Eiskalt abserviert

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Emilia bekommt starkes Herzklopfen, als der unbekannte Typ furchtlos die Piste herunter rauscht. Der vorherige Teilnehmer hatte ja schon einiges auf dem Kasten, aber dieser Kerl hier sprengt jede Skala. Daher holt die Aschblonde ihr Handy hervor, um diesen historischen Moment für immer auf Video festzuhalten. Wow...was für eine spektakuläre Schraube er eben gedreht hat. Mit solch einem mächtigen Videobeweis, kann sie später bei ihren Freundinnen so richtig angeben. Langsam sollte sich Emilia überlegen wie sie ihn am besten ansprechen soll. Es wird nicht mehr lange dauern, bis er das Ende der Piste erreicht hat. Sie findet sich nicht gerade hässlich und ihr Vorbau kann sich auch sehen lassen. Leider liegt es ihr nicht so gut mit dem anderen Geschlecht zu kommunizieren. Daher muss sie sich ihre Worte oft schon zurecht legen.

Gleich ist es soweit. Der Typ mit den eisblauen Augen hat das Ende erreicht. Emilia kneift leicht ein Auge zu, da sie bei seiner punktgenauen Landung etwas Schneegestöber abbekommt. Wie erfrischend! Das holt gleich ihre Lebensgeister wieder zurück. „Wahnsinn, wie krass dieser Typ drauf ist..." Anhand seiner Leistung, hat er auch eine dementsprechende große Fangemeinde. Emilia muss den Ansturm erstmal abwarten. Sonst wird sie in der Menge untergehen und niemals seine Aufmerksam bekommen. „Du hast es geschafft, Grusha! Der hatte keine Chance gegen dich." Emilia klingeln die Ohren. Hat sie da gerade seinen Namen aus dem Wirrwarr herausgehört? Er zuckt nur lediglich mit den Schultern. „...Ja...kann schon sein...", antwortet er schroff.

Kurz danach beginnt sich die Menge aufzulösen. Los jetzt, das ist ihre Chance mit ihm persönlich zu reden. Die Aschblonde streicht sich nochmal ihr Haar zurecht, holt tief Luft und geht dann auf ihn zu. „Hi!", sagt sie selbstbewusst und lächelt ihn an. Anders als bei ihrer ersten Begegnung, antwortet er diesmal. „...Was ist?" Wow – was für eine schroffe Antwort. „Nichts besonderes. Ich hab dich nur die Piste herunter rauschen sehen." Er steckt seine Hände in die Jackentaschen. „...Und...?"
„N...Naja...ich..." So ein verdammter Mist! So hat sich Emilia das Gespräch aber nicht vorgestellt. „....Ich bin Emilia", improvisiert sie. „Und du bist...Grusha, richtig?"

Für einen kurzen Moment scheint so etwas wie Verblüffung in seinen Augen aufzublitzen, doch es verschwindet genauso schnell wieder, wie es gekommen ist. „...Was willst du?" Wie unhöflich! Er hat ihre Frage nicht einmal beantwortet. „Nun ja, ich bin hier auf Urlaub und will eine Wanderung auf dem Montanata machen. Wollen wir uns vielleicht mal treffen und zusammen was essen gehen?" Sie trifft auf Schweigen. Grusha steht einfach nur da und sieht sie an. Das macht Emilia so richtig nervös. „...Kein Interesse...", antwortet er nach einer gefühlten Ewigkeit und dreht ihr kalt den Rücken zu.
Was für ein krasser Korb! Mit einer Ablehnung hat sie mal so gar nicht gerechnet. „...Okay....", sagt sie völlig geistesgegenwärtig und mehr zu sich selbst. Grusha hat sich schon ein Stück von ihr entfernt. „H...hey, warte doch mal." Sie geht ihm nach. „...Kann ich dann wenigstens ein Autogramm haben, oder so?"

„...Geh dir eins im Souvenirshop holen..." Grusha hat sich nicht einmal die Mühe gemacht stehenzubleiben. Emilia sieht ihm absolut ungläubig hinterher. Eiskalt abserviert. Sowas hat sie auch noch nicht erlebt. „...Krass...was für ein unsensibler Eisklotz..." Mit solch einer kaltherzigen Person kann sie nicht umgehen. Aber welchen Souvenirshop hat er gemeint? Emilia hat keinen gesehen. Nach einer kurzen Nachfrage, hat sie den besagten Laden dann schnell gefunden. Heiliger Strohsack! Wie konnte sie das fette Teil nur übersehen? Der Schuppen ist nicht gerade klein. Obwohl ihre Laune in den Keller gesunken ist, entscheidet sich Emilia dazu hinein zu gehen. Vielleicht findet sie etwas schönes für ihre Mutter oder für ihre beste Freundin, wo sie mitbringen könnte. Zumindest hat Grusha nicht gelogen. Direkt an der Kasse, kann man Autogrammkarten für ein bisschen Kleingeld erwerben.

Sie zögert, kauft sich nach langem überlegen dann aber doch eine. Nach einer kurzen Shoppingtour kommt sie dann nur mit der Autogrammkarte, ein paar Flauschsocken und einem Schlüsselanhänger heraus. Normalerweise geht die Aschblonde gerne einkaufen. Doch sie kann noch immer nicht glauben, dass dieser Eisklotz ihr wirklich einen Korb gegeben hat. „Also wirklich, unglaublich..." Sie ärgert sich darüber, kann aber nichts machen. Allmählich beginnt es zu dämmern. Zeit in die Unterkunft zu gehen. Dort legt sie ihre Einkäufe unachtsam auf dem Schreibtisch ab und geht sich etwas zu Essen bestellen. Während sie auf ihre Bestellung wartet, überlegt sich Emilia, was sie morgen denn machen soll. Sollte sie sich vielleicht erst einmal die Gegend anschauen, oder gleich den Montanata besteigen?

Lange kann sie nicht darüber nachdenken, denn der Lieferservice hat sie soeben aus den Gedanken gerissen. „Danke", sagt sie stumpfer als beabsichtigt. Nein – sie sollte ihren Ärger über Grusha wirklich nicht an anderen auslassen. Höchstwahrscheinlich sieht sie diesen Hohlkopf eh nie wieder. Was also soll's, nur weil sie einmal einen Korb bekommen hat. Vielleicht ist es auch die Strafe, weil sie in der Vergangenheit viele andere Jungs in die Freundschaftszone gepackt hat. Zumindest kann sich die Aschblonde nicht über das Essen beschweren. Es ist wirklich gut. Da lassen sie sich in Paldea wirklich nicht lumpen.

Natürlich sind die Malasadas auf dem Lanakila und das Curry in Freezedale auch sehr gut gewesen. Emilia könnte nicht einmal sagen was ihr persönlicher Favorit wäre. So lässt es sich zumindest gut leben. Das Abendessen war frisch zubereitet und nun ist es frisch verfuttert. Gleich im Anschluss freut sie sich auf eine heiße Dusche. Natürlich wäre ihr eine Badewanne lieber gewesen, aber man kann eben nicht alles im Leben haben. So ist das nun einmal. Frisch geduscht kuschelt sich Emilia in das Bett hinein.

Die Bettwäsche riecht herrlich frisch gewaschen und lädt zum wohlfühlen ein. Emilia nimmt ihr Handy und schaut sich nochmal das Video von Grusha an, das sie heute von ihm gemacht hat. Auch wenn er ein kaltherziger Vollidiot ist, kann sie damit trotzdem vor ihren Mädels angeben. Wie auch immer. Sie legt das Mobiltelefon wieder weg und putzt sich noch rasch die Zähne, bevor sie sich schlafen legt. Der morgige Tag kann kommen. Da wird sie definitiv in das Restaurant nahe der Piste gehen, um zu frühstücken. Was der morgige Tag für sie bereit hält? Emilia wird sich auch diesmal überraschen lassen.


Eiskalt erwischt (Abgebrochen)Where stories live. Discover now