, von der sie hoffte, dass es Amanda's Zimmer war, lauschte sie angestrengt nach draußen, von wo leise Geräusche kamen. Als diese plötzlich verstummten, schob sie es auf den Wind, der durch die Holzbalken pfiff.

Moon sah zu dem Fenster am Ende des Ganges hinüber. Für einen Moment überlegte sie, ob sie einen Blick nach draußen riskieren konnte. Als sie zum ersten Schritt ansetzte, öffnete Amanda ihre Zimmertür und Moon erschreckte sich, da sie zu sehr damit beschäftigt war, auf die Geräusche zu achten.

Sie drehte sich schnell zu der jungen Frau, die sie misstrauisch beäugte. ‚Guten Morgen.', sagte Amanda. Ihre Stimme klang müde und viel zu angestrengt, als sie sprach. Sie erinnerte Moon an die Stimme von Snape.

‚Guten Morgen..', sagte Moon leise und hob eine Hand zum Gruß. Als sie sah, dass Amanda sich nicht rührte, kam sie sich dumm vor und nahm die Hand wieder herunter. ‚Ich wollte fragen.. also..', stotterte sie, ‚Ich wollte fragen, ob es hier im Haus noch Bücher gibt?'.

Amanda ging einen Schritt zurück und gab den Weg in ihr Zimmer frei. Moon zögerte wieder kurz, trat dann aber ein. Das Zimmer war voller Bücher. Moon traute ihren Augen kaum. Überall lagen kleine Stapel von Büchern. Auf dem Stuhl, dem Schreibtisch, dem Bett, vor dem Bett und vor den Schränken und sogar neben der Tür.

‚Hier sind alle Bücher geblieben.', hauchte Moon fasziniert. ‚Ich habe sie alle gelesen.', murmelte Amanda und schloss die Tür. ‚Und nichts gefunden, außer zwei Bücher über verschiedene Gottheiten und irgendwelche Beschwörungen.'

Erst jetzt, als sie all die Bücher sah und die Zeit grob schätzte, die sie selbst dafür gebraucht hätte, um sie alle zu lesen, wurde ihr klar, wie lange Amanda schon hier sein musste. In ihrem Bauch bildete sich ein komisches Gefühl, das sie nicht näher hätte beschreiben können. Es war etwas zwischen Traurigkeit, Mitleid, Angst und Sehnsucht.

‚Kannst du mir die Bücher zeigen?', frage Moon die Schwarzhaarige vorsichtig, als diese um sie herum ging und einen Stapel Bücher von dem Stuhl hob, der vor dem Schreibtisch stand. ‚Du musst sie suchen.', sagte Amanda. Sie wirkte desinteressiert und hoffnungslos.

‚Amanda.', sagte Moon, ‚Ich bin keine normale Hexe. Ich werde es schaffen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue!'

Amanda lachte gespielt auf. ‚Das wird das Letzte sein, was du hier tust. Schau dich um. Die Zauber sind so stark, dass er hier ein und aus gehen kann wie er will. Wir kommen hier nicht mehr lebend raus. Gib es einfach auf, dann tut es nicht so weh, wenn du versagst.'

Moon musste schlucken bei ihren Worten. Sie hätte fast zu weinen angefangen. Sie fühlte sich wie ein kleines Kind, das gescholten wurde.

Amanda drehte sich auf dem Stuhl zur Wand und schlug ein anderes Buch auf. Moon sah den Titel nicht, aber es sah aus wie ein Kochbuch. ‚Ist das ein Buch über Zaubertränke?', fragte sie hoffnungsvoll. Amanda drehte sich nicht um, als sie antwortete. ‚Das Haus hat früher einem Muggel gehört. Du wirst hier derartiges nicht finden.'

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Moon hatte nach langer Suche die Bücher gefunden, von denen Amanda gesprochen hatte. Amanda hatte sich nicht verabschiedet, als Moon die Bücher mitnahm und auf ihr Zimmer ging.

Sie setzte sich auf ihr Bett und öffnete das erste Buch. Es war ein Buch über germanische Mythologie.

°Kapitel 1: Gottheiten.

Odin

Höchster Gott der Asen.

Thor

Gott des Donners und Sohn von Odin.

Frigg

Gattin des Odin und Schutzherrin von Ehe und Mutterschaft.

Tyr

Gott des Krieges.

Njörd

Gott der Meere.

Freya

Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit.

...°

Moon starrte auf die geöffneten Seiten. Was auch immer das war, es war nicht hilfreich. Schnell blätterte sie zurück. Im Inhaltsverzeichnis fand sie tatsächlich ein Kapitel, das ihr Interesse weckte.

°Kapitel 13: Seiðr und weiße Magie.

Seiðr ist eine Form der vorchristlichen nordischen Magie und des Schamanismus, die sich damit befasst, den Lauf des Schicksals zu erkennen und innerhalb seiner Struktur zu arbeiten, um es herbeizuführen Veränderung, die durch das symbolische Weben neuer Ereignisse ins Leben gerufen wurde. Dazu versetzte sich der Praktizierende mit dem rituellen Spinnrocken in der Hand in eine ekstatische Trance, um mit der Welt des Geistes interagieren zu können.

Die beabsichtigte Aufgabe des Praktizierenden beinhaltete typischerweise eine Prophezeiung, einen Segen oder einen Fluch.

Es gab Seiðr-Rituale

für Weissagung und Hellsehenfür die Suche nach dem Verborgenen, sowohl in den Geheimnissen des Geistes als auch an physischen Ortenum die Kranken zu heilenum Glück zu bringen; zur Steuerung des Wetterszum Rufen von Wildtieren und Fischen

Wichtig ist, dass Seiðr auch für das Gegenteil dieser Dinge verwendet werden könnte - um eine Person zu verfluchen, um das Land zu verderben, um Krankheit hervorzurufen, um falsche Zukünfte zu erzählen und damit ihre Empfänger auf den Weg ins Unheil zu treiben, um zu verletzen, zu verstümmeln und zu töten (in häuslichen Streitigkeiten und im Kampf.)

...°

Das Kapitel über Seiðr enthielt dazu noch einfache Erklärungen über bestimmte Handbewegungen, die für diese Art ‚Zauber' verwendet wurden. Sonst stand leider nicht mehr viel in dem Kapitel.

Moon ließ die Seite offen und öffnete das zweite Buch. Es war schwarz, dick und groß. Es hatte sicher sechshundert Seiten. Der Titel war in goldener Schrift auf das Cover geschrieben. Sie strich mit dem Daumen über die Worte, über jeden einzelnen Buchstaben.

‚Dämonen, Geister und Beschwörungen'

Sie starrte auf das Inhaltsverzeichnis, als sie das Buch geöffnet hatte. Es enthielt alles, was man über das Thema wissen musste. Moon schlug sofort das erste Kapitel auf: ‚Beschwörung von weißen und schwarzen Dämonen'. Ihr Blick glitt gierig über jedes Wort. Sie saugte die Wörter förmlich in sich auf.

Selenophile. [Draco Malfoy] GERMANWhere stories live. Discover now