18. Der Souvenirshop des Grauens

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Ja, ich weiß, ich hatte eine Themenreihe angefangen und nicht weiter gemacht, aber kommt noch. Heute hat sich mir gerade ein anderes Thema aufgedrängt...

Urlaubszeit - Souvenirladenzeit. Auf der Suche nach netten Mitbringseln stöber ich durch die Läden. Ein Schild mit der Aufschrift "Moin Moin" amüsiert mich. Was für ein Gesabbel! Verkündet doch das Schild direkt darunter. Moin, es heißt einfach nur Moin. Moin Moin ist nur was für Touristen.

Und Zollstöcke übrigens nur was für Männer. Jedenfalls gibt es die nicht mit Frauennamen. Dafür brauchen nur Frauen nette kleine Täschchen mit Blumenmuster. Um ganz sicher zu gehen, dass auch wirklich nur die Richtigen die Taschen nehmen, sind sie mit Eigenschaften versehen: lieb, nett, kreativ... Das Foto ist leider unscharf geworden, deshalb weiß ich es nicht mehr genau, aber es war jedenfalls dieser Stil.
Und mal ganz unabhängig von Genderfragen ist mir noch was aufgefallen: natürlich gibt es nur diese typischen deutschen Namen. Klar, Häufigkeit und Nachfrage und so - aber da würde mich jetzt wirklich mal interessieren, wie die Zahlen wirklich sind!

Mein Blick fällt auf einen Ständer mit Produkten, die ich aus dem Internet kenne. Schließlich folge ich ja dem #gendermarketing-Hashtag bei Instagram und bin regelmäßig im Gruselkabinett vom goldenen Zaunpfahl unterwegs. Es handelt sich um eine Sammlung von Flachmännern in unterschiedlichen Brauntönen. Mit Sprüchen, die sich gut dazu eignen, "toxische Männlichkeit" zu erklären. Dazwischen: ein knallpinker. "Ich bin Frau, und was ist deine Superkraft?"
Sprüche findet man auch auf Postkarten und ähnlichen Dingen. Auch sie eignen sich wunderbar als Lehrmaterial: Echte Männer fahren Motorrad, aber auch Fahrrad, Traktor und LKW. Sie trinken Whisky, spielen Fußball, stehen am Grill und brauchen keine Anleitungen. Und anscheinend auch keine Schneidebrettchen, denn die sind nur mit Frauennamen versehen. (Zum Grillen braucht man also anscheinend keine. Na klar, ein echter Mann™ steht wahrscheinlich die ganze Zeit am Feuer und lässt die echte Frau™ alles machen, wo man ein Schneidebrett für brauchen könnte. Genauer gesagt: die "beste Mama" und die "beste Oma".)
Immerhin weiß ein Schild auch, dass Frau sein ganz schön hart ist: man muss nämlich "denken wie ein Mann, sich geben wie eine Dame, aussehen wie ein junges Mädchen und schuften wie ein Pferd". Jap, das ist nämlich exakt das Frauenbild, was hier gefördert wird. Und dazwischen Postkarten mit den nackten Hintern zweier am Strand liegenden Mädchen, mit der Aufschrift: "Schöne Aussichten hier!"
Ich frage mich, was es für Aussichten gibt für so eine Gesellschaft.
Seufzend (und mit dem Text für dieses Kapitel im Kopf) schlendere ich weiter durch die Stadt. Ich will mir noch ein kleines Souvenir mit meinem Jungennamen drauf kaufen. Ohne Hinten drauf.

How I accidentally became an AllyWhere stories live. Discover now