4. Kapitel

4 2 0
                                    

Zwei Wochen später besuchte Samira Karina zu Hause. Sie war bisher noch nie bei ihr gewesen. Schon gleich, als sie bei ihr ankam, fühlte sie eine wohlbehaltene Wärme in sich aufsteigen.

Auf dem Weg hierher, hatte sie gesehen, wie überall in der ganzen Stadt schon Spinnenweben und Skelette angehängt wurden. Wie Karina ihr neulich erklärt hatte, waren dies die Vorbereitungen für die Halloween-Nacht. Obwohl Samira noch immer nicht verstand, warum die Menschen sich freiwillig erschrecken und gruseln lassen. Und warum sie all diese Vorbereitungen treffen, nur für eine einzige Nacht, die auch nur für ein paar Stunden geht?

Kopfschüttelnd trat Samira vor das Gartentor und betätigte die Klingel.

Sie musste auch gar nicht lange warten, da öffnete sich auch schon die Haustür und Karinas rote Haare mitsamt ihrem Kopf lugten dort hervor.

„Komm rein" Sie machte eine Geste und winkte sie zu sich. „Du musst einfach nur den Knauf drehen"

Samira tat gesagtes. Das Gartentor öffnete sich mit einem leisen quietschen. Das Mädchen schlüpfte hindurch und schloss es hinter sich wieder.

Sie ging den zwanzigmeter-Weg entlang, bis zu der Haustür, wo Karina sie auch schon erwartete. Dort angekommen, nahm Karina sie in den Arm.

„Schön, dass du da bist!" Sie löste sich von ihr. „Komm doch rein." Damit ging sie Zorn Seite und ließ Samira ins Haus eintreten.

Samira sah sich um. Dieses Haus war anders, als sie es bisher gewohnt war. Es war kleiner, unordentlicher. Und doch hatte es so eine heimliche und gemütliche Atmosphäre, wie nirgends sonst.

Die Mädchen kamen ins Wohnzimmer.

In der angrenzenden Küchennische, die an das Wohnzimmer grenzte, bereitete Karinas Mutter noch etwas zu. Samira konnte nicht genau sagen, was es war. Auf jeden Fall roch es gut.

Die Frau hatte, genauso, wie ihre Tochter, feuerrotes Haar. Jedoch waren diese nicht so lang, wie bei Karina, sondern sie trug sie als Bob. Auch ihre Augen waren nicht grün, sondern braun.

Als sie Samira sah, lächelte sie ihr zu. „Du bist also Samira, ja?" Die Frau checkte das Mädchen von oben bis unten ab. „Hübsches Mädchen, das muss man sagen... Du kannst mich übrigens Cora nennen."

„Meine Eltern sind gleich weg.", wandte sich Karina an ihre Freundin. „Dann sind wir alleine und haben unsere Ruhe." Damit streckte sie ihrer Mutter die Zunge heraus.

Diese lächelte ihr nur zu. „Ja, sie hat recht. Wir sind bei einem Geburtstag eingeladen. Also habt ihr gleich Sturmfreie Bude!"

Samira blickte Karina fragend an. Sie verstand Pattisch eigentlich ohne Probleme. Jedoch gab es hin und wieder doch mal einen Begriff, der ihr nicht geläufig war.

Karina lehnte sich zu ihr herüber und flüsterte: „Das heißt, dass wir gleich das Haus für uns haben."

Samira nickte. „Danke"

„Na, was tuschelt ihr zwei denn da?", fragte Cora neckend. Ihre Stimme klang warm. Sie erinnerte Samira an einen schönen Sommertag. Sie war der Stimme von Karina sehr ähnlich, die einer leichten Sommerbriese ähnelte. Allerdings war Coras Stimmer noch intensiver.

Karina zuckte unschuldig mit den Schultern, als sie mit Engelsstimme antwortete: „Gar nichts"

Cora lachte kopfschüttelnd.

Karinas Mutter klapperte noch kurz etwas in der Küche, bevor sie sagte: „Karina, mein Schatz, ich habe für euch Kekse gemacht. Ihr könnt sie nachher ja mal herausholen, wenn ihr Appetit habt."

Karina nickte. „In Ordnung, Mutti. Machen wir." Sie sah zu Samira, die ebenfalls zustimmend nickte.

„Und?", fragte Karinas Mutter. „Was habt ihr so vor?"

Hinter der GrenzeWhere stories live. Discover now