Auf in ein neues Abenteuer

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Es ist ein wunderschöner Tag draußen. Die Sonne scheint und die Blumen blühen. Emilia kontrolliert zum letzten mal, ob sie auch wirklich alles eingepackt hat. „Sehr gut! Diesmal bin ich mir absolut sicher nichts vergessen zu haben." Die junge Frau hat ihre Reisetasche zehnmal ausgepackt und wieder eingeräumt. Immer und immer wieder hat sie überprüft, ob sie noch etwas vergessen hat. Doch diesmal ist sie absolut perfekt vorbereitet. Das wird der beste Kurzurlaub aller Zeiten. Nichts kann sie aufhalten. „Emilia?" Ihre liebe Mutter hat sie gerufen. „Ich komme gleich, Mom!" Schnell stopft sie noch ihre Geldbörse in ihre Reisetasche und kommt dann herunter. Besonders glücklich sieht Christa wirklich nicht aus. „Es gefällt mir nicht, dass du nach Paldea fliegst. Musst du ausgerechnet den Montanata besteigen?"

Immer wieder dieselbe Leier von ihr. „Fang nicht wieder damit an, Mom. Du weißt ganz genau, dass ich mich wochenlang auf diesen Urlaub gefreut habe. Ich liebe die Berge einfach. Außerdem war ich schon auf dem Mount Lanakila und hab mich ganz alleine in Freezedale herumgetrieben. Mach dir nicht immer so viele Sorgen, es wird schon nichts passieren." Christa stöhnt einmal ziemlich laut. „Wahrscheinlich hast du Recht. Du hast schon deutlich schlimmere Gegenden erkundet." Emilia war gerade einmal sechzehn Jahre alt, wo sie den Mount Lanakila erklommen hat. Nun wird sie bald einundzwanzig. Diesen besonderen Geburtstag will sie unbedingt auf dem Montanata feiern. Und zwar mit einem Foto und der Spezialität, die es dort geben soll. „Na komm, ich fahre dich zum Flughafen. Sonst verpasst du deinen Flieger noch."

Anscheinend hat es Christa begriffen. Zweieinhalb Stunden später winkt Emilia ihrer Mutter ein letztes mal aus dem Flugzeug zu. Sie hat bittere Tränen geweint, da sie ihre Tochter ziehen lassen muss. Was für eine Dramaqueen! Sie tut ja gerade so aus, als ob sie ihr geliebtes Kind nie wieder sehen wird. Dabei ist Emilia doch nur ein paar Tage weg. Nach dem Start der Maschine ist keine halbe Stunde vergangen, wo sie auch schon von Nachrichten bombardiert wird. Sie soll sich bloß warm anziehen und zwei Schals tragen. Doppelt genäht hält besser. Dieses Sprichwort hat sich Emilia schon sooft anhören dürfen. Auch wenn es ihre Mutter nicht böse meint. Manchmal nervt sie schon ein wenig mit ihrer Überbehütung. Seit ihr Vater vor fünf Jahren gestorben ist, wurde es so richtig schlimm.

Emilia liebt ihre Mutter – keine Frage. Nur manchmal kann sie wirklich extrem anstrengend sein. Verdammt nochmal, sie ist doch kein kleines Kind mehr. Sie kann selbst auf sich aufpassen. Bevor es in wenigen Stunden wirklich ernst wird, macht die Aschblonde noch etwas die Augen zu. Immerhin will sie ausgeruht sein wenn sie frisch in Paldea ankommt. Emilia muss während des Flugs eingeschlafen sein, denn die freundliche, leicht raue Stimme des Piloten hat sie soeben aus ihrem Traum gerissen.

Vor lauter Aufregung kann die junge Frau beinahe nicht still sitzen. Da bleibt ihr im Landeanflug leider nichts anderes übrig. Der kleine Ruck symbolisiert, dass sie die Landebahn erreicht haben und der Flieger nur noch ausrollen muss. Emilia hat es geschafft. Sie ist tatsächlich in Paldea gelandet! Das erste was sie nach dem Ausstieg macht, ist ihre Mutter anzurufen. Sonst bekommt Christa am Ende noch einen Herzanfall. „Ich bin gut angekommen, Mom. Ich lass mich jetzt zum Montanata fahren und gehe dort in die Herberge einchecken. Ich melde mich heute Abend wieder. Bis dann." Das war ein kurzes Gespräch gewesen. Emilia setzt ihre Reisetasche auf und winkt einem Taxi zu. Von dem lässt sie sich zur richtigen Adresse bringen.

„Danke! Ich wünsche noch einen schönen Tag." In der Herberge angekommen, geht Emilia erst einmal den Schlüssel für das reservierte Zimmer abholen. Das schicke Einzelzimmer ist schlicht, aber sehr schön eingerichtet. Ein gemütliches Bett mit einem Beistelltisch, eine kleine Kommode, ein Schreibtisch mit einem Stuhl und ein imposanter Kleiderschrank. Mehr braucht man nicht. Das angrenzende Badezimmer enthält eine Toilette, eine Dusche und ein Waschbecken. Fertig! Mehr muss ein Badezimmer nicht haben. Jetzt braucht Emilia aber ein bisschen Action. Heute kann sie eh nicht mehr viel machen, also will sie sich zumindest einmal die Piste ansehen. „Brrr...ganz schön frisch hier..." Sie zieht ihren Schal enger und setzt sich Ohrenschützer auf. Von der Herberge aus ist die Piste nicht mehr weit. Dort scheint große Aufregung zu herrschen. Vielleicht findet gerade ein Wettkampf statt?

Emilia will sich das mal aus der Nähe ansehen. Gerade rauscht Jemand ohne Rücksicht auf Verluste die Schneepiste herunter. Wow – sie ist beeindruckt! Solchen Mut würde die Aschblonde niemals aufbringen. Emilia würde sich selbst nicht gerade als Feigling bezeichnen. Doch in manchen Dingen nimmt sie lieber Reißaus, als sich dem zu stellen. Eigentlich hat sie sich nie groß für Wintersport interessiert. Trotzdem sind solche Kunststücke schön anzusehen. Emilia will noch näher an die Piste heran. Doch als sie um die Ecke gehen will, wäre sie fast in eine andere Person gelaufen. „...Oh, tut mir...-" Sie verstummt.

Ein junger Mann, starrt sie aus seinen kalten, eisblauen Augen an. Sein ebenso eisblaues Haar ist hinten zu einem Halbdutt zusammengeknotet worden. Seine gelbliche Winterjacke sieht sehr flauschig und warm aus. Hände und Füße sind dick eingepackt und sein rotblau gestreifter Schal hat seine untere Gesichtshälfte verdeckt. Außerdem ist er einen Kopf größer als sie. „Oh, tut mir Leid! Ich stehe total im Weg." Der junge Mann antwortet nicht, sondern geht kommentarlos an ihr vorbei. Emilia dreht sich um und sieht ihm nach. Sie beobachtet ihn, wie er sich dem Skilift nähert und sich von diesem nach oben tragen lässt. Emilia errötet. „...Ist der süß...den muss ich unbedingt nach ein Date fragen..." Hastig eilt Emilia auf den Schauplatz, um ihn immer im Auge behalten zu können. Endlich ist er oben angekommen. Leider kann man nur mit dem Fernglas erkennen, dass er dort oben auf sein Snowboard steigt. Emilia schmunzelt. Ob er auch so gut fährt wie er aussieht? Sie wird sich einfach mal überraschen lassen.


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