17. Weihnachten

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Ein Piepen ertönte.
Müde schlug Annabeth die Augen auf und schaltete den Wecker aus. Neben ihr schlief Percy einfach weiter. War er überhaupt aufgewacht? Noch benommen schüttelte sie den Kopf, ehe sie sich aufrichtete und das warme Bett verließ.
Heute war Weihnachten und sie hatte noch reichlich zu tun.
Schnell unter die Dusche und danach in ganz warme Sachen anziehen. Dafür schnappte sie sich einen Hoodie von Percy und dicke Weihnachtsstrümpfe. Als sie durch den Flur ging, war nicht ein Geräusch zu hören. Die anderen schliefen anscheinend alle noch.
Sie waren nämlich alle Neu-Rom und hatten sich eine Wohnung für die Festtage gemietet, um zusammen feiern zu können. Dafür mussten nun allerdings noch einige Vorbereitungen getroffen werden.
Sie setzte sich in der Küche an den Tisch, nahm sich Zettel und Stift und schrieb eine Liste.
Der Weihnachtsbaum musste noch geschmückt werden, Plätzchen hatten sie noch nicht gebacken, das Essen musste besorgt werden, Dekoration mussten sie anbringen und die Geschenke unter den Baum stellen. Annabeth ergänzte noch ein paar mehr Sachen, ehe sie den Zettel von sich schob und nochmal betrachtete. Doch sie war zufrieden damit.
Dann gähnte sie.
Vielleicht war sie doch müder, als sie dachte. Sollte sie sich nochmal für eine halbe Stunde hinlegen? Die letzte Nacht ist stressig gewesen, weil sie und Percy erst ankamen. Vorher sind sie bei Sally und Paul gewesen, da sie schon während der Festtage nicht bei ihnen sein würden.
Eigentlich konnte sie sich eine halbe Stunde nehmen. Sie schaltete einfach mal ihren Verstand aus. Die halbe Stunde würde schon nicht schaden. Dann wäre es um acht und sie hätte noch genug Zeit.
Also schleppte sie sich zurück in ihr Schlafzimmer, legte sich wieder neben ihren Freund und stellte den Wecker.
Als sie das nächste Mal wach wurde, tönten laute Stimmen durch das Haus. Sie schlug die Augen auf und Sonnenlicht blendete sie. Im nächsten Moment saß sie schon voller Panik aufrecht. Wie spät war es?
Kurz nach zehn, verriet ihr Wecker nach einem Blick. Schnell sprang sie auf. Auch Percy war bereits nicht mehr da. Wie hatte das nur passieren können? Vielleicht hätte sie ihre Sachen letzte Nacht einfach nicht mehr auspacken sollen, dann wäre sie pünktlicher im Bett gewesen.
Das war jetzt aber sowieso zu spät.
Sie fiel beinahe aus dem Bett und sprintete in den Flur.
„Guten Morgen", begrüßte Reyna sie gut gelaunt. „Ich mache Plätzchen. Willst du mir helfen?"
Annabeth schüttelte nur den Kopf. Ihr Plan, ihre Liste. Wo war die nochmal?
Ach ja, in der Küche. Also war das ihre nächste Station. Reyna betrat direkt hinter ihr den Raum.
Annabeth scannte den Tisch ab, auf dem vorhin noch die Liste gelegen hatte, aber sie war weg. Stattdessen stand dort eine große Schüssel Plätzchenteig, eine kleine Schüssel Mehl, welches auch bereits auf dem Tisch verstreut war, und einige Ausstechformen. Diese bestanden allerdings nur aus Schilden, Pegasi und römischen Soldaten, wohlgemerkt.
„Hast du meine Liste gesehen?", fragte sie Reyna also.
„Ich kam erst etwas später dazu. Leo hat vorher bereits den Kamin angezündet und alles reingeworfen, was er finden konnte", erklärte diese und Annabeth' Hände wurden feucht.
„Okay, trotzdem danke", presste sie noch hervor, ehe sie ging. Als sie ins Wohnzimmer kam, verschlug es ihr die Sprache. Percy und Jason stellten gerade den Baum auf, der jedoch ziemlich hin und her wackelte. Annabeth sah ihn bereits wieder am Boden liegen, ehe er überhaupt richtig stand. Leo stand vor dem Kamin und beobachtete eine Maschine, die beständig Zeitungspapier und anderes hineinwarf. Die einzige Vernünftige schien Kalypso zu sein, die am Tisch saß und Türkränze bastelte. Nur leider in einer viel zu großen Menge. Anscheinend hatte sie bereits um die zwanzig Stück fertig und es warteten noch tausend Tannenäste darauf, verarbeitet zu werden.
„Was ist denn hier-", wollte Annabeth gerade beginnen, als eine andere Stimme ertönte.
„Ich bin wieder da!"
Piper betrat hinter ihr den Raum, mit roten Wangen, in Mantel und mit Handschuhen, Mütze und Schal. „Ihr könnt das hier abstellen, vielen Dank."
Erst jetzt bemerkte Annabeth die drei Jungs, die an die zehn großen Tüten in der Mitte des Raums ablegten und dann wieder verschwanden. Nein, bitte nicht auch noch Piper. Konnte denn heute niemand klar denken?
„Kann mir mal einer sagen, was hier los ist?!", forderte sie und stand kurz vor einem Ausbruch.
„Wir wollen dir helfen", antwortete Percy. „Die Aufgaben haben wir unter uns aufgeteilt, damit du nicht alles allein machen musst."
Sie wandte sich an Piper und deutete auf die zehn Tüten.
„Hast du auch nur eine Sache davon bezahlt?"
Piper blinzelte aus unschuldigen Augen zu ihr hinüber. „Wäre es denn schlimm, wenn nicht?"
Annabeth stöhnte frustriert. In diesem Moment beschloss der Weihnachtsbaum dann doch noch, umzufallen.
Kalypso schrak zusammen, stieß gegen den Tisch und ihre ganzen Bastelutensilien verstreuten sich auf dem Boden.
Perfektes Chaos.
Dann stürzte Will herein.
„Könnt ihr mal etwas leiser machen, ich muss mich konzentrieren! Sonst könnt ihr das Gedicht selbst schreiben!"
Gedicht? Was denn für ein Gedicht???
Und dann kam ein Rentier in ihr Blickfeld. Die bodentiefen Fenster ermöglichten eine perfekte Sicht nach draußen, wo ein Rentier mit Schlitten auf sie zukam. Und in dem Schlitten, zwischen vielen vielen Edelsteinen, hockte Hazel.
„Hazel und Frank sind zurück!", rief in diesem Moment auch Reyna.
Frank? Hazel?
Was sollte das?
„Los Percy, wir müssen uns beeilen, damit wir gleich schmücken können", sagte da Jason.
Nein, oder? Sie wollten den Baum nicht allen ernstes mit Edelsteinen behängen, oder? Schon mal etwas von Weihnachtskugeln gehört?
Sie seufzte.
Dann fiel ihr auf, dass noch einer fehlte.
„Wo ist Nico?"
Noch während sie die Frage stellte, ahnte sie schlimmes. Piper antwortete ihr.
„Er kauft das Essen."
Das wurde ja immer besser.
„Ihr beauftragt nicht allen ernstes Nico, Essen zu holen, oder?"
„Doch, wieso?" Anscheinend hatte Piper wirklich nicht den blassesten Schimmer. Und die anderen ebenso wenig.
„Weil-"
Da erschien Nico schon vor ihnen per Schattenreisen mit mehreren weißen Tüten in den Händen. Und aus den Tüten heraus lugten Happy Meals. Annabeth wollte schreien.
„Du solltest Essen besorgen", beschwerte sich Leo. „Keine Happy Meals!"
Wenn Blicke töten könnten, wäre Leo auf der Stelle umgefallen. Tot, um genauer zu sein.
Und dann ging es los. Alle redeten aufeinander ein, wurden lauter, weil alle zugleich redeten, bis es in einem riesigen Durcheinander an Schreien endete.
Annabeth hingegen war sprachlos, als auch Will noch kam und ebenfalls mitmachte. Sie floh einfach aus dem Wohnzimmer.
So hatte sie sich Weihnachten ganz und gar nicht vorgestellt. Deshalb hatte sie alles planen wollen. Wieso auch musste sie so müde sein? Es war alles ihre Schuld!
Wenige Sekunden später fand sie sich in ihrem Bett wieder. Die Decken waren noch immer zerwühlt, doch das war jetzt egal. Das Weihnachtsfest war jedenfalls auch ruiniert. Frustriert schrie sie in ihr Kissen und überhörte dabei fast das leichte Klopfen an der Tür.
Diese öffnete sich dann auch und erst jetzt fiel Annabeth die eingekehrte Stille auf. Percy streckte den Kopf herein.
„Neunmalklug, dürfen wir reinkommen?"
Sie nickte, völlig perplex, während sich alle anderen in das kleine Schlafzimmer drängten. Wäre sie in der Stimmung gewesen, hätte sie laut losgelacht bei diesem Anblick.
„Es tut uns leid", begann Piper. „Eigentlich wollten wir dir nur helfen und etwas Arbeit abnehmen."
Dann fuhr Hazel fort: „Du machst immer so viel für uns alle, da wollten wir dir auch mal etwas Auszeit geben."
„Ohne dich wären wir nämlich manchmal echt verloren", gab auch Leo seinen Senf dazu.
„Nur haben wir nicht so viel Übung darin", erklärte Jason. „Deswegen brauchen wir noch etwas Zeit und es ist etwas chaotischer."
„Aber am Ende schaffen wir es trotzdem, weil wir zusammenhalten", sagte Will und strahlte.
„Ja, und wir halten zusammen, Annabeth." Percy schaute ihr direkt in die Augen. „Denn wir sind eine Familie. Und als Familie halten wir zusammen und verbringen auch Weihnachten zusammen. Wir lassen dich nicht allein mit allem."
Annabeth fielen keine Worte ein. Es war einfach wunderschön und rührend, was ihre Freunde da gesagt hatten.
Und dann machte sich ein großes Lächeln in ihrem Gesicht breit. Denn es war Weihnachten. An Weihnachten war man zusammen mit der Familie. Und glücklich.

———

Frohe Weihnachten euch allen! Genießt die Feiertage und verbringt etwas Zeit mit eurer Familie, denn das kommt oft leider zu kurz.
Und vielen vielen Dank für die 1000 Reads! Ich dachte erst, ich schauen nicht richtig. Es bedeutet mir viel, wenn ihr das lest, was ich schreibe!
Ich hoffe der Oneshot hat euch auch gefallen! Wann der nächste kommt, steht noch nicht fest, wir werden also sehen. Man liest sich!
Eure Lina

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⏰ Last updated: Dec 24, 2022 ⏰

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Percy Jackson und Helden des Olymp OneshotsWhere stories live. Discover now