3. Wiederkehr

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Fast vier Wochen war der Krieg vorbei. Vor fast vier Wochen hatten sie Gaia besiegt. Und Leo verloren.
Jason konnte noch immer nicht glauben, was Leo getan hatte. Er hatte sich geopfert und niemandem vorher etwas gesagt. Er vermisste ihn. Seine schlechten Witze, die trotzdem immer alle zum Lachen gebracht hatten. Seine fröhliche und motivierende Art.
Im Camp kehrte allmählich Normalität ein. Es hat Verluste gegeben, sie hatten getrauert und nun ging das Leben weiter. Halbgötter hatten nun einmal keine lange Lebensspanne, da musste man seine eigene Zeit selbst gründlich nutzen. Doch er konnte nicht einfach so weitermachen.
Am Anfang hatte er noch bezweifelt, dass Leo nicht mehr wiederkehren würde und ins Elysium eingegangen war. Doch mit jedem Tag der verstrich, nahm auch die Hoffnung ab. Und mittlerweile war sie ganz verlischt.
Auch Piper neben ihm war unglücklich. Ihr Lächeln wirkte nicht mehr unbeschwert und ihre wunderschönen, farbenreichen Augen hatten ihren Glanz verloren. Sie war immer noch hübsch, mehr noch. Aber die Freude hatte sie verlassen.
Er schaute zu Percy und Annabeth, die im Wasser nahe dem Ufer standen. Man traf die beiden nur noch beisammen an, was wahrscheinlich daran lag, dass sie zusammen durch die Hölle gewandert sind. So etwas schweißt zusammen, nahm er an.
In diesem Moment ließ Percy einen Schwall Wasser in die Luft fliegen, welcher sich in die Form eines Herzens fügte. Annabeth starrte genauso gebannt darauf wie Jason, doch dann beobachtete er, wie sie sich in Percys Arme warf.
Auch Frank und Hazel saßen in ihrer Nähe. Der Krieg ist auch an ihnen nicht spurlos vorbeigegangen. Die Zeit, die sie alle zusammen auf der Argo II verbracht hatte, hatte zwischen ihnen ein Ban entstehen lassen. Ein Band, das durch Leos Tod zerrissen wurde.
„Jason, ist alles in Ordnung?"
Er sah zu Piper.
„Ja, wieso fragst du?"
Sie seufzte.
„Weil ich seit zwei Minuten mit dir rede und du mir nicht zuhörst."
„Oh." Das hatte er gar nicht bemerkt. „Tut mir leid."
„Alles gut." Piper legte ihren Kopf auf seine Schulter. „Du warst in Gedanken, nicht wahr?"
Er brachte nur ein Nicken zustande.
„Ich denke auch oft an ihn und vermisse ihn genauso sehr wie du", fuhr sie fort. „Aber ich glaube mittlerweile, dass unsere Trauer ihn auch nicht zurückbringt. Er hätte nicht gewollt, dass wir seinetwegen so sind."
Fassungslos erstarrte er.
„D-du... was hast du da gesagt?"
„Trauer bringt Leo auch nicht zurück..."
„Und was willst du stattdessen tun?", unterbrach er sie. „Willst du einfach so weitermachen, als hätte es ihn nie gegeben?"
Er rutschte von ihr ab und starrte in ihr Gesicht.
„Nein, natürlich nicht." In ihren Augen spiegelte sich Verletztheit. „Aber willst du für den Rest deines Lebens Trübsal blasen? Das ändert die Situation auch nicht mehr!"
„Nein, aber...", wollte er antworten, wurde aber unterbrochen.
„Was ist das?", fragte Hazel, ein paar Meter neben ihm. Er sah nach oben, in die Richtung, in die auch Hazel sah und Piper folgte seinem Blick.
Ein kleiner, dunkler Punkt zeichnete sich am Horizont ab. Jason schirmte mit seiner Hand seine Augen ab, doch noch immer konnte er nicht deuten, um was es sich dabei handelte. Auch andere Camper begannen nun zu murmeln und in den Himmel zu starren. Er nahm Sätze wie „Was ist das?", „Vielleicht ein Pegasus?" und „Möglicherweise ist es auch Apollo in seinem Wagen?" wahr.
Der fliegende Körper kam näher und wurde größer. Ein Pegasus war es nicht, da waren sie sich alle ganz schnell sicher. Doch was war es dann?
Als es noch näher kam, glaubte Jason seinen Augen kaum. Das Ding in der Lift leuchtete im Licht der Sonne wie etwas, das er ganz gut kannte. Dessen Kopf er jeden Tag als Galionsfigur am Bug der Argo II gesehen hatte.
„Festus", murmelte Piper neben ihm. Und das war der Moment, in dem er aufsprang und rief: „Wenn du nicht sofort hier herunter kommst, Valdez, bringe ich dich höchstpersönlich um!"
Piper stand ebenfalls auf und fiel ihm um den Hals. Er umschlang ihren dünnen Körper und vergrub seine Nase in ihrem Haar. Piper begann zu zittern und zu schluchzen und warme Tränen durchdrangen sein T-Shirt. Auch die anderen Camper kamen zu ihnen. Annabeth und Percy, Hazel und Frank, Nico und Will und noch viele viele mehr. Chiron und Dionysos tauchten auf und beobachteten ebenfalls das Geschehen.
Und dann war es so weit. Der metallene Drache landete und auf seinem Rumpf saß Leo, mit einem breiten Lächeln im Gesicht und einer Schönheit von Mädchen hinter sich.
„Ich hoffe, ihr habt mich vermisst", sagte er. „Denn es war ein ganz schönes Stück Arbeit, Festus wieder zusam..."
Das war der Moment, in dem irgendwer Leo herunterschubste und sie alle auf ihn zugerannt kamen.

Percy Jackson und Helden des Olymp OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt