Kapitel 37~

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Runa POV (Zwei Wochen später)
Ich fühlte mich schwerelos, aber das Gefühl ließ langsam nach. Schmerzen in meinem Bein und meinem Kopf meldeten sich. Ein regelmäßiges, nerviges piepen nervte mich und ich wollte es abstellen, aber ich konnte mich kaum bewegen, mein Körper fühlte sich auf einmal so schwer an. Ich hörte Geräusche, jemand redete, aber ich konnte nicht verstehen, was. Ich wollte reden, die Augen aufmachen, aber es ging nicht, ich fühlte mich zu schwach. Es ging gar nichts, ich konnte nicht auf mich aufmerksam machen, dabei wollte ich es so sehr, wieso, wusste ich im Moment aber nicht. Irgendwann gab ich es auf, die Geräusche verstummten auch und ich versank wieder in Dunkelheit, aber immerhin verschwanden damit auch die Schmerzen.

Als ich das nächste Mal Geräusche um mich herum wahrnahm, war es schon viel klarer. Dadurch waren aber auch die Schmerzen präsenter. Ich versuchte meine Augen zu öffnen, aber es war so schwer. „Mama?“, fragte eine weibliche Stimme leise. Alles in mir schrie danach die Person, zu der die Stimme gehörte, in den Arm zu nehmen, aber mein Körper wollte mir nicht wirklich gehorchen. Angestrengt versuchte ich meine Augen zu öffnen und schaffte es tatsächlich. Noch etwas desorientiert schaute ich mich um und entdeckte Mila, die neben mir auf dem Bett saß. „Mama!“, rief sie lächelnd und ich lächelte ebenfalls. „Hey Schatz“, hauchte ich und sie schniefte leise. Kian stand neben dem Bett und hielt meine Hand. Noah und Milo standen etwas weiter weg und ich musste sagen, beide sahen ziemlich mitgenommen aus. „Hey“, hauchte ich und Milo kam näher. Er strich über meinen Kopf und ich lächelte. „Wie geht’s dir?“, fragte er mich. „Ich fühl mich erschlagen…und mein Bein tut so weh…“, antwortete ich wispernd und er sah mich mitleidig an. „Du hattest eine große, offene Wunde am Bein und der Knochen war gebrochen. Es wird also eine Weile wehtun und laufen kannst du erstmal auch nicht so ohne weiteres“, erklärte er mir und ich schluckte. Mila kuschelte sich an mich und ich fuhr ihr über den Rücken. Jetzt, da ich wach war, gehorchte mir mein Körper auch besser, aber ich war immer noch etwas träge.

„Wie lange war ich bewusstlos?“, wollte ich wissen. Milo sah Noah an und er seufzte. „Fast zwei Wochen“, antwortete Noah und ich keuchte erschrocken auf. Ich war fast zwei Wochen bewusstlos gewesen? Dann wunderte es mich nicht, dass Mila und Kian so erleichtert aussahen. „Ich geh mal den Arzt holen“, meinte Noah und verließ das Zimmer. Milo setzte sich auf den Stuhl neben dem Bett und hob Kian auf seinen Schoß. „Okay, was ist los, Milo?“, fragte ich ihn, denn ich merkte, dass er sich über irgendwas den Kopf zerbrach. „Lass uns später darüber reden“, meinte er und ich nickte. „Aber wir werden reden“, nahm ich ihm das Versprechen ab und er lächelte. Noah kam mit einem Arzt wieder und ich versuchte mich aufzusetzen. Milo half mir dabei und Mila kuschelte sich wieder an mich. Sie schien die ganze Zeit in meiner Nähe sein zu wollen, vielleicht hatte sie einfach Angst. Der Arzt untersuchte mich und fragte mich nach meinen Schmerzen, wie es mir ging und ob ich irgendwelche Gedächtnislücken hatte, aber das hatte ich nicht. Durch den Unfall hatte ich wohl eine Hirnblutung bekommen und es wäre möglich gewesen, dass ich dadurch Schäden davontrug, aber das war glücklicherweise nicht so. „Wann darf ich nach Hause?“, fragte ich den Arzt. Milo schmunzelte und Noah schüttelte lächelnd den Kopf. „Sie müssen leider noch ein paar Tage zur Beobachtung bleiben. Vergessen sie bitte nicht, dass sie knapp 2 Wochen im Koma lagen und fast gestorben wären“, antwortete er mir und ich seufzte. Ich hatte es befürchtet, hatte aber lieber nochmal nachgefragt. Ich bedankte mich und der Arzt ging wieder. Kian quengelte nun, weil er auch zu mir aufs Bett wollte, also setzte Milo ihn auf meine andere Seite. Zufrieden kuschelte Kian sich auch an mich und ich drückte meine Kinder glücklich an mich. Wir redeten noch eine Weile über belangloses, bis sie leider gehen mussten, da die Besuchszeit vorbei war, aber sie versprachen, morgen wiederzukommen.

Nach vier Tagen wurde ich endlich entlassen. Mir wurden starke Schmerzmittel verschrieben und ich hatte einen Rollstuhl bekommen, aufgrund meines Beines. Belasten konnte ich es kaum bis gar nicht, weil es sofort unerträglich schmerzte, deshalb auch der Rollstuhl und keine Krücken. Milo hatte sofort gesagt, dass er mich ins Obergeschoss tragen würde und ich kein Wort dazu sagen sollte, also hatte ich geschwiegen. Milo schob meinen Rollstuhl zum Auto, Mila und Kian liefen neben mir und Noah trug die Tasche mit meinen Sachen. Wir hatten noch nicht darüber geredet, was genau passiert war, als Liam mich erneut entführen wollte, aber ich beschloss heute Abend mit den Beiden zu reden, wenn Mila und Kian im Bett waren. Mich belastete es schon ein wenig, dass ich Liam getötet hatte, auch wenn ich es nicht zugeben wollte. Im ersten Moment war da nur die Erleichterung gewesen, weil er niemandem mehr etwas tun konnte, aber das rechtfertigte noch lange keinen Mord. Noah öffnete die Beifahrertür und Milo setzte mich vorsichtig auf den Sitz. Anschnallen tat ich mich selber und er verstaute den Rollstuhl zusammen mit meiner Tasche im Kofferraum. Dann setzte er sich zu Mila und Kian auf die Rückbank während Noah wieder hinter dem Lenkrad saß. Er fuhr vom Krankenhausparkplatz und ich schaute aus dem Fenster. Ich war so in Gedanken, dass ich erst nicht mitbekam, dass wir daheim waren, erst als Milo meine Tür öffnete schreckte ich aus meinen Gedanken.

Vorsichtig hob er mich aus dem Auto und setzte mich in den Rollstuhl. Noah öffnete bereits die Haustüre und wurde fast von Wuschel umgerannt, der bellend aus dem Haus rannte. Er rannte direkt zu mir und bellte aufgeregt. „Shh, ist ja gut, Wuschel. Beruhig dich, großer“, meinte ich sanft und kraulte ihn, so gut es ging. Aus seinem Bellen wurde ein Hecheln und er wurde ruhiger. Milo schob mich ins Haus und Wuschel wich mir nicht von der Seite. Flocke sprang auf meinen Schoß, als Milo mich in den Flur schob und ich streichelte sie. Im Wohnzimmer stellte Milo mich neben dem Sofa ab und Wuschel legte sich in sein Körbchen neben dem Kamin, aber er behielt mich im Auge. Flocke hatte sich auf meinem Schoß zusammengerollt und ich streichelte sie weiter. Mila und Kian kuschelten sich an Wuschel und schliefen schon bald ein. „Sie haben kaum geschlafen, seit dem Tag…“, murmelte Milo und ich sah ihn an. „Was ist genau passiert, Runa? Ich habe nur mitbekommen, was Mila mir erzählt hat, als sie völlig aufgelöst herkam.“ Ich schluckte und schaute auf Flocke, die leise schnurrte.

„Ich hatte ja nur mit Mila reden wollen, weil sie doch so verstört wirkte…auf einmal war Liam dann da…er richtete eine Waffe auf uns und hat gedroht zu schießen, wenn ich nach dir rufe, deshalb habe ich ihm erstmal gehorcht. Etwas weiter weg zwang er mich dann, Mila an einen Baum zu binden…das habe ich dann gemacht, wobei ich einen sehr lockeren Knoten gemacht habe…das hat er aber nicht gemerkt. Er hat mich dann zu einem Auto gebracht und mir seinen wunderbaren Plan unterbreitet und zwar, dass er vorhat mich irgendwo einzusperren und mit Drogen willig zu machen…er selbst hatte auch schon Drogen genommen…ich hatte einfach Angst…und…und wollte das nicht mehr…Mir war klar, dass es ewig so weitergehen würde, wenn Liam nicht starb, deshalb habe ich ihm ins Lenkrad gegriffen…und uns gegen einen Baum gelenkt…der Aufprall war allerdings nicht so stark wie gedacht, deshalb war er nicht einmal bewusstlos. Aber er war so wütend und hat gedroht mich umzubringen. Dafür hat er mich aus dem Auto gezerrt, mein Bein ist dabei so aufgerissen, denn es war eingeklemmt. Glücklicherweise hat er nicht gemerkt, wie ich ihm die Waffe geklaut habe…und dann…naja…ich hab ihn erschossen…es war eine Schutzreaktion…“, fasste ich zusammen und traute mich nicht Noah oder Milo anzusehen, aus Angst Verachtung in ihren Augen zu sehen. Milo ging vor mir in die Hocke und zwang mich ihn anzusehen. „Du brauchst keine Angst zu haben, vor gar nichts. Die Polizisten haben es als Notwehr eingestuft, was es ja auch war. Und ich bin furchtbar stolz auf dich, weil du trotz allem noch lebst und auch weiterleben möchtest“, sagte er fest und ich schluchzte leise. Er nahm mich in den Arm, was ich erwiderte. „Ich hoffe du kannst nun endlich dein Leben so leben, wie du willst“, murmelte er und ich hoffte es auch.

You are Mine, little Bird 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt