28. Die Macht der Sprache. oder: Pronomen est omen

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Hey Leuddis!

Heute geht es mal nicht darum, wie man aus Versehen zum Ally wird, sondern wie man es mit Absicht wird. Ein wichtiger Teilaspekt vom Ally sein ist ja die Sprache: Pronomen, gendern und Co.
Das ist in erster Linie eine Lern- und Konzentrationssache, und wer mich etwas kennt, der weiß, dass es mit Konzentration bei mir oft nicht weit hergeholt ist (neurodivergent brain lässt grüßen). Aber es soll auch ein bisschen darum gehen, wie man Leute eigentlich wahrnimmt und was das mit Sprache und Klischees zu tun hat.

1. Online
2. Real-Life und Videochat-Kontakte
3. I see u
4. Allgemeine gendersensible Sprache

Online

Die meisten trans Menschis kenne ich (in diesem Fall zum Glück, sonst ist das ja manchmal bisschen schade) (nur) übers Internet. Da hat man immerhin zwei Vorteile:
-Man sieht den Namen immer geschrieben, wenn di*erjenige schreibt
-Man kommuniziert langsamer und wenn man nicht gerade Sprachnachrichten macht, kann man Fehler noch korrigieren, wenn man sie vor dem Abschicken (bei Discord sogar noch danach) bemerkt.
-Im Zweifel kennt man nicht den Geburtsnamen und das Aussehen. Vor allem letzteres macht es leichter: insbesondere dann, wenn di*er andere wenig Stereotype bedient oder ganz am Anfang von deren Transition steht.

Wenn ich Leute einspeichere, schreibe ich mittlerweile oft die Pronomen dahinter, bei RPGs von jedem einzelnen Charakter. Sonst könnte ich mir die auch nicht merken. (In einem RPG ist aus meiner Unfähigkeit für Pronomen die Idee für einen geschlechtsblinden Charakter entstanden. Hab ich jetzt noch gar nicht so oft so richtig ausgespielt, aber dafür ist noch eine Unfähigkeit, andere Katzen auseinander zu halten dazugekommen.)
In einer Gruppe fiel es mir aber besonders schwer: Ein paar von uns hatten oft videotelefoniert und viel geschrieben und so, und dann lange Zeit nicht. Und dann haben wir wieder etwas damit angefangen - und ein großer Anteil von diesem alten Videotelefonie-Kern hat einfach einen neuen Namen und neue Pronomen (kann mich selbst da nicht rausnehmen xD). Und das fand ich teilweise richtig schwierig zu lernen, weil es so viele auf einmal waren und wir eben so viel videotelefoniert hatten, in letzter Zeit aber nicht.

Real life und Videochat-Kontakte - Aber wie lernt man denn jetzt?

Was macht man aber jetzt dagegen, dass man die Leute jetzt die ganze Zeit nicht als ihr richtiges Geschlecht wahrnimmt und vergisst, die neuen Pronomen & Namen zu benutzen?
Die Antwort ist so leicht wie schwer: üben.
Bei der Sprache geht es noch am einfachsten, theoretisch.
Aber praktisch geht es nur zusammen.
Ich habe dazu passenderweise heute auf Instagram ein Video gesehen, in dem das erklärt wurde und das war mir nie vorher aufgefallen, aber es ergibt voll Sinn.
Wenn man nämlich nur die Pronomen im Kopf anpasst, aber nicht, wie man die Person sieht, dann muss man sich konzentrieren, um die richtigen Pronomen zu verwenden. Schriftlich mag das noch gehen, aber spätestens beim Sprechen wirds schwierig, vor allem wenn man mit Konzentration sowieso Probleme hat (wie ich). Also ist der einzige Weg, dass man auch das Geschlecht mitlernt. Das Problem, was es nicht löst, ist allerdings, wenn Menschen nichtbinär sind und unterschiedliche Pronomen verwenden...
Hier (und generell, aber hier besonders) empfiehlt es sich auf jeden Fall, die Pronomen und den Namen eng zusammen zu lernen. Immerhin verwendet man Name und Pronomen austauschbar und manche benutzen auch ihren Namen oder dessen Anfangsbuchstaben als Pronomen. Ich tu mich auch mit dem Namen lernen schwer, aber irgendwie hab ich es ja doch ab und zu noch geschafft, also ist es nur ein Schritt mehr, sich noch die Pronomen dazu zu merken - wie einen Zweitnamen oder den Nachnamen. Denkt euch die Pronomen als Teil der Gesamtbezeichnung der Person. Das kann dann z.B. Name-Nachname-Pronomen sein oder Name-Pronomen-Wohnort (das kam bei mir bei einer Person sogar automatisch, hab ich heute festgestellt xD) oder Name-Pronomen-RPG-Name-Pronomen des RPG-Charakters, oder, oder...
Eventuell kann es ein Problem sein, wenn zwei Menschen mit gleichem Namen unterschiedliche Pronomen verwenden (und das kommt gerade bei genderneutralen Namen häufiger vor), aber in Kombination mit Nachname oder Wohnort sollte das dann schon besser gehen. Überhaupt solltet ihr die Person an sich natürlich mitdenken. Es handelt sich ja nicht um eine abstrakte Vokabel, sondern um eine Person. Denkt vielleicht auch an Gesicht oder Stimme - ich habs ja nicht so mit Gesichtern und Stimme kann bei trans peeps auch manchmal bisschen problematisch sein, aber so rein in der Theorie....

How I accidentally became an AllyHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin