11. Kapitel

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Die Wochen und Monate verstrichen und schließlich kam der eine Tag, auf den Karina so begierig hin gefiebert und Samire sich davor gefürchtet hatte: Es war der zehnte Mai, der Beginn der Reise nach Aternis!

Als Samira in der Schule ankam, begrüßte sie ihre Freundin mit einer Umarmung. Dabei drückte sie ihr unbemerkt etwas in die Hand.

„Was ist das?", fragte Karina verwundert. Sie öffnete ihre Hand vorsichtig. „Ein Schlüssel?"

Samira nickte nur trübsinnig. „Falls ich nicht wieder zurückkommen sollte, steht ein Zettel in der Küche, was dann zu tun ist."

„Du möchtest in Aternis bleiben?", fragte Karina niedergeschlagen. Wenn das wirklich wahr sein sollte, dann wäre sie nach der Reise schon wieder alleine! Karina seufzte. Wie es schien, kamen und gingen wohl ihre Freunde.

Samira sah Karina an. Schließlich antwortete sie: „Es geht nicht darum, was ich möchte." Sie brach den Blickkontakt ab und sah in die Ferne. „Am liebsten würde ich natürlich wieder zurück hierher zurück nach Patia."

„Aber?", hakte Karina nach.

Nun sah Samira ihre Freundin doch nochmal an. Dabei meinte Karina, Samiras Augen glitzern zu sehen. „Aber", fuhr die Brünette schließlich fort. „manchmal hat man eben keine Wahl." Damit wandte sie sich vollständig ab.

Karina musste daran denken, was Emine ihr erzählt hatte. Von Samira wurde viel verlangt. Ihr Vater ist tot.

Ihre Gedanken wurden von einem lauten Schreien unterbrochen.

„Was!?", rief Zynthia.

Alle drehten sich zu ihr um.

Nun kamen auch Frau Kyriaki und Herr Orell dazu. „Tja, wenn du im Unterricht aufgepasst hättest", wandte die Lehrerin ein. „dann wüsstest du, warum wir den Zug und danach die Kutsche nehmen, und keinen Flug!" Dabei schaute sie Zynthia vorwurfsvoll an.

Diese schnaubte nur. „Ich werde auf keinen Fall in so eine schäbige Kutsche steigen! Und den Zug könnt ihr doch wohl vergessen! Ihr könnt ja machen, was ihr wollt, aber Olkrim und ich nehmen den Flug!"

Jetzt mischte sich auch Samira in das Gespräch ein: „Dann viel Spaß", wünschte sie ironisch.

Zynthias Kopf rauschte zu ihr. „Was willst du bitteschön?", fragte sie angewidert.

Samira tat so, als hätte sie das gar nicht gehört. Stattdessen erklärte sie: „Du kommst mit der Bahn – oder mit dem Flugzeug – vielleicht durch Patia, bis zu Aternis' Grenze. Jedoch kommen diese Verkehrsmittel nicht weiter." Frau Kyriaki nickte zustimmend. Samira fuhr fort. „Wie auch schon in den Vorträgen gehört, ist Aternis – von der Technologie her – kein weit entwickeltes Land. Autos, Bahnen und auch Flugzeuge gibt es dort nicht. Und zu der Kutsche: Sie wird alles andere als schäbig sein! Sie wird prachtvoll und deinen Maßstäben entsprechend sein."

„Woher willst du das wissen?", fuhr Zynthia sie an.

Samira zögerte kurz. Doch schließlich antwortete sie: „Weil ich sie schon einige Male gesehen habe." Bevor irgendjemand dazu noch etwas erwidern konnte, wand sie sich wieder ab und ging zu Karina.

Nun klatschte Frau Kyriaki einige Male in die Hände, um die Aufmerksamkeit der ganzen Klasse zu bekommen. Daraufhin erklärte sie, dass Herr Orell und sie selbst die Begleiter dieser Reise waren und welche Regeln es zu beachten gab. Danach machten sie sich endlich auf den Weg.

Nachdem sie mit dem Zug bis zur Endhaltestelle gefahren waren, stiegen sie aus und lief zu Fuß, was etwa zehn Minuten dauerte, zur Grenzkontrolle. Dort sollten sich alle Schüler in eine Reihe aufstellen. Karina und Samira waren einige der letzten.

Hinter der GrenzeWhere stories live. Discover now