Kapitel 63

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Spa ist in vielerlei Hinsichten kein einfaches Wochenende. Auf einer Rennebene ist es nach einer langen Pause das erste Rennen und dazu noch eine anspruchsvolle Strecke für jeden. Egal wie erfahren man ist. Es ist aber auch der Todesort von einem engen Freund von Callum.

"Ich gehe auch alleine hin, aber ich würde mich echt freuen, wenn du mich begleiten würdest. Du kannst danach auch wieder zurück laufen. Du musst nicht die ganze Runde mit fahren.", sagt Callum und nimmt mir den Blumenstrauß ab, den ich gerade noch extra besorgt habe.

"Keine Sorge, ich komme mit dir.", sage ich und bringe ihn kurz zum lächeln. Er nickt mir kurz zu und gibt mir dann seinen Paddockpass, bevor wir sein Zimmer in der Hospitality verlassen. Ich mache die Tür hinter mir zu und schaue zu Miguel, der Callum das Fahrrad in die Hand drückt. Dave schließt sich mich an und zusammen verlassen wir die Hospitality, bevor wir uns auf dem Weg zur Strecke machen.

"Wie geht es Callum?", fragt Dave, als Callum außer Hörweite ist.
"Ich weiß es nicht, er hat darüber nicht mit mir geredet. Ich nehme es ihn auch nicht übel.", zucke ich etwas mit meinen Schultern und schaue zur Eau Rouge rauf. Wenn ich da oben ankomme, brauche ich erstmal eine lange Pause.

"Ich kann verstehen, wenn er darüber nicht unbedingt an diesen Wochenende reden will. Ich kann mir echt nicht vorstellen, wie er sich fühlen muss.", sagt Dave und ich nicke ihn kurz zu, bevor wir anfangen die Eau Rouge hochzulaufen. Callum und Miguel sind mit ihren Fahrrädern viel schneller als wir, aber selbst mit Fahrrad wäre ich nicht schneller. Ich habe einfach keine Ausdauer mehr.

"Ich freue mich, dass die nächsten Strecken nicht so lang und steil sind.", sage ich und halte mir etwas meine Hüften, als ich weiter hoch laufe.
"Alles gut Darling?", ruft Callum mir zu und ich zeige ihn einfach nur meinen Daumen nach oben.

Dave und ich laufen den kleinen Hügel zu Ende hoch und auf der anderen Seite warten schon Miguel und Callum auf uns. Callum gibt Miguel sein Fahrrad und ich gebe ihn den Blumenstrauß, bevor ich mich zu Miguel stelle.

Callum atmet einmal durch und geht dann auf den Reifenstapel zu, an den schon einige Blumensträuße liegen. Er kniet sich für einige Momente noch hin und ich sehe selbst von weiten, wie er sich immer wieder durch sein Gesicht fässt.

"Gehen wir schonmal etwas weiter?", fragt Miguel Dave und als dieser nickt, laufen beide einige Meter weiter weg. Ich bleibe auf meinen Platz stehen und schaue etwas besorgt zu Callum. Ich kann mir bis heute nicht vorstellen wie schwer es sein muss einen seiner engsten Freunde zu verlieren.

Callum bleibt noch einen kurzen Moment am Boden und steht dann wieder auf. Er schaut sich die Blumen noch einmal an und kommt dann wieder zu mir gelaufen. Wir beide sagen nichts, sondern nehmen uns einfach in den Arm. Ich bekomme ein kleines Deja-Vu von letztes Jahr.

Ich streiche Callum etwas über seinen Rücken und lächel ihn etwas an, als wir uns beide wieder voneinander lösen.

"Alles gut?", frage ich ihn und er nickt mir direkt zu. Er fässt sich kurz durch seine Haare und schaut mich daraufhin wieder an.
"Danke, dass du mitgekommen bist. Du kannst wieder runter gehen und schlafen.", sagt er und bringt mich kurz zum lachen. Ich schüttel lächelnd mit meinen Kopf und drücke ihn einen kurzen Kuss auf seine Lippen.

"Viel Spaß und bis später. Benimm dich und Ärger Miguel nicht wieder.", sage ich und bringe nun auch Callum wieder zu lächeln. Er nickt mir kurz zu und dreht sich dann um, um mich Dave und Miguel zu laufen.

* * *

Ich habe natürlich nicht geschlafen. Ich habe mich vielleicht nur kurz auf die Couch in Callums Zimmer gelegt, aber meinen Augen waren immer offen. Callum muss laut seinen Fotos, die er mir die ganze Zeit schickt, schon recht am Ende sein, also mache ich mich wieder Richtung Boxeneingang.

Plötzlich kamst du | Callum Ilott ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt