Kapitel 57

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"Wie geht es dir heute?"
"Eigentlich ziemlich gut. Ich bin nur sehr aufgeregt. Ich habe echt Angst vor den Ergebnissen."

Ich bin sehr überrascht, dass ich heute Nacht gut geschlafen habe und ich auch den ganzen Morgen ziemlich ruhig gewesen bin. Mache ich mir innerlich vielleicht zu viele Sorgen?

"Wieso hast du Angst?", fragt Elina und überschlägt ihre Beine etwas.
"Ich denke einfach, dass ich nicht enttäuscht werden will. Ich will echt gerne, dass es bis jetzt gut geklappt hat und ich nicht nur Schritte nach hinten gegangen bin.", sage ich und zucke etwas mit meinen Schultern.
"Hast du das Gefühl, dass es sich gebessert hat oder bist du der Meinung, dass du nur rückwärts gelaufen bist?"

Ich weiß es nicht. Persönlich habe ich das Gefühl, dass ich nur rückwärts laufe, aber alle um mich herum sagen mir, dass ich gute Fortschritte gemacht habe. Ich weiß nicht was ich denken soll und ich bin einfach nur verwirrt.

"Ich weiß es nicht. Ich denke schon, dass ich Fortschritte gemacht habe, aber nicht die, die ich mir wünsche. Viele sagen mir zwar, dass ich mich positiv entwickelt habe, aber ich weiß nicht.", sage ich und lehne mich etwas nach hinten. Elina nickt mir kurz zu und schaut mich dann wieder an.

"Willst du dich nicht enttäuschen oder andere?", fragt sie mich und bringt mich zum nachdenken. Geht es hier vielleicht gar nicht um meine Gefühle? Habe ich einfach nur diesen Knoten im Bauch, weil ich alle anderen nicht enttäuschen will? Vielleicht wollte ich es auch deswegen niemanden sagen. Je mehr Leute involviert sind, desto mehr Enttäuschung kann kommen.

"Ich glaube mir geht es hauptsächlich darum die anderen nicht zu enttäuschen. Ich will sie nicht enttäuschen, dass ich es wieder nicht geschafft habe. Ich will meinen neuen Freunden und meiner neuen Familie nicht zeigen, dass ich schwach bin. Ich weiß, dass Schwäche zeigen nichts blödes ist, aber ich habe einfach nur Angst vor Reaktionen.", sage ich und verwirre mich etwas selber mit meinen Worten.

Ich kann es sowieso nicht jeden recht machen. Warum habe ich mir so lange darüber den Kopf zerbrochen?

"Du kannst nur wachsen, wenn du deine Schultern etwas entlastest. Du musst nicht mit so viel Last herum laufen Anaïs. Du musst es nicht jeden recht machen und du sollst es auch nicht. Es ist dein Leben. Es liegt in deinen Händen was du machst.", fängt Elina an und legt ihr Notizheft endgültig weg, bevor sie weiter redet.

"Ich habe dich als jemanden kennengelernt, die nicht mit mir reden wollte, weil sie schlechte Erfahrungen gemacht hat. Du warst verschlossen und wolltest nur die nötigste Hilfe annehmen. Wenn du mich fragst, bist du sehr über deinen Schatten gesprungen und du hast dich gut entwickelt. Ich sehe keinen Grund warum du dir Sorgen machen solltest. Du brauchst dir keine Sorgen zu machen."

Elinas Worte bringen mich zum lächeln, aber auch zum Nachdenken. Ich habe habe eigenes Leben in den Händen. Es liegt an mir was ich mache. Es wird Zeit für Entscheidungen und für Veränderung.

* * *

Noah blättert durch das kleine Buch und nickt mir immer wieder zu. Er schließt es am Ende und schaut mich leicht beeindruckt an.

"Ich habe nur sehr wenige Personen, die sich so viel Mühe geben. Du hast echt einen tollen Job gemacht.", lobt er mich und gibt mir das Buch wieder. Ich nicke ihn lächelnd zu und stecke es ein, bevor ich was sage.

"Ich habe nachgedacht und ich kann keine Änderung verlangen, wenn ich nicht selber was unternehme. Du meintest, dass ich einen Ausgleich brauche und ich glaube ich fange wieder mit dem reiten an.", sage ich und bringe nun auch Noah zum lächeln.

"Das hört sich wirklich sehr gut an. Hast du noch weitere Ideen?", fragt er mich und lehnt sich neugierig nach hinten, als ich ihn zu nicke.
"Ich wurde nicht wegen Lando oder Callum in den Mittelpunkt gedrängt, sondern ich habe mich bewusst dazu entschieden mein Leben öffentlich zu teilen. Ich wollte es nie offen sagen, aber das was andere über mich im Internet sagen, hat mir schon etwas zugesetzt. Ich bin niemanden eine Erklärung schuldig und ich will nicht mehr so öffentlich sein. Ich lösche alle meine Profile auf den sozialen Netzwerken. Nur so kann ich mit mir selber Frieden schließen.", erzähle ich ihn und wische mir etwas unter meine Augen, als meine Augen etwas glasig werden.

Plötzlich kamst du | Callum Ilott ✔️Where stories live. Discover now