XI

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"Aber, ich habe dir doch bestimmt schon genug Umstände gemacht."

Erwiderte Namjoon zögerlich und versuchte seine Frage, ob er denn woanders hingehen konnte, dabei zu umgehen - wenn auch nicht sehr gekonnt - und richtete seinen Blick wieder auf Jimin.

Er wusste nicht so recht, wie er ihn einschätzen sollte. Namjoon spürte doch deutlich, dass der andere Angst vor ihm hatte. Wieso also wollte Jimin trotzdem das er blieb? So sehr er sich auch bemühte, er konnte es einfach nicht nachvollziehen.

Jimin schüttelte hektisch mit dem Kopf. „Nein, das tust du nicht!"

Ob es aus Nervosität oder Unbehagen geschah, konnte Namjoon nicht so recht deuten, als der Rothaarige seinen Kopf senkte. Leicht nach vorne gebeugt, die Arme ausgestreckt, saß er da und stützte sich mit den Händen auf den Knien ab, ehe er nach einem kurzen Moment des Schweigens mit ruhiger Stimme fortfuhr.

„Ich bitte dich, sei wenigstens noch über Nacht mein Gast. Ich helfe gerne anderen und, naja... ich möchte mich irgendwie bei dir revanchieren. Du hast mir schließlich auch geholfen, als diese Typen auf mich losgehen wollten."

Namjoon kratzte sich nachdenklich am Kopf. Das klang ja alles irgendwie nachvollziehbar und logisch, aber andererseits wäre sein Gastgeber ohne ihn gar nicht in diese missliche Lage gekommen...

„Bist du dir sicher? Ich meine, es war ja meine Schuld, dass sie dich überhaupt angreifen wollten und ich möchte dir wirklich keine Umstände bereiten." Er deutete ein schiefes Lächeln an, was Jimin sogleich mit einem warmen Lächeln sanft erwiderte.

„Nein, das hast du nicht. Es war allein meine Entscheidung. Ich habe mich ungefragt eingemischt und das war ihre Reaktion darauf. Also bitte, nimm mein Angebot an und bleib hier." bat Jimin ihn erneut mit etwas mehr Nachdruck in der Stimme.

Dieser Jimin war wirklich ein Rätsel für sich. Die Angst, die den Rothaarigen anfangs wie ein undurchdringlicher Nebelschleier umgeben hatte, war mit der Länge ihres Gespräches immer mehr von ihm abgefallen, bis nur noch ein schaler Rest von dieser in der Luft vor sich hin waberte. Auch seine anfängliche Nervosität schien mit der Zeit geschrumpft zu sein: wo Jimin anfangs keine Sekunde ruhig sitzen und sich entspannen konnte, saß er nun einigermaßen gelassen da und zupfte nur noch ab und zu unruhig mit seinen Fingern am Saum seines Pullis herum.

Gewöhnte er sich etwa an seine Anwesenheit? Falls ja, dann war das das Letzte, was Namjoon erreichen wollte.

Doch... musste er sich auch eingestehen, dass ihm eine warme und trockene Bleibe für die Nacht gewiss nicht schaden würde. Ob er wollte oder nicht, würde er noch für längere Zeit an diesem befremdlichen Ort verweilen müssen, ehe er wieder zurück in seine Heimat kehren konnte.

„Also schön." gab der Dunkelhaarige zögerlich von sich. „Wenn du wirklich darauf bestehst, dann nehme ich dein Angebot dankend an. Aber nur für diese Nacht!" fügte er schnell noch hinzu, nicht das sein Gastgeber noch auf andere Gedanken kam.

„Wirklich?!" rief der Kleinere vor Freude, ehe er sich verlegen räusperte und in einer bewusst kontrollierten normalen Geschwindigkeit und Tonhöhe weitersprach. „Ich meine, es freut mich, dass du mein Angebot annehmen willst und eh- frage mich, ob du... etwas zu Essen möchtest?"

Was Essbares klang tatsächlich gar nicht Mal so schlecht, weshalb Namjoon bejahend nickte. „Ja bitte." Theatralisch ausgedrückt starb er gerade vor Hunger – und Jimin ging es da nicht anders. Schnell verstaute er wieder alles in den kleinen Erste Hilfe Kasten und verstaute ihn wieder an seinen rechtmäßigen Platz im Bad unter dem Waschbecken, dann machte er sich in der Küche daran ihnen auf die Schnelle ein paar Ramen zu kochen.

Neugierig, wie es eigentlich seine Natur war, fragte er ihn: „Sag Mal, woher kommst du eigentlich? Versteh mich bitte nicht falsch, aber du machst auf mich nicht gerade den Eindruck, als würdest du von hier sein." Während er die erste Packung aufriss und die Tüte mit dem Pulver in einen Kochtopf voller Wasser schüttete.

„Woher ich komme?" wiederholte sein Gast die Frage und musste kurz darüber nachdenken, ehe er ihm ungenau antwortete: „Von weit her. Ich glaube nicht dass dir das Dorf, aus dem ich stamme, etwas sagen wird."

„Meinst du? Naja, vermutlich hast du Recht. Ehrlich gesagt kenne ich auch nur diese Stadt, und ein paar der umliegenden Ortschaften. So oft unterwegs bin ich dann auch wieder nicht..."

„Kommst du von hier?" erkundigte sich Namjoon nun bei ihm. Natürlich nur aus reiner Höflichkeit.

„Ich? Kann man so sagen, ja." Antwortete Jimin ihm ebenso ungenau, wie er es selbst getan hatte.

„Hmm..." Was könnte er noch über ihn in Erfahrung bringen? Nicht als ob es ihn wirklich interessieren würde, doch er wusste gern mit wem genau er es zu tun hatte – vor allem an diesem Ort. „Lebst du ganz alleine hier?"

Der Rotschopf seufzte schwer. Es schien, als habe er damit einen wunden Punkt getroffen. „Leider ja. Früher hat noch ein Freund von mir hier gewohnt, aber seit er – wie er es nennt - die Liebe seines Lebens getroffen hat, ist er ausgezogen, um mit ihr eine gemeinsame Wohnung zu beziehen und für eine Katze fehlt mir leider das Geld... irgendwann vielleicht."

Mit einem leisen Platsch landeten ein paar weitere Zutaten, die Jimin nebenbei klein geschnitten hatte, im Kochtopf. Ein paar Gewürze zum Verfeinern des Gerichts später und schon lief Namjoon alleine beim Geruch, der sich schleichend in der Wohnung ausbreitete, das Wasser im Mund zusammen. Selbst sein Magen machte sich vor Unzufriedenheit inzwischen bei ihm bemerkbar, indem er sich selbst vor Hunger zusammenzog. Oh Mann,... wie lange würde es wohl noch dauern, bis sie endlich essen konnten?

Er lachte leicht. „Es gibt viele niedliche Katzen, die auf der Straße leben, aber du holst dir lieber einen verletzten Fremden ins Haus." Als wäre die ganze Situation nicht schon merkwürdig genug, fand er die Vorstellung, zumindest für eine Nacht sowas wie ein 'Katzen-Ersatz' für ihn zu sein, irgendwie amüsant.

„Scheint so." gab Jimin schmunzelnd von sich und schaltete mit einem leisen 'Piep' die Herdplatte aus, ehe er endlich verkündete: „Essen ist fertig. ~ Ich weiß ja nicht wie es dir geht, aber ich sterbe gleich vor Hunger!"

Schnell war der Inhalt des Kochtopfes auf zwei Schüsseln aufgeteilt, stellte er diese, eine nach der anderen, auf den kleinen Esstisch hinter sich ab. „Kommst du? An dem Tisch können wir besser essen."

×

Omg... gefühlte (und bestimmt auch echte) Jahre später habe ich endlich Mal wieder die Zeit gefunden, um an dieser Geschichte weiterzuschreiben!

Seit gestern Abend bin ich die ganze Geschichte nochmal durchgegangen, habe Korrektur gelesen (keine Gewähr dafür, das alles zu 100% grammatikalisch richtig ist ahhhhh qwq) und mich wieder bissl in das 'Was/Wann/Wie/Wo?' reingefuchst.

Die Schule gibt uns leider so gut wie keine Pause zum Atmen, oder um den anderen Dingen nachzugehen, die wir neben Zeichnen und Entwerfen gerne machen - weswegen es auch so lange dafür gebraucht hat - aber zum Glück haben wir gerade ja 2 Wochen Ferien (war auch echt dringend nötig oof ._.)

Falls euch das Geschehene vielleicht etwas langsamer als die Kapitel davor vorkommt, liegt das daran, dass wir beim RP an dieser Stelle echt viele harte Cuts und größere Sprünge gemacht hatten, die ich beim Umschreiben versuche etwas zu entschleunigen, indem ich ein paar neue Dinge hinzufüge.

Bleibt jetzt nur noch zu hoffen, dass Wattpad nicht wieder beim Hochladen alles durcheinander wirft :')

Light and Shadows | MinjoonOn viuen les histories. Descobreix ara