"Hast du Bücher über dunkle Magie?", fragte er, vollkommen ohne Kontext. "Also...richtig dunkle Magie?" 

Remus blinzelte überrascht. 

"Nicht wirklich?", antwortete er dann unsicher. "Und wenn, dann nicht im Wohnzimmer."

Sirius sackte ein wenig in sich zusammen. Mary kam jetzt ebenfalls zu ihnen.

"Sirius, was ist passiert?", fragte sie nachdrücklich. 

Sirius hob seine Hand. Remus kniff die Augen zusammen, dann erkannte er, was er darin hielt: es war das Märchenbuch, das er von Mrs Figg mitgenommen hatte. 

Remus hatte ihn nicht darauf angesprochen, hatte nicht nachgebohrt. Sie kannten sich gut genug, sie hatten eine stumme Abmachung, dass sie einander den Freiraum ließen, den sie brauchten und den anderen von sich aus einweihten, wenn sie wollten. 

"Das hier gehörte meinem Bruder", sagte er leise. "Ich glaube, er hat vor seinem Tod was rausgefunden. Was Wichtiges." Er schlug das Buch auf, blätterte darin. "Mrs Figg hat gesagt, er hatte eine Mission. Aber es kann keine Mission vom Orden gewesen sein, sonst hätte jemand gewusst, dass er sich gegen Ihr-wisst-schon-wen gestellt hat. Also muss er selbst etwas entdeckt haben." 

Mary sah ihn mit einem merkwürdigen Blick an. 

"Sirius", sagte sie dann leise. "Woher wusste Regulus davon, dass Mrs Figg untergetauchte Ordensmitglieder versteckt?" 

Remus sah sie verwirrt an. 

"Vermutlich hat er irgendein Ordensmitglied kontaktiert", spekulierte er. "Und so die Adresse bekommen." 

Mary hatte ihren Blick immer noch starr auf Sirius gerichtet und schwieg. Remus blinzelte, als er verstand, was sie implizierte. 

"Sirius...", sagte er leise. Sirius sah von dem Buch hoch. 

"Ich hab es ihm nicht gesagt", sagte er nachdrücklich. "Ich habe nicht einen sicheren Ort des Ordens auf gut Glück an einen Todesser verraten." Er zögerte. "Ich hab nur...ich kannte ihre damalige Adresse. Ich wusste, es ist ein Unterschlupf. Und manchmal...manchmal hab ich fest daran gedacht. Es hat manchmal funktioniert, als wir Kinder waren, dass wenn einer von uns in einer...schlechten Situation war und wirklich Hilfe brauchte, dass wir uns so...helfen konnten." Er spielte mit den Fingern an den Seiten des Buches herum. "Ich hab es ihm nicht verraten. Ich dachte nur, vielleicht klappt es, vielleicht wenn er raus will und Hilfe braucht, dann kann ich so..."

Er sah auf. Marys Gesicht war voller Zweifel und Remus vermutete, sein eigenes sah ähnlich aus. Telepathie war abseits von Legilimentik unmöglich, jeder wusste das.

"Ich weiß nicht, wie es funktioniert hat. Ich weiß nur, dass es funktioniert hat." Sirius hob wieder das Buch. "Aber das ist unwichtig. Wichtig ist, dass er die Seiten gewechselt hat und zwar aus einem Grund." 

Er schlug das Buch auf der Seite auf, an der er bis eben seinen Finger gehabt hatte. Remus lugte hinein. Es war das Märchen Des Hexers haariges Herz, über den Zauberer, der keine Emotionen verspüren wollte und deshalb sein Herz in einer Glasschatulle aufbewahrte. Remus hatte es nie besonders gern gemocht, weil es so düster war. Trotzdem lehnte er sich jetzt näher über das Buch, ignorierte die Illustration vom Herz, das, über Jahre vom Körper getrennt, behaart und verschrumpelt war. Zwischen die gedruckten Zeilen des Märchens hatte jemand mit einer winzigen Handschrift einen zweiten Text geschrieben. 

Remus kniff die Augen zusammen, aber mehr als einige Worte ("Wenn jemand diese Zeilen liest, dann bin ich nicht mehr am Leben...") konnte er nicht ausmachen.

Sirius räusperte sich leise.

"Hat einer von euch jemals davon gehört, was ein Horkrux ist?"

Mary und Remus tauschten einen ratlosen Blick. 

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