Kapitel 8~

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Runa POV
Ich wurde wach, weil Wuschel mir übers Gesicht leckte. „Wuschel, hör auf“, lachte ich und er hörte tatsächlich auf. Gähnend setzte ich mich auf und schwang die Beine aus dem Bett. Warum war mein Hals so trocken? Es tat richtig weh beim schlucken und meine Augen waren auch ein wenig verklebt. Verwirrt stand ich auf und mein erster Weg führte mich ins Bad. Ich wusch mein Gesicht und trank etwas, was meinem Hals guttat. Danach ging ich zurück ins Zimmer und stolperte fast über das kleine Kätzchen, welches neugierig das Zimmer erkundete, immer beobachtet von Wuschel. Schmunzelnd kraulte ich Wuschel kurz, bevor ich mich dann umzog. Danach hob ich das kleine Kätzchen vorsichtig hoch und trug es nach unten. Wuschel folgte uns. Das kleine Kätzchen miaute leise. Ließ es aber zu, dass ich es trug. Im Wohnzimmer ließ ich es wieder runter und Wuschel folgte dem kleinen in die Küche.

Noah und Milo saßen auf der Couch und sahen mich besorgt an. Fragend sah ich sie an. „Ist etwas?“, fragte ich die Beiden und setzte mich auf die andere Couch. Milo runzelte die Stirn. „Erinnerst du dich nicht?“ „Woran soll ich mich erinnern?“ „Du hattest heute Nacht einen Albtraum und hast wirklich Angst gehabt. Es hat eine Weile gedauert, bis du dich beruhigt hattest.“ Geschockt sah ich Milo an. Ich wusste wirklich nichts mehr davon. „Hab ich euch von dem Albtraum erzählt?“, fragte ich und die Beiden sahen sich an. „Es ist besser, wenn du es nicht weißt“, meinte Noah, aber ich musste es jetzt einfach wissen. Milo setzte sich seufzend neben mich und zog mich an sich. „Du hast wohl geträumt, dass Liam Wuschel, Noah, das Kätzchen und mich vor deinen Augen grausam gefoltert und getötet hat“, sagte er tonlos und ich keuchte auf. „Aber das wird nicht passieren, Runa! Er wird keinem von uns etwas tun!“, sagte er fest und ich klammerte mich an ihn. Langsam kamen die Erinnerungen an den Traum wieder und hilflos sah ich Milo an. „Runa, das wird nicht passieren, hörst du? Ich lasse nicht zu, dass das passiert!“, versicherte Milo mir und ich nickte nur schluchzend. Ich wollte ihm so gerne glauben, aber ich wusste leider auch, wozu Liam in der Lage war. „Warum hast du es ihr gesagt, Milo?“, fragte Noah und Milo sah ihn an. „Sie hätte uns damit nicht in Ruhe gelassen“, murmelte Milo und ich sah ihn an. „Schon okay, Milo. Ich komm damit klar“, wisperte ich und fuhr mir mit dem Ärmel übers Gesicht. „Du lügst“, meinte er und ich seufzte.

Wuschel kratzte an der Terrassentüre und sah uns vorwurfsvoll an. Schmunzelnd machte Noah die Türe auf und Wuschel verschwand nach draußen. Das Kätzchen wollte ihm folgen, aber ich schnappte es mir schnell. Protestierend miaute es, aber nur bis Wuschel wenig später wieder zurückkam. „Scheinbar haben die Beiden schon eine gute Bindung aufgebaut“, meinte ich und Wuschel setzte sich vor mich. Milo seufzte und ich wusste sofort, was er dachte. „Ich lenke nicht ab, Milo.“ „Doch, tust du, aber ich hoffe einfach, dass du mit uns redest, wenn es dich zu sehr belastet.“ Dankbar sah ich Milo an. „Ich hab auch dazu gelernt, Runa“, meinte er und ich lächelte. Noah rief zum Frühstück und wir gingen in die Küche. Wir frühstückten zusammen und danach fütterte ich Wuschel und das Kätzchen. „Wir müssen eh einkaufen heute, dann können wir auch direkt zum Tierarzt gehen“, meinte Noah und ich nickte. Ich legte Wuschel seine Leine an und hob das kleine Kätzchen hoch, nachdem ich in meine Schuhe und meine Jacke geschlüpft war. Noah fuhr, Milo saß neben ihm, Wuschel lag im Kofferraum und ich hatte das kleine Kätzchen auf dem Schoß. Es machte sich ganz klein und ich streichelte es beruhigend. Milo ging mit mir zum Tierarzt und Noah ging einkaufen.

Wir mussten ein wenig warten, bis wir dran waren, aber es war okay. Wuschel lag entspannt auf dem Boden, aber das kleine Kätzchen drängte sich an mich. Beruhigend streichelte ich es. Als wir aufgerufen wurden gingen wir in das Behandlungszimmer und ich setzte das Kätzchen auf den Tisch. Sofort versuchte es runterzuspringen, aber ich hielt es sofort wieder fest. Milo begrüßte die Tierärztin, die sich als Sophie Skye vorstellte. Sie war wirklich freundlich und kümmerte sie gut um das Kätzchen. „Wo haben Sie das Kätzchen denn her, wenn ich fragen darf?“ „Mein Hund hat es gestern im Schnee gefunden. Die Mutter und die Geschwister sind alle erfroren.“ Traurig sah sie mich an. „Das passiert leider, aber immerhin hat eines überlebt. Und es ist wirklich gesund.“ Erleichtert atmete ich auf. „Was hat es für ein Geschlecht?“, fragte ich und sie sah nach, aber das mochte das kleine gar nicht. „Es ist ein Mädchen“, antwortete Sophie mir und setzte das Kätzchen wieder ab. Beleidigt kam das Kätzchen zu mir und ließ sich von mir kraulen. Ich schmunzelte. „Da sie sie gefunden haben kann ich allerdings nicht sagen, wie alt sie ist und somit kann ich sie leider weder impfen noch chippen. Dafür sollten sie dann in 6-8 Wochen nochmal einen Tierarzt aufsuchen“, erklärte sie uns noch und ich nickte. „Danke, dass sie sich das Kätzchen angeschaut haben.“ „Das ist mein Job und ich mache das wirklich gerne.“ Ich lächelte und hob das Kätzchen hoch.

Wir gingen wieder und Noah wartete bereits auf uns. „Und, alles okay?“, fragte er und deutete auf das Kätzchen. „Jepp, sie ist kerngesund“, antwortete ich und stieg ein. Das Kätzchen rollte sich auf meinem Schoß zusammen und ich kraulte es, während ich über einen Namen nachdachte. „Ich glaube ich nenne es Flocke“, meinte ich und sie miaute. Scheinbar gefiel ihr der Name. Wuschel lag neben mir auf der Rückbank und ich kraulte ihn. Als wir heimkamen ging ich erstmal nach oben um mir etwas gemütlicheres anzuziehen. Aber als ich in mein Zimmer trat knurrte Wuschel plötzlich und besorgt sah ich ihn an. Was hatte er plötzlich? Auf meinem Bett lag ein Umschlag, auf dem mein Name stand. Ich erstarrte, denn ich kannte die Schrift. Entsetzt stolperte ich zurück, ließ Flocke fast fallen, drückte sie aber dann an mich. „Runa? Was ist?“, fragte Milo und trat neben mich. Wuschel knurrte immer noch und ich sah Milo ängstlich an. „Runa, rede mit mir, was ist los?“ „Der Umschlag…das…das ist Liams Schrift…“ Milo fluchte und rief nach Noah. „Wuschel, beruhig dich“, bat ich, aber er knurrte weiter. „Was ist denn hier los?“, fragte Noah und Milo zwang mich, mich auf das Bett zu setzen.

Mein Blick lag auf dem Umschlag und ich griff danach. „Runa, du weißt nicht was drin ist“, meinte Milo. „Wenn ich ihn nicht aufmache, werden wir es aber auch nicht herausfinden“, erwiderte ich und öffnete den Umschlag zögerlich. Darin befanden sich Fotos, einige Fotos, von mir in verschiedenen Situationen. Erschrocken ließ ich die Bilder fallen und presste mir eine Hand auf den Mund. „Ganz ruhig, Runa. Es ist alles okay, Liam ist noch im Gefängnis“, meinte Milo und ich schüttelte den Kopf. „Nein…nein…er wird ausbrechen…er hat es doch gesagt…er wird ausbrechen…“, schluchzte ich und er nahm mich in den Arm. Noah steckte gerade sein Handy wieder ein. „Liam ist noch im Gefängnis, er ist nicht ausgebrochen, also kann der Brief nicht von ihm in dein Zimmer gelegt worden sein“, erklärte er und Milo atmete erleichtert auf. Wuschel sprang zu mir aufs Bett und hatte ein Stück Papier im Mund. Zögerlich nahm ich es und faltete es auf. Schluckend fing ich an den Brief zu lesen.

Liebe Runa,
Wie du siehst habe ich dich umfassend beobachten lassen. Schon seit einiger Zeit kenne ich jeden deiner Schritte. Aber mach dir keine Sorgen, es war alles nur zu deiner Sicherheit. Bald wird das aber nicht mehr nötig sein. Der Tag meines Ausbruchs kommt immer näher, es ist bereits alles vorbereitet. Du kannst auch gerne dem Freund deines Bruders sagen, dass sie nichts gegen meinen Ausbruch tun können. Ich werde dich zurückholen und dann wird uns niemand mehr trennen, mach dir da mal keine Sorgen.
Liam




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Wer meine andere Geschichte gelesen hat, dem fällt vielleicht etwas auf. Schreibt gern in die Kommentare, ob es euch aufgefallen ist ;)
Eure Kiki^^

You are Mine, little Bird 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt