13. Passive Hilfe führt auch zu Disqualifikation

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Nico stieß zu. Direkt auf Percys ungedeckte Flanke. Doch dieser reagierte blitzschnell, riss sein Schwer herum und parierte Nicos Vorstoß mit einem Grinsen im Gesicht. Dann folgte eine schnelle Folge verschiedenster Schwerthiebe, die Nico nur mit Mühe abwehren konnte. Am liebsten hätte er eine Armee toter Krieger heraufbeschworen, aber die Regeln hatten sie vorher klar formuliert: Niemand benutzt seine Kräfte im Kampf. Es geht lediglich darum, mit dem Schwert zu kämpfen.
Also musste Nico sich zusammenreißen und Percy persönlich gegenüber treten. An dessen Gesicht erkannte er, dass Percy nicht damit gerechnet hat, dass er all seine Hiebe parieren könnte. Und ihn selbst überraschte es auch.
Dann holte der Sohn des Poseidon erneut aus. Nico wich aus. Springflut durchschnitt die Luft direkt vor seiner Nase und Percy bot ihm erneut eine ungedeckte Stelle zum Angreifen.
Nico zögerte nicht lange, stieß mit seinem eigenen Schwert wieder vor und-
In diesem Moment durchfuhr ein Schmerz seinen Arm. Er zog ihn blitzschnell zurück und starrte in Percys grinsendes Gesicht. Das hatte er mit Absicht gemacht. Percy hatte ihn absichtlich dort angreifen lassen wollen, um den Kampf für sich zu entscheiden. Denn sobald einer von ihnen blutet, so hatten sie es ausgemacht, hätte der andere gewonnen.
„Nicht schlecht."
Nico blickte Percy noch immer ins Gesicht. Wie hatte er nur darauf reinfallen können?
Missmutig betrachtete er seinen Arm und das Blut, das an diesem hinabfloss.
„Glückwunsch", murmelte er und konnte es noch immer nicht fassen. Es ist so ein einfacher, dämlicher Trick gewesen. Er hätte es wissen müssen. Aber er hatte nicht damit gerechnet.
„Morgen nochmal?", fragte Percy und seine grünen Augen versprühten Energie. Er liebte den Schwertkampf und für Nico war es nun einmal ein gutes Training, während Will in der Krankenstube arbeitete. Also nickte er.
Und dann machte er sich auf den Weg zum bereits eben erwähnten Ort: der Krankenstube.
Als er dort ankam huschten einige Apollokinder an ihm vorbei, aber die meisten Betten waren leer. Erobere die Flagge fand vor einigen Tagen statt und die Verletzten wurden in der Zeit schon wieder entlassen. Also befanden sich nur Camper mit Alltagsverletzungen hier.
Er erblickte Will, als auch dieser seine Augen auf ihn richtete. Ein Lächeln machte sich auf seinen Lippen breit und dann glitt Wills Blick zu seinem Arm, an dem das Blut mittlerweile getrocknet war. Mit großen Schritten kam er auf ihn zu.
„Ich schätze mal, du hast verloren."
Die Worten waren trocken, aber in seinen Augen glitzerte es. Und Nico merkte, wie sehr er ihn schon wieder vermisst hatte, obwohl sie sich beim Frühstück gesehen hatten.
„Komm, ich helfe dir", meinte sein Freund und deutete auf Nicos Arm.
„Das musst du nicht", wollte er widersprechen. „Es sieht schlimmer aus, als es ist."
Will schüttelte nur den Kopf, nahm seine Hand und führte ihn ans andere Ende des Raums. Und wie immer, wurde Nico dabei rot.
„Setz dich", befahl Will mit seiner Arztstimme und Nico gehorchte.
Er blieb still sitzen, während Will einige Sachen zusammensuchte und dann zu ihm zurück kam. Mit einem feuchten Lappen wischte er das getrocknete Blut ab.
„Und?" Nico blickte zu Will auf, aber seine Augen blieben am Lappen und an seinem Arm hängen. „Wie hat Percy es geschafft?"
Erneut wurden Nicos Wangen warm und ein Anflug von Missmut machte sich in ihm breit. Eigentlich wollte er nicht mehr darüber nachdenken. Es war einfach nur peinlich und entwürdigend, dass Percy ihn mit diesem Trick überlistet hatte.
Trotzdem erzählte er Will davon.
„Percy hat seine Seite nicht gedeckt, weil er wusste, dass ich dort angreifen würde." Er zog zischend die Luft ein, als der Lappen seine Wunde berührte. „Und natürlich wusste er, dass ich das tun würde. Darauf hatte er nur gewartet, um selbst zuzuschlagen."
„Kam er selbst auf diese Idee oder hat Annabeth ihm das erzählt?"
Nico erstarrte. Will hatte Recht. Von Percy hatte er so etwas nicht erwartet, sondern eher diese schnellen Hiebe und Schwertabfolgen, denen er allen standgehalten hatte.
Was, wenn Annabeth ihm das wirklich vorgeschlagen hatte, er es aber zu Beginn anders schaffen wollte? Aber als er Nico mit seiner eigenen Taktik nicht schlagen konnte, griff er doch darauf zurück.
Das war unfair. Nico hatte auch niemanden nach extra Tipps gefragt. Und es ist ein Kampf zwischen ihm und Percy gewesen. Annabeth hatte sich da nicht einzumischen.
„Du hast recht", flüsterte er und biss erneut die Zähne zusammen, als der Lappen einen brennenden Schmerz an seinem Arm hinterließ.
„Ich habe immer recht", entgegnete Will und grinste ihn breit an. Dann widmete er sich wieder seiner Aufgabe zu.
„Ich habe eine gute und eine schlechte Nachricht für dich", meinte er nur wenige Sekunden später. „Die gute ist, dass es sich nur um einen oberflächlichen Kratzer handelt. Die schlechte ist, dass du nur wegen eines kleinen Schnittes verloren hast."
Nico schloss die Augen. Und öffnete sie wieder. Er besah sich selbst seinen Arm und hätte am liebsten aufgestöhnt. Der Kratzer war, wenn überhaupt, zehn Zentimeter lang. Und deswegen hatte er verloren.
„Ich mache ihn fertig", brachte er heraus und wollte schon aufstehen, aber Will hielt ihn zurück.
„Ich bin noch nicht fertig."
Er rollte mit den Augen.
„Du hast doch gerade selbst gesagt, dass es nur ein kleiner Kratzer ist, also nicht weiter schlimm."
Will seufzte.
„Setz dich wieder hin und sag mir, welche Farbe dein Pflaster haben soll."
Das war jetzt nicht sein Ernst, oder? Will wollte ihm nicht wirklich ein Pflaster für den winzigen Schritt geben?
„Wenn ich dir keins gebe, kann Dreck in die Wunde kommen und dann ist es sehr wahrscheinlich, dass sie sich entzündet."
Also stimmte Nico, wenn auch sehr widerwillig, zu und entschied sich für ein schwarzes Pflaster. Dann sprang er auf und stürmte zur Tür raus, Will direkt hinter sich.
„Was hast du vor?", fragte er und schloss zu ihm auf.
„Mit Percy reden und ihn zur Rede stellen."
„Meinst du, dass das eine gute Idee ist?"
Nico nickte und ging weiter. Am Strand fand er ihn schließlich zusammen mit Annabeth.
„Nico? Alles in Ordnung?", fragte Percy als er zu ihm trat.
„Nein", antwortete er. „Du hast vorhin nur mit deinem Trick gewonnen, dabei ging es doch gerade um den Schwertkampf."
„Solche Manöver gehören auch dazu", warf Annabeth von der Seite ein. „In einem Kampf nutzt man diese auch ständig."
Nico wandte sich ihr zu.
„Schön, dass du schon von selbst darauf zu sprechen kommst." Will neben ihm starrte zu Boden und tat, als wäre er nicht da. „Denn von Percy hätte ich so etwas nie erwartet. Kam dieser Trick zufälligerweise von dir?"
Ihr Gesicht blieb undeutbar, nichts sagte etwas darüber aus, ob er recht hatte oder ob er falsch lag.
„Und wenn es so wäre?", fragte sie anschließend. „Ich habe mich nicht aktiv in den Kampf eingemischt, sondern Percy vorher nur einen Tipp gegeben."
Also hatte er recht! Er hatte recht und Percy hatte geschummelt!
„Trotzdem ist es Betrug, denn es war nicht seine Idee." Dabei deutete er mit einem Nicken zu Percy.
„Aber-", begann Annabeth, wurde aber von Percy unterbrochen.
„Wir wiederholen es einfach morgen, in Ordnung?"
Anscheinend konnte er an Nicos Gesicht noch immer eine gewisse Unzufriedenheit sehen, denn er fügte hinzu:
„Wir können als Entschuldigung auch gerne zu McDonald's gehen."
Damit war der Tag des Geisterkönigs natürlich gerettet.

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Halli-hallo!
Es sind endlich Sommerferien!!!
Ich denke mal, dass ich jetzt mehr Zeit zum Schreiben habe und daher auch mehr hochladen kann, wir werden sehen.
Wenn ihr irgendwelche Wünsche zu Oneshots habt, könnt ihr mir das gerne mitteilen. Ansonsten wünsche ich allen, die das hier lesen, schöne Ferien und genießt die freie Zeit!

Percy Jackson und Helden des Olymp OneshotsWhere stories live. Discover now